Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

        
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
    
   
    
      
   
  
  
  
   
   
  
     
  
   
  
    
   
  
  
    
  
   
    
   
  
    
   
  
    
  
   
   
   
   
  
  
   
   
  
  
   
  
   
    
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rechen. 
IL Abschnitt. 5. Die Bewegung der Gase in den Pflanzen. 79 
erhebliche Gasmengen ansammeln?), und zwar wird dies namentlich am Tage der 
Fall sein. Wenn submerse Wasserpflanzen von Sonnenstrahlen getroffen werden, 
so nehmen sie Kohlensäure aus dem Wasser auf. Der Sauerstoff, welcher in 
Folge des Assimilationsprozesses gebildet worden ist, kann sich in erheblichen 
Mengen in den weiten Intercellularriumen ansammeln, und da er nicht in dem 
Maasse, wie er gebildet wird, nach aussen, das Pflanzengewebe durchdringend, 
entweicht, sogar im Innern der Gewáchse unter nicht unerheblichem Druck stehen. 
Wenn man von der Sonne beschienene Exemplare von Va/sneria, Ceratophyllum 
oder Potamogeton verletzt, so entweicht aus der Wunde in der That ein lebhafter 
Blasenstrom. SACHS?) hebt hervor, dass aus verwundeten Wasserpflanzen, die 
aber nicht unter dem Einfluss des Lichtes, sondern im Finstern unter Wasser 
verweilten, nur wenige Gasblasen entweichen. Daraus folgt, dass der Gasdruck 
im Innern der Gewächse bei Lichtabschluss weniger bedeutend sein muss als 
dann, wenn dieselben den Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, und diese Thatsache 
wird auch unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die zur Kohlensäurebildung 
führenden Stoffwechselprozesse im Allgemeinen weniger energisch als die von 
Sauerstoffbildung begleiteten Assimilationsvorgänge verlaufen, dass die Kohlen- 
säure das Pflanzengewebe leichter als der Sauerstoff passiren kann, und dass die 
Kohlensäure in grösseren Mengen als der Sauerstoff vom Zellsafte aufgelöst werden 
kann, ganz erklärlich. 
Nach dem Gesagten ist es klar, das sich in den Intercellularräumen der un- 
versehrten submersen Wasserpflanzen unter dem Einfluss des Sonnenlichtes eine 
sehr sauerstoffreiche Luft ansammeln wird. Das Gas wird allerdings zum Theil durch 
die Gewebe der Pflanzen entweichen, und die herrschenden Druckverhältnisse 
werden noch beschleunigend auf den Verlauf dieses Vorganges einwirken, aber 
die Energie der Assimilation ist immerhin in vielen Fällen so lebhaft, dass ein 
völliger Ausgleich der Druckdifferenzen nicht zu Stande kommen kann. Zur 
Zeit der Nacht ist der Gasdruck im Innern submerser Wasserpflanzen auf jeden 
Fall geringer als am Tage). | 
c Die hóheren Landpflanzen. Die Erscheinungen der Gasbewegung 
in den Landpflanzen müssen sich zumal deshalb in wesentlich anderer Weise als 
bei den submersen Wasserpflanzen gestalten, weil jene Spaltóffnungen besitzen, 
welche diesen ja in der Regel fehlen. Ein Theil der im Innern der Landpflanzen 
vorhandenen Gase steht also unzweifelhaft mit der atmospháürischen Luft in un- 
mittelbarer Wechselbeziehung. Ich komme hierauf "weiter unten Zurück, und 
möchte zunächst Einiges über die Beschaffenheit der im Innern der Landpflanzen 
vorhandenen Atmosphäre selbst bemerken. 
Manche Pflanzen führen nicht nur in den Intercellularräumen schizogenen 
Ursprungs und den Holzelementen der Gefissbiindel Gase, sondern ihr Gewebe 
umschliesst überdies noch grössere Hohlräume, in denen sich beträchtliche Gas- 
mengen ansammeln können. Ich habe hier natürlich die mit Luft erfüllten 
Räume in den hohlen Stengeln, Blättern und Früchten vieler Pflanzen (Gramineen, 
  
7? Diese mit Gasen erfüllten Intercellularriume dienen den submersen Wasserpflanzen als 
Schwimmapparate. 
2) Vergl. SACHS, Handbuch d. Experimentalphysiologie, pag. 245. 
?) Gewissermassen in der Mitte zwischen den submersen Wasserpflanzen und den Land- 
pflanzen stehen in der hier in Rede stehenden Beziehung solche Wasserpflanzen, welche auf 
Grunde der Gewässer wurzelnd, ihre Blätter und Blüthenstände erst später über die Oberfläche 
des Wassers emporheben. 
dem 
  
 
	        
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