Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
670 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe. 
(B. boliuiensis, tuberculata, hybrida, ignea, robusta, Rex, hydrocotylifolia u. A.) deren 
Stammtheile natürlich gróssere Stoffmengen zu leiten haben, als diejenigen Zegona- 
Arten, welche den Winter mit oberirdischen, verholzten Stimmen überdauern. 
Diesem in Folge dss »Einziehens« der Reservestoffe gesteigerten Leitungsbediirf- 
nisse entsprechen die markstándigen Leitbündel, welche ein System von stamm- 
eigenen Bündein bilden, welches den schwächer gebauten, nicht mit Knollen oder 
Rhizomen überwinternden Begoniaceen abgeht. Das zweite Beispiel bezieht sich 
auf verschienene Campanula-Arten, welche sich durch grösseren Blüthenreichthum 
von anderen Arten auszeichnen, und bei welchen die einzelnen Blüthen häufig 
gruppenweise beisammenstehen. Hierher gehören z. B. Camp. Trachelium und 
multiflora.  Begreiflicherweise werden die unterhalb der knäuel- und köpfchen- 
artigen Inflorescenzen befindlichen Stammpartien wegen der ungefáhr gleichzeitigen 
Samenbildung reichlicher mit leitenden Elementen ausgestattet sein müssen als die 
armblüthigen, oder mit mehr gleichmássig vertheilten und nach einander reifenden 
Blüthen besetzten Stammtheile anderer Formen. Die Vermehrung der leitenden 
Stránge geschieht durch markstündige Bündel, welche bei C. ZracAeZumn sehr nahe 
dem inneren Rande des normalen Holzringes liegen, bei C. zuziflora zwei concen- 
trische Kreise bilden, von denen der áussere dem normalen Bündelring sehr 
nahe liegt, während ein viel kleinerer das Innere des Markgewebes umschliesst. 
Von besonderem Interesse ist die Ausbildung der stoffleitenden Gewebe in 
den Stammtheilen der Schling- und Kletterpflanzen, welche in neuerer Zeit 
von WESTERMAIER und AMBRONND) in gelungener Weise mit den biologischen 
Figenthiimlichkeiten dieser Gewichse in Beziehung gesetzt wurde. Für den Bau 
des Leitungssystems ist hier der Umstand massgebend, dass die Leitungsbahnen 
stark eingeengt und dabei sehr lang sind. Es ergiebt sich daraus die Nothwendig- 
keit einer möglichst vollständigen Beseitigung aller Hindernisse, welche einer 
raschen Stoffleitung im Wege stehen. Dieser Anforderung entspricht nun der 
anatomische Bau des Leitungssystems vollständig. 
Beim Wassertransport in den Gefässen handelt es sich, wenn eine 
schnellere Fortbewegung erzielt werden soll, um eine möglichste Veringerung der 
Adhäsion des Wassers von den Gefässwänden. »Eine solche Verminderung der 
Adhäsion wird am besten durch die Vergrôsserung des Querschnittes der leitenden 
Kanäle erreicht; denn auf diese Weise wird, da die Cylindermäntel (bei gleicher 
Höhe) proportional dem Radius, die Inhalte derselben aber proportional dem 
Quadrate des Radius wachsen, die Grösse der adhärirenden Flächen im Verhältnisse 
zur Menge der zu leitenden Stoffe vermindert.«?) — Nun ist es eine schon längst be- 
kannte Eigenthümlichkeit der Schling- und Kletterpflanzen, dass ihre Stämme im Ver- 
gleich zu den aufrechtstehenden Pflanzen, sehr weite Gefässe besitzen. Dieselben 
können schon makroskopisch mit Leichtigkeit beobachtet werden. Im nach- 
stehenden sind die durchschnittlichen Durchmesser der grösseren Gefässe einiger 
Schling- und Kletterpflanzen (nach WESTERMAIER und AMBRONN) verzeichnet; des 
Vergleiches halber habe ich einige Angaben über die Weite der Gefässe im Holze 
mehrerer unserer Laubbäume (nach WiEsNER?) danebengestellt. 
? Beziehungen zwischen Lebensweise und Structur der Schling- und Kletterpflanzen. 
Flora 1881. 
2) 1. c. pag. 8 (Separatabdruck). 
3) Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, pag. 526. 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
   
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