Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

   
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Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
  
heit anzunehmen, dass die Pflanzen auch bei der Keimung keine Wurzeln 
entwickeln, also ebenso vollstindig wurzellos sind, wie das oben (pag. 172) 
für einige Wasserpflanzen angegeben wurde. Andere saprophytische Orchideen 
dagegen, wie ZVeof/a, besitzen Wurzeln, und dasselbe gilt für diejenigen Erd- 
orchideen, die grüne Laubbláütter besitzen. Bei Monotropal) wird sogar der ganze 
Vegetationskórper durch das Wurzelsystem dargestellt, es besteht aus verzweigten, 
nach allen Richtungen in der Erde kriechenden Wurzeln. Endogen an den- 
selben entstehen die Blüthensprosse, und zwar wie die Nebenwurzeln im Peri- 
cambium. Die Wurzelspitzen sind mit einer rasch sich entwickelnden Wurzelhaube 
versehen, die Sprosse an den Wurzeln entstehen, wie es scheint, im Allgemeinen 
in progressiver Reihenfolge. Wáhrend die Sprosse nach der Blüthezeit absterben, 
perennirt das Wurzelsystem, und làüsst in der nächsten Vegetationsperiode wieder 
neue Blüthensprosse hervortreten. Die Keimung von Monotropa ist bis jetzt 
unbekannt, vielleicht verláuft dieselbe aber ähnlich wie die unten zu schildernde 
von Orobanche, einer Schmarotzerpflanze, bei welcher ebenfalls die Blüthensprosse 
endogen an einem Wurzelgebilde entstehen, während ein Keimspross gewôhnlich 
gar nicht zur Ausbildung gelangt. Biologisch verhält sich Monotropa ganz ühn- 
lich wie z. B. die saprophytischen Hutpilze, bei denen der Vegetationskórper 
von dem, einem Wurzelsystem entsprechenden, im Substrate verborgenen Mycelium 
gebildet wird, an dem über den Boden tretende Fruchtkórper gebildet werden, 
und ganz ebenso verläuft auch die Entwicklung derjenigen Schmarotzer, deren 
Vegetationskörper ganz in ihrer Nährpflanze (»intramatrikal«) wuchert, wie der 
der Peronosporeen, Rafflesiaceen u. a. 
2. Blüthen- und Embryobildung. 
Besonders charakteristisch für die Parasiten und Saprophyten ist ihre Samen- 
und Fruchtbildung. Wir finden meistens, dass kleine, aber sehr zahlreiche Samen 
gebildet werden, die einen sehr reducirten, auf einem frühen Entwicklungsstadium, 
vor der Bildung von Cotyledonen und Wurzel stehen gebliebenen Embryo ent- 
halten. Es wird aiso bei der Bildung des einzelnen Samens an Material gespart, 
dagegen eine desto gróssere Menge derselben producirt, eine Einrichtung, die 
bei den Parasiten, namentlich den an gewisse Nührpflanzen gebundenen, die 
Wahrscheinlichkeit des Auffindens einer solchen erhóht, für die sich aber bei sapro- 
phytischen Pflanzen, wie Orchideen oder Monotropa, schwerlich ein Grund wird 
angeben lassen. Es keimen die Samen derselben wie bekannt nur selten, môg- 
lich ist es also, dass ganz bestimmte Bedingungen vorhanden sein müssen, um 
die Keimung der Samen zu ermöglichen, ähnlich wie die Orobanche-Samen nur 
im Contakt mit einer Nährwurzel keimen. Die von einigen früheren Autoren 
gemachten Angaben, dass die Keimpflanzen der Orchideen anfangs parasitisch 
leben, scheint mir durchaus unwahrscheinlich, sie findet in den seither bekannt 
gewordenen Keimungsgeschichten keinen Anhaltspunkt. — Die chlorophyllbe- 
sitzenden Halbparasiten (Viscum, Rhinanthus), dagegen besitzen wohlausgebildete 
') SCHACHT, Zur Entwicklungsgeschichte der Monotropa Hypopitys in Beitr. zur Anat. und 
Phys. pag. 54—65. — Anatomische Details bei KAMIENSKI, Die Vegetationsorgane der Monotropa 
Hypopitys. Bot. Zeit. 1881, pag. 457. Es wird von dem letztgenannten Autor angegeben, dass 
die Wurzelenden von /Momotropa dicht umgeben seien von der Myceliumschicht eines Pilzes, der 
höchst wahrscheinlich bei der Nührstoffaufnahme des Saprophyten eine Rolle spielt, aber in das 
Gewebe desselben nicht eindringt. Im Rindengewebe saprophytischer Orchideen findet man auch 
regelmässig Pilze, die vielleicht eine ähnliche Rolle spielen. 
     
     
  
   
    
  
  
    
  
  
     
   
  
  
  
   
    
     
  
  
  
  
  
   
  
   
   
    
   
   
   
     
   
  
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