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2. Kapitel. Entwicklungsgeschichte des Sexualsprosses (der Blüthen). 301
zu bedeutender Länge, so dass das fertige Staubblatt einen bäumchenförmigen
Habitus besitzt. Zwischen den letzten (Connectiv-) Gabelzweigen findet man hinfäl-
lige kleine Schüppchen, eine Erscheinung, die sich auch bei gabelig verzweigten
Sprossen wiederholt, sie können vielleicht mit den »Stipellen« verglichen werden,
welche wir oben von den Blättern von ZAhalictrum u. a. erwähnt haben.
Eine seitliche Verzweigung der Staubblattanlagen findet sich nach PavER
und EICHLER bei vielen Fumariaceen.!) Das Androeceum besteht hier (mit
Ausnahme von Aypecouwm) aus zwei mit den innern Blumenkronenblättern
alternirenden Bündeln von je drei Staubblittern, von denen die seitlichen,
ähnlich wie die Staubblitter von Adoxa, nur einfache Staubbeutel besitzen,
während das mittlere einen normalen zweifächerigen Staubbeutel hat. Das
Androeceum tritt in Form von zwei langgestreckten Primordien in die Er-
scheinung, aus denen sich dann das mittlere und die beiden seitlichen Staub-
blätter herausbilden. Ebenso beginnen die Blüthen von Hypecoum; allein
nachdem die beiden seitlichen Staubblattanlagen in jedem Bündel entstanden
sind, vereinigen sich die beiden einander benachbarten seitlichen Staubblatt-
anlagen der beiden Primordien und wachsen nun miteinander zu einem einzigen
Staubblatt heran, so dass man vier Paare von vollständigen Staubblättern erhält.
Dieser merkwürdige Vorgang steht in der vegetativen Region nicht ohne Beispiel
da, er findet sein Analogon erstens an der mehrfach citirten Nebenblattentwicklung
von Galium palustre, andererseits an den Vorgingen wie sie bei Bildung der
Axillarstipeln vorkommen. Auch bei Bildung der Axillarstipeln lösen sich die
Seitentheile des Blattes gewissermaassen von der Blattflüche ab, und werden
durch die auf der Blattfläche auftretende Sprossung mit einander vereinigt. Er-
folgt dieser Vorgang nahe an der Blattbasis wie bei Potamogeton perfoliatum so
ist diese »Ablósung« ein senr auffallender Vorgang. Eine solche Ablósung (die
in beiden Fällen natürlich nicht in Folge eines mechanischen Processes vor sich
geht, sondern auf bestimmten, leicht zu construirenden Wachsthumsvorgängen
beruht) findet sich nun auch bei ZZypecoum, combinirt mit dem in der vegetativen
Region nicht seltenen Vorkommniss, dass zwei ursprünglich getrennte Blattanlagen
zu einer einzigen »verwachsen.«
Reichere Verzweigung der Staubblattanlagen treffen wir bei manchen Myrta-
ceen, von denen Ca/ofAammus gewóhnlich als Beispiel angeführt zu werden pflegt,
das Staubblatt ist hier fiederig verzweigt, und jedes Fiederblittchen trägt einen
Staubbeutel, während die Laubblätter der Myrtaceen einfach, unverzweigt sind.
Nicht alle Myrtaceen besitzen indess solche »verzweigte Staubblättere. Bei manchen sind
die Staubblätter gleichmässig vertheilt, bei andern in Gruppen (Adelphieen) gesondert. Es liegt
wie ich glaube kein Grund vor, bei Myrtus, Callistemon u. a. verzweigte Staubblätter anzu-
nehmen; sondern die einzelnen Staubblattanlagen (vergl. PAvER, a. a. O., Taf. 98) entstehen wie
bei Punica Granatum (a. a. O., Taf. 99) auf der Innenflüche der ausgehóhlten Blüthenachse
selbständig. Sie bedecken dieselbe aber nicht ganz sondern lassen die Streifen zwischen den
Petalis (deren Anlegung noch näher zu untersuchen ist) frei, dadurch entstehen Gruppen von oft
mit einander an ihren Basaltheilen vereinigten Staubblättern; oft wie bei den Lecythideen er-
streckt sich diese Vereinigung auch auf sämmtliche Staubblätter. Bei andern Arten wie bei
Calothamnus können sich dann die Partien der Blüthenachse, auf der die Staubblattanlagen
sitzen zu blattartigen Trigern, resp. verzweigten Blüttern entwickelt haben. Es frägt sich hier
wie in andern Füllen eben, ob die Adelphieen nicht aus einem polyandrischen Androeceum ab-
!) Vergl. PAVER, a. a. O.; EICHLER, Ueber den Blüthenbau der Fumariaceen. Flora 1865 u.
Bliithendiagramme. II. pag. 195 ff.
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