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xperimentalphysio-
IL Abschnitt.
3. Die Zerstörung der Molekularstructur organisirter pflanzl Gebilde. ^ 61
lichen Resultaten gelangte ich unter Benutzung der Früchte von Z»Zwm vul-
gare+)").
Bei dem Bestreben, die Ursachen zu ermitteln, welche den nachtheiligen
Wirkungen des Frostes auf Pflanzenzellen zu Grunde liegen, dachte man wol zu-
erst daran, die gesammten Erscheinungen auf die Ausdehnung des Wassers bei
der Eisbildung "zurückführen zu können. Man kann sich vorstellen, dass die
Volumenzunahme, welche der Zellinhalt beim Gefrieren erleidet, ein Zerreissen
der Hautschicht des Plasma sowie der Zellmembranen bedingt, und dass diese
Vorgänge ihrerseits den Tod der Pflanzen herbeiführen. Wenn der Inhalt vieler
Zellen plötzlich zu Eis erstarrt, so mögen in der That unter Umständen der-
artige Prozesse, wie wir solche soeben erwähnten, zur Geltung kommen, aber
die Resultate der Untersuchungen NAGELI's3) sowie Erwägungen allgemeiner
Natur führen zu dem Schlusse, dass das Gefrieren der Pflanzentheile in der
Regel nicht von einem Zerreissen der Zellmembranen etc. begleitet sein kann.
Wenn überdies Pflanzentheile in Folge der Frostwirkung an sich nicht, sondern
erst in Folge eines zu schnellen Aufthauens zu Grunde gehen, so kann von einem
Zerreissen der Membranen ihrer Zellen überhaupt gar nicht die Rede sein. Eine
einigermassen klare Vorstellung kann man sich über die Ursachen der Frost-
wirkungen auf Pflanzenzellen bilden, wenn man gewisse Verhältnisse, auf die von
SACHS?) hingewiesen worden ist, nüher ins Auge fasst.
Wenn man nämlich Stärkekleister oder geronnenes Eiweiss gefrieren und
wieder aufthauen lässt, so erhält man Massen, in denen die molekulare Anord-
nung des Wassers und der festen Substanz eine wesentlich andere als vor dem
Gefrieren geworden ist. Es zeigt sich, dass man es jetzt nicht mehr mit homo-
genen Gemischen von Wasser mit Amylum, resp. Eiweiss zu thun hat; vielmehr
haben sich die Stärke- und Eiweissmoleküle in Folge des Gefrierens derartig
zusammengruppirt, dass sie jetzt ein aus festen Partikeln bestehendes Netzwerk
repräsentiren, in dessen Maschen sich das Wasser bewegt. Beim Gefrieren der
Pflanzen, so dürfen wir annehmen, machen sich nun ganz ähnliche Vorgänge
wie beim Gefrieren des Stärkekleisters etc. geltend. Die normale Anordnung der
Tagmen und der Wasserhüllen organisirter Gebilde wird durch die niederen
Temperaturen gánzlich modificirt. Ein Theil des Wassers des Zellsaftes sowie
das von den Zellmembranen und dem Plasma imbibirte Wassers trennt sich
von dem saftigen Pflanzengewebe und wird bei langsamem Gefrieren oft in be-
deutenden Mengen in Form von Eiskrusten, die aus dicht gedrüngten kleinen
Eiskrystallen bestehen, an der. Oberfläche desselben abgeschieden. Die Eis-
krystalle wachsen an ihrer Basis, während das Pflanzengewebe sich nach Maass-
gabe des Wasserverlustes zusammenzieht und seinen Turgor verliert”). Wenn
das Aufthauen gefrorener Pflanzentheile langsam stattfindet, so kann die gesammte
in Folge des Aufthauens entstehende Wassermenge aufs Neue von den Pflanzen-
zellen aufgenommen werden; der Zellsaft nimmt seine ursprünglichen Concen-
1) Vergl. DETMER, WOLLNY, Forschungen auf d. Gebiete d. Agriculturphysik. B. 2. H. r.
?) Besonders unempfindlich niederen Temperaturen gegenüber sind, selbst im wasserreichen
Zustande, ólreiche Samen. Vergl TauTPHOUs, Ueber die Keimung d. Samen. Inaugural-
Dissertat. München 1876. pag. 65.
3) Vergl. NAGELI, Sitzungsber. d. k. bayr. Akadem. d. Wiss. 1861. Bd. 1. pag. 267.
*) Vergl. SacHus, Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen. pag. 60.
5) Vergl. Spezielleres bei SAcHs, Berichte d. k. süchsischen Gesellsch. d. Wiss., 1860 und
Lehrbuch der Botanik. 4. Aufl. pag. 703.
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