Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

    
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20. 
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Abschnitt II. Physiologie. IV. Verhalten gegen Gase. 
Man kann daher die Schwärmzustände der Spaltpilze als ein 
empfindliches Reagens auf Sauerstoff benutzen. 
Manche Spaltpilzformen (z. B. Spirillen) scheinen nach ENGELMANN's Unter- 
suchungen nur eine gewisse Sauerstoffspannung zu ertragen, nämlich eine solche, 
welche geringer ist, als die des Sauerstoffs der atmosphärischen Luft. So lagern 
     
sich gewisse Spirillen unter Deck- 
glas stets in einem gewissen Ab- 
stand vom Tropfenrande und ebenso 
in einem gewissen Abstand von 
Sauerstoff ausscheidenden grünen 
Zellen. Verringert man nun die 
Sauerstoftspannung (z. B. mittelst 
Durchleiten von Wasserstoff), so ver- 
ringert sich der Abstand vom Tropfen- 
rande; vergrössert man sie dagegen 
(mittelst Durchleiten von Sauerstoff), 
so vergrössert sich auch der Abstand 
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der Spirillenzone vom Tropfenrande. 
Manche Spaltpilze = vermögen Fig. 14. (B. 301.) 
nach NAGEL! threm Substrat Sauer- Stück einer Cladophora mit schwirmenden Bacterien 
im Microspectrum von Sonnenlicht. Die Chloro- 
E T ey ns phyllkörner, welche die Zellen sehr gleichmässig 
Nährflüssigkeit, in welcher gährtüch- erfüllen, sind weggelassen, dagegen das Absorptions- 
tige Spaltpilze leben, mit Lakmus band zwischen B und C und die zwischen b und 
F beginnende Absorption des violetten Endes an- 
gedeutet. 200:1. (Nach ENGELMANN.) 
stoff zu entziehen. !) Wenn man eine 
färbt, so wird dieselbe entfärbt (gelb- 
lich) und zwar um so schneller, je 
mehr der Luftzutritt gehemmt ist. Dass dies auf Entziehung von Sauerstoff 
beruht, lässt sich damit beweisen, dass durch Schütteln mit Luft die ursprüng- 
liche Färbung wieder hergestellt wird. Der Desoxydationsprozess verläuft nun 
aber nicht etwa in der Weise, dass die Zellen den Farbstoff aufnehmen, ihm in 
ihrem Innern den Sauerstoff entziehen und dann als entfärbte Verbindung wieder 
ausscheiden (denn der Farbstoff kann zwar durch die lebende Membran, nicht 
aber durch den lebenden Plasmaschlauch hindurchdringen), sondern die Lakmus- 
moleküle werden ausserhalb der Spaltpilzzelle (und in deren Membran) reducirt. 
Auch aus dem Blut vermógen die Spaltpilze Sauerstoff zu entnehmen, aber 
nicht direkt aus den Blutzellen erhalten sie ihn, sondern nach NÄGELI aus dem 
Blutplasma, aus welchem er durch Diffusion in die Spaltpilze hineingeht. (Erst 
wenn der Sauerstoff im Blutplasma sich verändert hat, tritt auch der Sauerstoff 
aus der lockeren Verbindung, in der er sich in den Blutkörperchen befindet, 
in die Flüssigkeit heraus.) 
Die Formen des Essigpilzes (/Mycoderma. aceti) besitzen die Fähigkeit, Sauer- 
stoff auf den Alkohol ihres Substrats zu übertragen (Oxydations-Gáhrung), während 
andere weingeistige Flüssigkeiten bewobnende Spaltpilze dies nicht vermógen.?) 
Wáhrend also die oben erwáhnten Spaltpilze reducirend auf ihr Substrat wirken, 
übt der Essigpilz eine oxydirende Wirkung aus. 
Dass erhöhte Zufuhr von Sauerstoff zu den Culturen unter Umstünden die 
physiologischen Eigenschaften eines Spaltpilzes gänzlich verändern kann, lehren 
die Versuche BUCHNERS mit dem Milzbrandpilz, der bei solcher grösseren Sauer- 
I) Theorie der Gihrung, pag. 40. 
  
2) NAGELI, l c. pag. 49. 
    
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
    
    
   
   
  
   
   
   
    
  
  
   
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
	        
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