Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
     
  
   
   
  
  
  
  
   
      
    
   
   
   
   
  
   
  
  
  
  
    
     
    
  
  
  
  
   
   
      
  
      
   
   
  
  
   
   
     
    
    
   
Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe. 
  
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sich nur wenige Merkmale angeben, welche Allen gemeinschaftlich sind. Diese 
wenigen Merkmale erklären sich aus dem allgemeinen Bauprincipe, alle 
Bewegungshindernisse auf ein möglichst geringes Maass zu redu- 
ciren. 
Die Art der Stofibewegung in der Pflanze ist entweder eine molekulare 
oder eine Massenbewegung. Es kann nicht Aufgabe dieser Abhandlung sein, 
die bewegende Kräfte, welche in vielfacher Hinsicht noch sehr rüthselhaft sind !), 
eingehend zu besprechen. Es gehört dies in das Gebiet der »physikalischen 
Physiologie.« So viel ist aber gewiss, dass mag es sich um Diosmose, Filtration 
oder was immer für eine Bewegungsform handeln, das Vorhandensein von Quer 
wandungen in den leitenden Geweben der Stoffleitung hinderlich sein wird; 
vorausgesetzt natürlich, dass die Bewegung im Inneren der Elemente und nicht 
in den Wandungen von statten geht. Nicht nur, dass eine Massenbewegung 
selbstverstándlich gar nicht möglich ist, wenn ununterbrochene Diaphragmen das 
leitende Röhrensystem in Fächer theilen, auch jede molekulare Bewegung wird 
um so schwieriger und langsamer von statten gehen, je häufiger die Querwan- 
dungen auftreter und je dicker sie sind. Es ergiebt sich daraus die Notwendigkeit, 
die Zahl der Querwandungen in den leitenden Geweben möglichst einzuschränken 
und ihre Durchlässigkeit für die wandernden Stoffe zu erhöhen. Diesen beiden 
Forderungen gemäss sind ı. die leitenden Elemente von mehr oder weniger lang- 
gestreckter Gestalt und 2. die Querwandungen häufig mit zahlreichen Tüpfeln 
versehen, welche bisweilen zu wirklichen Poren, zu Löchern werden. Diese 
beiden anatomischen Merkmale sind die einzigen, welche allen leitenden Gewebe- 
arten gemeinschaftlich sind. 
Ueber das erste dieser Hauptmerkmale ist hier nichts weiter zu bemerken. 
Bezüglich des zweiten Merkmals ist aber hervorzuheben, dass zwischen der ein- 
fachen Tiipfelung der Querwand und ihrer vollstindigen Resorption alle Ueber- 
gänge vorhanden sind. Eine blosse Tüpfelung der Querwände ist überaus häufig. 
Schon die Pallisadenzellen, welche ja noch zum Assimilationssystem gehören, 
zeigen an ihrer unteren Querwand zuweilen Tüpfel, als weiteres Kennzeichen, dass 
die Assimilationsprodukte in der Längsrichtung der Zellen auswandern. So fand 
G. Kraus?) im Mesophyll der Cycadeenfiedern den unteren Fuss jeder Pallisaden- 
zelle constant mit einer oder mehreren Poren besetzt. Getüpfelte Querwände 
sind auch im Leitparenchym, in den Markstrahlen und Parenchymscheiden sehr 
häufig. Besonders auffallend sind in dieser Hinsicht die Querplatten, durch welche 
die in den Zwiebelschalen von Allium Cepa vorkommenden Milchröhren gefächert 
werden. Von oben gesehen zeigt sich auf der Platte Tüpfel an Tüpfel, so dass 
die Aehnlichkeit mit einer »Siebplatte« sehr auffillig ist. Wir haben uns bloss 
die zarten, schwach verdickten Tiipfelmembranen resorbirt zu denken, um eine 
typische Siebplatte, welche den charakteristischen Wandtheil der eiweissleitenden 
Siebrohren vorstellt, vor uns zu haben. Aehnliche Perforationen kommen an den 
Querplatten der Milchréhren von Musa und Chelidonium?®) thatsichlich zu Stande. 
Was die Siebróhren betrifft, so ist wohl zweifellos, dass ihre durchlócherten Sieb- 
!) Vergl. das Capite] über »das Saftsteigen« im »Mikroskop« von NAGELI und SCHWENDENER, 
2. Aufl. pag. 378 ff. fermer PFEFFER’s Pflanzenphysiologie. I. Bd. pag. 113 ff, 318 ff und an 
anderen Stellen. 
?) Ueber den Bau der Cycadeenfiedern, PmiNGsHEIM's Jahrbücher für wissensch. Botanik, 
IV. Bd. pag. 326. 
3) Vergl. DE BArRY, Vergleichende Anatomie. pag. 199. 
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