66 System der Pflanzenphysiologie.
men der Imbibition, und es ist, um das Wesen des Imbibitionsprozesses richtig
beurtheilen zu können, vor allen Dingen wichtig, sich an jene Vorstellungen zu
erinnern, welche wir uns, zumal auf Grund der Untersuchungen NäÄGELI's, über
die Molekularstructur vegetabilischer Körper gebildet haben. Als imbibitionsfähige
Körper sind nämlich solche aus Tagmen bestehende Gebilde aufzufassen, welche
im Contact mit Flüssigkeiten begrenzte Quellung zeigen.
Wir stellen uns vor, dass die Tagmen imbibitionsfähiger Gebilde, so lange
dieselben sich im trockenen Zustande befinden, einander unmittelbar berühren.
Gelangen die imbibitionsfähigen Körper aber mit Flüssigkeiten in Berührung, so
dringen die Flüssigkeitsmoleküle zwischen die Tagmen ein und entfernen diesel-
ben mehr oder weniger von einander. Das Zustandekommen des Imbibitionspro-
zesses muss also mit einer Volumenzunahme der quellenden Substanz verbunden
sein, und in der That ist leicht zu constatiren, dass pflanzliche Gebilde (einzelne
Stärkekörner, Stücke von Zellmembranen, Samen, Holzmassen), wenn sie im trocke-
nen Zustande mit Wasser in Contact gelangen, ihr Volumen vergrössern. Häufig
lässt sich überdies feststellen, dass die Wassereinlagerung nach verschiedenen
Richtungen hin nicht in derselben Weise erfolgt. Da die Wassermoleküle, um
zwischen die Tagmen einzudringen, dieselben von einander entfernen müssen,
so ist der Imbibitionsprozess offenbar mit einer Arbeitsleistung verbunden. Ande-
rerseits darf allerdings nicht übersehen werden, dass bei dem Zustandekommen
der Imbibition in Folge von Flüssigkeitsverdichtung Wärme frei wird.
Wenn der Prozess der Quellung zum Abschluss gelangt ist, wenn die in Folge
der Quellung hervorgerufene Volumenzunahme der imbibitionsfáhigen Gebilde ihr
Maximum erreicht hat, so bestehen immer noch Attractionskrüfte zwischen den
einzelnen Tagmen. Dies Verhültniss erscheint für die Beurtheilung des Wesens
der Imbibition von besonderer Bedeutung.)
Ich wil hier noch betonen, dass übrigens nicht alle aus Tagmen bestehen-
den Gebilde imbibitionsfáhig zu sein brauchen. Man kann sich vorstellen, dass
Syntagmen existiren, deren einzelne Tagmen einander so lebhaft anziehen, dass
bestimmte Flüssigkeiten nicht im Stande sind, zwischen dieselben einzudringen,
und andererseits ist es móglich, dass es Syntagmen giebt, deren Tagmen ausser-
ordentlich geringe Anziehungskráfte auf einander geltend machen, und in Folge
dessen selbst in Contact mit kaltem Wasser jene Erscheinung, welche in
der Anmerkung als unbegrenzte Quellung bezeichnet worden ist, hervortreten
lassen. Im weitesten Sinne des Wortes kónnte man nun sámmtliche Syntagmen,
mógen sie sich in Berührung mit Flüssigkeiten in dieser oder jener Weise
verhalten, als organisirte Gebilde ansehen. Vom physiologischen Standpunkte
aus erscheint es aber geboten, lediglich diejenigen Syntagmen als organisirte
Gebilde zu bezeichnen, welche in Berührung mit Wasser von gewóhnlicher
Temperatur begrenzter Quellung fähig sind. Die bereits näher betrachte-
ten pflanzlichen Körper (Stärkekörner, Zellhäute und plasmatische Gebilde) ver-
1) Wol zu unterscheiden von den hier erwähnten Imbibitionsprozessen sind jene Vorgänge,
welche durch das Zustandekommen unbegrenzter Quellung charakterisirt werden. Wenn Gummi-
arten und Pflanzenschleim mit Wasser in Contact gelangen, so erfolgt eine ausserordentlich leb-
hafte Quellung. Die Theilchen der Gummi- oder Schleimmassen üben schliesslich keine in
Betracht kommenden Anziehungskräfte mehr auf einander aus, und hierdurch ist die zu Stande
kommende Erscheinung der unbegrenzten Quellung ganz wesentlich von derjenigen, welche als
begrenzte Quellung bezeichnet werden muss und durch. den Imbibitionsvorgang bedingt wird, ver-
schieden.
halte:
organ
8
sind |
Pflanz
suche:
gänge
V
einan«
gen €
bereit
nicht
zweite
ZESSES
Molek
schwi
peratu
nisse,
Diffus
(Mem
Ersch
ten M
jetzt
welch
der N
für de
zu erf
angefe
nicht
losem
behau
Proze:
Ausfi
schein
ZB.
gamer
gen.
natürl
E
durch:
Verlai
betont
von €
bezeic
sehen,
1)
Bd. 58
2. Aufl