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676 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe.
lationssystem mit Kohlensäure versorgen und den in Freiheit gesetzten Sauerstoff
aufnehmen, zeigen sie keine besonderen Anpassungen an die Function des assi-
milirenden Gewebes. Nachdem aber die Intercellularräume der Pflanze häufig
als hemmende Schranken dienen müssen, um die Auswanderung der Assimilations-
produkte in unvortheilhaften Richtungen unmöglich zu machen, so ist diese Neben-
function der Durchlüftungsräume für ihre Anordnung im assimilirenden Gewebe
von massgebendster Bedeutung. Die so häufig wiederkehrende Neigung, Quer-
spalten zu bilden, durch welche die auswandernden Assimilationsprodukte ver-
hindert werden, sofort die Längsrichtung durch das Blatt einzuschlagen, ist im
Grunde nichts anderes, als ein Ausdruck des im Bau des Assimilationssystems
zur Geltung kommenden Principes der möglichst raschen Stoffableitung, welches
seine Herrschaft auch über das Durchlüftungssystem ausdehnt.
Am massgebendsten ist wohl die Transpiration für die Ausbildung des
Durchlüftungssystems. Das Schwammparenchym der Laubblätter kann geradezu
als Transpirationsgewebe bezeichnet werden, weil die grösste Menge des
vom ganzen Blatte ausgeschiedenen Wasserdampfes auf Rechnung dieses mit
Intercellularriumen so reichlich ausgestatteten Gewebes zu setzen ist. — An-
passungen seitens der Pflanze an trockneres oder feuchteres Klima machen sich
deshalb sofort in der Ausbildung des Schwammparenchyms bemerkbar. Je mehr
die Pflanze, um der Gefahr der Austrocknung zu entgehen, ihre Transpiration
herabzusetzen genöthigt ist, desto kleiner werden die Luftlücken des Schwamm-
parenchyms, desto geringer wird auch die Mächtigkeit desselben.!) Auf diese
Weise verringert sich im Innern der Laubblätter die transpirirende Oberfläche,
wobei auch häufig eine Verringerung der äusseren Oberfläche der transpirirenden
Organe nebenhergeht. — Wenn andererseits durch die klimatischen Verhältnisse die
Intensität der Transpiration sehr herabgesetzt wird, wie z. B. an feuchten, schattigen
Standorten, dann ist es für die Pflanze angezeigt, ihr Transpirationsgewebe recht
mächtig auszubilden. Von diesem Gesichtspunkte sind wohl in erster Linie, wie
auch ARESCHOUG hervorhebt, jene Fälle des Blattbaues zu beurtheilen, in welcher
das ganze Mesophyll des Blattes bloss aus Schwammparenchym besteht. Der
von STAHL betonte Zusammenhang einer solchen Blattstructur mit den Be-
leuchtungsverháltnissen, beziehungsweise mit den Bewegungserscheinungen der
Clorophyllkórner, kann wohl erst in zweiter Linie in Betracht kommen. —
Wenn in der Mehrzahl der Fälle die verschiedene quantitative Ausbildung
des Durchlüftungssystems ausreicht, um eine Steigerung oder Verringerung der
Transpiration zu erzielen, so giebt es doch einzelne Fálle, in welchen die An-
passung an trockenes Klima sogar zu einer ganz eigenarügen Anordnung und
Vertheilung der Intercellularrüume führt. Wie oben erwühnt wurde, ist die einzelne
Pallisadenzelle in der Regel von ebenso vielen Längskanälen umgeben, als Nach-
barzellen vorhanden sind. Wiewohl nun das Pallisadengewebe in transpiratorischer
Hinsicht dem Schwammparenchym gegenüber ohnehin schon sehr zurücksteht,
so würde doch die gewóhnliche Anordnungsweise seiner Intercellularriume bei
verschiedenen (australischen) Pflanzen, Hakea, Restio, Kzngia, die Transpiration
in mehr als wünschenswerther Weise fórdern. Hier treten also statt der Làngs-
kanále gürtelfórmig um die Zellen herumlaufende Intercellularráume auf, welche
7) Vergl. F. W. C. ARESCHOUG, der Einfluss des Klimas auf die Organisation der Pflanzen,
insbesondere auf die anatomische Structur der Blattorgane. Botan. Jahrb. von A. ENGLER. II. Bd.
V. Heft. pag. 511 (1882).
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