Korine
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690 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe.
sehr háufig zu Làngsrinnen, an deren Bóschungen die Spaltóffnungen auftreten;
hierher gehóren z. B. viele Steppengräser; nicht selten sind diese Längsrinnen
mit Haaren ausgekleidet (Casuarina, Exocarpus) Es ist einleuchtend, dass eine
solche Anordnung der Stomata denselben physiologischen Effect erzielt, wie ihre
Versenkung in Trichter und Krüge.
5. Functionswechsel der Spaltôffnungen. Da die Stomata normaler-
weise die einzigen Durchbrechungen der Epidermis vorstellen, so erscheint es
begreiflich, dass die Pflanze von ihnen nicht selten auch in jenen Fällen Gebrauch
macht, wo es sich ihr um die Ausscheidung von tropfbar-flüssigen Stoffen handelt.
Hierher gehören vor Allem die sogenannten Wasserporen,!) welche über den
Enden von Gefüssbündeln, meist nahe dem Blattrande oder auf den Spitzen der
Blattzähne auftreten. Das ausgeschiedene Wasser enthält bei den Saxifraga-
Arten eine grôssere Menge gelôsten kohlensauren Kalkes. Ferner sind hier die
sogen. Saftventile vieler Nectarien zu nennen, an welche sich dann noch die
harzabsondernden Spaltóffnaungen an Coniferenbláttern (nach THomas) und die
wachsausscheidenden Stomata an manchen Früchten (Cydonia japonica, Rosa glan-
dulosa, Prunus Cerasus etc. nach LICOPOLI?) anschliessen. So hat es in einzelnen
Fällen mit der ehemaligen Auffassung der Spaltöffnungen als »Hautdrüsen« seine
Richtigkeit. — Eine eigenthümliche Bedeutung kommt den Spaltöffnungen der
Samenschale von Canna zu, welche mit ihren langen trichterfórmigen Athem-
hóhlen die alleinigen Wege vorstellen, auf welchen zu Beginn der Keimung
Wasser in das Innere des Samens dringt.?) — Die ihrer ursprünglichen Function
entfremdeten Spaltóffnungen büssen in den meisten Fällen die Fähigkeit des
Oeffnens und Schliessens vollständig ein.
6. Die Nebenzellen des Spaltöffnungsapparates. Sehr häufig sind
die den Schliesszellen benachbarten Epidermiszellen anders gebaut als die übrigen
typischen Oberhautelemente und gehören sowol in anatomischer Hinsicht wie
auch ihrer Function nach gewöhnlich zum Spaltöffnungsapparate im weiteren
Sinne des Wortes. Ihre Bedeutung kann eine sehr verschiedenartige sein. So
bilden sie z. B. bei den Cyperaceen mit ihren dünnen Aussenwänden das Haut-
gelenk der Spaltóffnung. Bei Vinca minor sind sie die Reservestoffbehälter des
ganzen Apparates. Und wieder in anderen Fällen bilden sie die Wände und
wallartigen Ueberwölbungen der äusseren Athemhöhlen.
Die Spaltöffnungen der zweiten Lebermoosreihe, der Marchantiaceen, sind von den vor-
stehend geschilderten Spaltöffnungen der Gefässpflanzen und Laubmoossporogonien sehr wesent-
lich verschieden. Die Aehnlichkeit ist eigentlich eine mehr äusserliche und indem man gegen-
wärtig bei den erwähnten Lebermoosen von Ath emöffnungen statt Spaltöffnungen, von Luft-
kammern statt Athemhöhlen zu sprechen pflegt, wird dieser wesentliche Unterschied auch durch
die abweichende Bezeichnung anerkannt. Die Athemöffnung stellt auf dem Thallus von Preissia
und Marchantia einen tonnenförmigen Kanal vor, welcher von mehreren übereinander befindlichen
Ringen von Zellen begrenzt wird; die Fähigkeit des Oeffnens und Schliessens scheint nach den
bisherigen Beobachtungen durchaus zu fehlen. Die grossen Luftkammern sind von chlorophyll-
reichen Zellfäden erfüllt, welche von dem Boden der Luftkammer, manchmal auch von den
Seitenwänden entspringen, und das Assimilationssystem der Pflanze vorstellen. Was die physio-
logische Bedeutung der ganzen Einrichtung betrifft, so wird dieselbe vielleicht am richtigsten als
eine Schutzeinrichtung des Assimilationssystems charakterisirt. Dafür spricht auch die merk-
U) Nüheres über dieselben bei pk Bary, Vergl. Anatomie. pag. 54.
?) Botanischer Jahresbericht von L. Jusr. 1879. pag. 35.
3?) Näheres hierüber enthält meine Abhandlung über »die Schutzeinrichtungen der Keim-
pflanze.« pag. 10 u. II,
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