Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
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680 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe. 
Grösse der transpirirendon Verhältnisszahl In 24 Stunden 
a nO s anspirrende der Spalt- transpirirtes Wasser. 
Blattfláchen in Centim. óffnungen Cu. 
Oben 10 0,48 
Atropa belladonna 40 J ? 
| Unten. 55 0,60 
: ; f Oben 100 0,30 
Syringa vulgaris 20 : 
| Unten 150 0,60 
ga f Oben oo 0,20 
Tilia europaca 20 
| Unten 60 0,49 
Nachdem die Cuticula für Wasserdampf nicht undurchlässig ist, so ist eine 
vollständige Proportionalität zwischen der Zahl der Spaltóffnungen und der ab- 
geschiedenen Wassermenge nicht möglich. Ferner ist zu erwähnen, dass die 
GARREAU’schen Versuche den Einfluss der Spaltoftnungen auf die Transpiration 
sicherlich etwas geringer erscheinen lassen, als dem thatsächlichen Verhältnisse 
entspricht; und zwar deshalb, weil in Folge der grossen Lufttrockenheit, die in 
den beiden Glasglocken herrschte, die Cuticular-Transpiration der zu den Ver- 
suchen verwandten Blätter viel ausgiebiger sein musste, als unter normalen Ver- 
háltnissen. !) 
In anderer Weise experimentirte A. MzRGET,? um die hervorragende Rolle 
der Spaltóffnungen bei der Transpiration ersichtlich zu machen; seine Methode 
bestand in dem Auflegen des zu untersuchenden Blattes auf ein Papier, welches 
mit einer Schicht von Eisen- und Palladiumchlorür bedeckt war. Nachdem ein 
derartig präparirtes Papier, welches anfänglich eine gelblichweisse Färbung zeigt, 
um so dunklere Farbentöne annimmt, je feuchter es wird, so lieferten die auf- 
gelegten Blätter verschieden schattirte Abdrücke, je nach der Menge des von 
ihnen abgeschiedenen Wasserdampfes. Auf Grund dieser Abdrücke konnte dann 
auf die Rolle der Spaltóffnungen beim Transpirationsprocesse geschlossen 
werden. — 
Von HóuNEL wurde in seiner bereits erwähnten Abhandlung nachgewiesen, 
dass die Transpirationskurve des sich entwickelnden Laubblattes zwei Maxima 
aufweist, wovon das eine gróssere Maximum in das frühe Jugendstadium des 
Blattes fällt, das zweite dagegen mit der vollständigen Entwickelung des Blattes 
erreicht wird. Dieser Verlauf der Transpirationskurve kann aus dem Verhalten 
der Cuticula und der Spaltöffnungen vollständig erklärt werden. So lange die 
Cuticula zart, die Stomata unentwickelt sind, findet »cuticulare« Transpiration 
Statt. In dem Maasse, als sich die Cuticula verdickt, sinkt die Transpiration bis 
zu einem Minimum, um mit der Entwickelung der Spaltóffnungen als »stomatüre« 
lranspiration wieder zu steigen. 
2. Bau und Mechanik des Spaltóffnungsapparates. Nur in selte- 
nen Fällen werden die Spaltéffnungen durch blosses Auseinanderweichen von 
gewöhnlichen Epidermiszellen gebildet. Derartige Lücken sind beispielsweise 
von WALDNER®) in der Oberhaut der Blumenblätter von Zranciscea macrantha 
!) Auf andere Fehlerquellen hat HOEHNEL hingewiesen. Vergl. dessen Abhandlung über den 
Gang des Wassergehaltes etc. Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik. I. Bd. 4. ff. 
?) Sur les fonctions des feuilles. Rôle des stomates dans l'exhalation et dans l'inhalation 
des vapeurs aqueuses par les feuilles, Comptes rendus, T. 87. pag. 293. 
3) Ueber eigenthümliche Oeffnungen in der Oberhaut der Blumenblätter von Æranciscea 
macrantha POHL, Sitzungsberichte der Wiener Akademie. 77. Bd. I. Abth. 1878. 
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