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A. Allgemeiner Theil. 155
Wurzel und Blatt gegliedert, ebenso den von Cladostephus, mancher Phaeophyceen
und Florideen, den der Lebermoose, der Farne, Phanerogamen etc. In keinem
dieser Fälle aber können wir sagen, dass die Gliederung eine homologe sel.
Lebermoose und Farne z. B. sind unzweifelhaft nahe verwandt, allein der Vege-
tationskörper eines beblätterten Lebermooses ist, wie wir wissen, nicht dem eines
Farnkrauts, sondern dem eines thallosen Farnprothalliums homolog, die Erwerbung
einer Gliederung in Stamm und Blatt kann also an der ungeschlechtlichen Gene-
ration der Farnkräuter ganz ebenso selbstständig, d. h. von einfachen, ungegliederten
Formen aus fortschreitend vor sich gegangen sein, wie wir dies bei dem Vege-
tationskörper der ungeschlechtlichen Generation der Lebermoose schon deshalb
annehmen können, weil wir hier eine ganze Anzahl von Uebergangsstufen zwischen
thallosen und foliosen Formen kennen. Die Untersuchung darüber, wie eine
höhere Gliederung im Pflanzenreich zu Stande gekommen ist, darf also ebenso
wenig, wie man dies betreffs der Anordnung des natürlichen Systemes thun kann,
in linearer Weise vor sich gehen, d. h. derart, dass man aus den verschiedenen
Abtheilungen die Formen in eine annähernd continuirliche Reihe zusammenstellt,
sondern. sie muss für jede einzelne Abtheilung zunächst besonders geführt
werden.!) — Was hier ganz im Allgemeinen für die Gliederung des Vegetations-
körpers überhaupt, vor Allem für das Auftreten beblätterter Sprosse gesagt ist,
das ist für besonders abweichende Formen des Vegetationskörpers seit lange be-
merkt worden. Es sollen aber zunächst diese analogen Bildungen hier soweit
sie bekannt sind, näher besprochen werden, wobei es sich natürlich nur um
Hervorhebung einiger prägnanten Erscheinungen handeln kann, denn bei genauerer
Beobachtung wird man fast in jedem Verwandtschaftskreise eine Anzahl analoger
Bildungen auffinden können. Was das Zustandekommen derselben betrifft, so
können sie einerseits dadurch entstehen, dass Pflanzen verschiedener Verwandt-
schaft sich denselben äusseren Lebensbedingungen in derselben Weise anpassen,
andererseits aber treten sie auch in Fällen auf, wo wir eine direkte Beziehung
zu äusseren Bedingungen nicht kennen.
Für die erste Kategorie ein auftallendes Beispiel liefern die Succulenten, von
denen hier nur die Cactus-Form hervorgehoben sein mag, welche bekanntlich
dadurch entsteht, dass die Blätter verkümmern, der Stamm aber eine fleischige
Textur annimmt, durch diese Oberflächenverringerung wird die Verdunstung
heruntergesetzt, eine Eigenschaft welche durch bestimmte anatomische
Charaktere der Epidermis noch erhöht wird. Ausser den Cacteen können nun
aber Pflanzen von ganz verschiedener Verwandtschaft dieselbe Form des
Vegetationskórpers annehmen: so bestimmte Æwphorbia- und Mesembryanthemum-
Arten. Es würden diese, der Natur der Sache nach langsam wachsenden Pflanzen
die von Thieren ihres Wassergehalts wegen begierig aufgesucht werden, längst
ausgerottet sein, wenn sie nicht durch Stacheln geschützt wären. Zur Bildung
der Stacheln, welche in kleinen Büscheln beisammenzustehen pflegen, sind aber
bei der Cacteen-Form der drei genannten Familien ganz verschiedene Theile
verwendet worden: bei den Cacteen sind die Stacheln umgewandelte Blatt-
anlagen, bei den Euphorbien z. B. Z. /rigena umgewandelte Nebenblátter, bei
den cacteenartigen Mesembryanthemum-Arten z. B. M. stelligerum, radiatum, wo die
!) Aus dem eben angeführten Gesichtspunkt erklärt es sich auch theilweise, warum eine
allgemeine Definition des Blattes, die für alle Abtheilungen gelten soll, auf so grosse Schwierig-
keiten stösst, denn das Blatt der Lebermoose z. B. ist dem der Farne analog nicht homolog,