Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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4. Das Ernährungssytem. 669 
bildung ist. — Und statt von glykoseleitenden Parenchymscheiden werden die 
grôsseren und kleineren Anastomosen von festen Bastscheiden umgeben. 
Es sollen nunmehr einige Beispiele von gesteigerten Ansprüchen an das 
Leitungsvermögen besprochen werden. Wenn sich diese Ansprüche auf den 
Wassertransport beziehen, so sorgt die Pflanze für eine vermehrte Anzahl von 
Gefässen und für eine ausgiebigere Verholzung der Zellwandungen. Wenn es 
sich um die Translokation einer grösseren Menge von plastischen Bildungstoffen 
handelt, so erfolgt entweder eine stärkere Ausbildung der vorhandenen Leitungs- 
stränge, oder es wird die Zahl derselben entsprechend vermehrt. 
Der erste Fall einer Vergrösserung der Leitungsbahn lässt sich in vielen 
Blüthenstandsachsen und Fruchtstielen beobachten, in welchen natürlich zur Zeit 
des Reifens eine sehr lebhafte Stoffleitung stattfindet. Namentlich erfahren die 
eiweissleitenden Gewebe eine solche Vergrósserung. Als ein instructives Beispiel 
mógen hier mehrere Zahlenangaben über die quantitative Ausbildung der Ge- 
webe auf den Querschnitten von zwei Haselnusszweigen (Cory/us Avellana) einen 
Platz finden, von welchen der eine zwei männliche Bliithenkitzchen trugb, der 
andere ein einjähriger, vegetativer Zweig war. Die Messungen wurden in der 
Weise ausgeführt, dass ich mittelst des Zeichenprismas die Querschnitte der Zweige 
mit den Umrissen der einzelnen Gewebearten auf einem Blatt Papier genau skizzirte, 
dann die den einzelnen Geweben entsprechenden Partien herausschnitt, abwog, 
und so die Querschnittsgróssen berechnete. In der nachstehenden kleinen Tabelle 
wurden die gefundenen Zahlen auf gleich grosse Zweigquerschnitte reducirt und 
diese letzteren = roo gesetzt. Zu erwähnen ist noch, dass die Messungen im März, 
kurz vor Beginn des Stáubens der Blüthenkàützchen vorgenommen wurden. 
€ Ere Ll Blüthenkätzchen Vegetativer 
Querschnittsgrôsse y... T 
tragender Zweig Zweig 
des Rindenparenchyms . . . . 62,6 45,3 
p.lLleptoms . . » 0°... + + lO II,2 
p Hadroms.-... 4. . . ., . 10,8 32,0 
py Markes. . . . v. 10,2 14,6 
Aus diesen Zahlen sind sehr deutlich die verschiedenen Ansprüche an das 
Leitungsvermógen der beiden Zweige herauszulesen. Die für die Leitung der plasti- 
schen Bildungsstofte zunüchst bestimmten Gewebe, das Rindenparenchym und das 
Leptom beanspruchen im Blüthenkátzchen-tragenden Zweige 799, im vegetativen 
Zweige bloss 52,59. des gesammten Querschnittes. Dagegen ist das vorzugsweise 
wasserleitende Hadrom im vegetativen Zweige dreimal so stark ausgebildet, als 
im fertllen, entsprechend den so ungleichen Transpirationsgróssen der Organe, 
welche sie mit Wasser zu versorgen haben.  Uebrigens wird der letztgenannte 
Unterschied jedenfall auch durch die verschieden grossen Ansprüche an die 
Festigkeit der beiden Zweige mitbedingt. 
Ich gehe nun auf den zweiten Fall über, in welchem das gesteigerte Leitungs- 
bedürfniss durch eine vermehrte Anzahl von Leitbündeln befriedigt wird. Zwei 
hieher gehörende Beispiele sind von WESTERMAIER!) eingehend geschildert worden. 
Das erste Beispiel betrifft die mit Knollen und Rhizomen überwinternden Begonien 
!) Es ist hier der kurze »Stiel« gemeint, welcher die gemeinschaftliche Inflorescenzachse 
bildet. 
?) Ueber das markstündige Bündelsystem der Begoniaceen, Flora 1879; ferner: Beitrüge zur 
vergleichenden Anatomie der Pflanzen, Il. Ein abnormer Dicotylentypus, Monatsberichte der 
k. Akademie der Wissensch. in Berlin. 1881. pag. 1064. 
ScugNK, Handbuch der Botanik. II. 43 
      
  
  
   
    
   
   
   
  
  
  
  
   
  
   
   
   
   
   
   
  
   
  
   
  
   
    
     
    
    
    
     
    
   
  
   
  
    
  
   
   
  
   
   
   
    
  
   
   
  
  
    
 
	        
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