Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

   
     
  
     
    
    
    
  
    
    
  
  
  
   
   
     
  
   
   
    
     
   
  
  
  
  
  
  
   
     
   
    
    
    
384 Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane. 
zeichnet. Ihre Zellen besitzen ebenfalls einen dichten Protoplasmagehalt, sie 
werden im Verlaufe der Entwicklung aufgelöst, seltener zerdrückt, die Sporen- 
mutterzellen isoliren sich und runden sich ab, sie nehmen nach STRASBURGER 
Protoplasmabestandtheile, welche von den aufgelösten Tapetenzellen stammen, 
auf, und ausserdem spielt das von den Tapetenzellen stammende Protoplasma 
auch noch eine Rolle bei der Membranbildung der Sporen, eine Funktion, die 
aber wahrscheinlich nicht die einzige ist, welche den Tapetenzellen zukommt, 
denn es ist sehr wohl denkbar, dass sie auch schon vor ihrer Auflösung bei der 
Stoffzufuhr zu dem wachsenden sporogenen Zellkomplex von Bedeutung sind. 
Sie bilden gewissermaassen den provisorischen Ablagerungsort für die Substanzen, 
welche den Sporen später zu Gute kommen sollen, sie gewinnen diese Substanzen 
theilweise durch Zerstörung (Zusammendrücken) von Zellen der Wandschichten. Die 
Wand der Sporangien erfährt, wenn sich das Sporangium dem Reifezustand 
nähert, bestimmte Veränderungen, die mit der Sporenaussaat in Beziehung stehen, 
und unten noch näher erörtert werden sollen. 
§ 2. Form der Sporangien. Die eben beschriebenen Gebilde sind von 
sehr verschiedener áusserer Gestaltung und Stellung. Sie haben bei den meisten 
Farnen die Form kleiner, dem Sporophyll aufsitzender Kapseln, ebenso bei den 
Lycopodieen und manchen Coniferen. Die »Pollensücke« der Cycadeen und 
Cupressineen z. B. gleichen genau den Sporangienkapseln der Farne und Lyco- 
podiumarten. In anderen Fillen wie bei Ophioglossum und den Pollensäcken 
vieler Samenpflanzen!) sind die Sporangien dagegen dem Gewebe des Sporophylls 
oder (wie bei Ailotum) einem Zweigende eingesenkt, sie stimmen aber in ihrer 
Entwicklung ebenso mit den erstgenannten Sporangienformen überein, wie z. B. 
die dem Gewebe eingesenkten Archegonien von Anthoceros mit denen der frei 
über dasselbe hervortretenden. — Die Stellung der Sporangien oder die Placen- 
tation ist oben besonders besprochen worden; hier genüge es hervorzuheben, dass 
die Sporangien ihren Ursprung ausschliesslich aus solchen Pflanzentheilen nehmen, 
die im Zustand des Vegetationspunktes befindlich sind, eine adventive Entstehung 
aus älteren Gewebetheilen ist für dieselbe nirgends bekannt. 
8 3. Entwicklung der Sporangien. Der wichtigste Bestandtheil der 
Sporangien ist der sporogene Zellkomplex. Die Entwicklungsgeschichte hat er- 
geben, dass die Anlage desselben schon auf einer sehr frühen Stufe der Ent- 
wicklung kenntlich ist und zwar besteht dieselbe in einer Zelle, Zellreihe oder 
Zellschicht, welche durch ihren Inhalt von dem anderen Gewebe des Sporangiums 
(Anlage der Sporangienwand, der Tapetenzelle und des Sporangiumstieles) sich 
unterscheidet. Ich habe diese Zelle, Zellreihe oder Zellschicht, welche durch 
Wachsthum und dem entsprechende Zelltheilungen sich im weiteren Verlaufe der 
Entwicklung zu dem sporogenen Zellkomplex umgestaltet, als Archesporium 
bezeichnet.?) Der Ursprung der Tapetenzellen ist ein wechselnder: sie stammen 
7) Dass dies nicht allgemein der Fall ist, zeigt z. B. Fig. 101 nur, dass die Pollensücke 
(Mikrosporangien) hier nicht die Form von rundlichen gestielten Kapseln, sondern von langge- 
zogenen Wülsten haben, was im Querschnitt natürlich nicht hervortritt. 
?) Beiträge zur vergleichenden Entwicklungsgeschichte der Sporangien I. u. II. Botan. Zeit. 
1880 u. 1881. — Den Hauptnachdruck lege ich nicht darauf, dass das Archespor grade überall 
eine Zellreihe oder Zellschicht zu sein braucht, sondern auf den in den genannten Abhandlungen 
geführten Nachweis der Homologie in der Entwicklung der ganzen Reihe der Sporangien. Dass 
das sporogene Gewebe (im Gegensatz zu früheren Angaben) sich überall auf ein Archespor zu- 
rückführen lässt, betrachte ich als Folge einer frühzeitig eintretenden stofflichen Differenz in der 
   
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