Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Hälfte)

Die Spaltpilze, 
4. Fleischextrakt, o,19 mit 5% Zucker, neutral. Glieder 0,8 mikr. breit, 4 
bis 6 mikr. lang. (Bei Jodzusatz kürzeste Glieder nur 0,8 p» lang, ebenso 
breit. 
5. 1$. Fleischextrakt, schwach sauer. Breite der Glieder 0,7 mikr. Länge 
im Minimum 2,0, im Maximum 5,0 mikr. (Bei Jodzusatz kürzeste Glieder 
1,6 mikr., längste 2,5 mikr. lang. 
Auch auf die Bildung derjenigen unregelmässigen Formen, die man Invo- 
lutionsformen nennt, und die beim allmählichen Absterben der Fäden entstehen, 
ist die Zusammensetzung der Nährlösung von Einfluss. Sie treten, wie bereits 
früher bemerkt, am frühzeitigsten auf, wenn der Zuckergehalt der stickstoffhaltigen 
Nährsubstanz gegenüber zu sehr überwiegt, so z. B. in einer Lósung von 0,14 
Fleischextrakt mit 109 Zucker oder in einer Lôsung von o,1% Asparagin mit 
10% Zucker. 
Dass die Art der Nährlösung selbst auf die Cilienbildung von Einfluss 
sein kann, beweist der Umstand, dass dieselbe nach BUCHNER in I$. Asparagin- 
lösung bei 25° C. gänzlich unterbleibt, während sie in Heuaufgüssen etc. bei der- 
selben Temperatur regelmässig auftritt. 
Von sonstigen physiologischen Eigenthümlichkeiten des Heupilzes ist zunächst 
hervorzuheben die Widerstandsfähigkeit der Sporen gegen äussere Ein- 
flüsse. 
Wie schon Conw zeigte, und BREFELD, PRAZMOWSKI und BUCHNER bestátigten, 
werden die Heupilz-Sporen durch die Siedehitze nicht getódtet, und kónnen die- 
selbe selbst mehrere Stunden ertragen, ohne ihre Keimkraft zu verlieren. Man 
benutzt diese Eigenschaft, um den im Heuaufguss sich findenden Pilz von anderen 
Spaltpilzen, welche nicht so widerstandsfáhige Sporen bilden, zu isoliren. 
Gegen Gifte, wie starke Lósungen von schwefelsaurem Kupfer, concentrirte 
Lósungen von Sublimat, von Carbolsáure sind nach BREFELD die Sporen, 'auch 
bei mehrtigiger Einwirkung dieser Reagentien, gleichfalls wenig empfindlich. 
B. Milzbrandpilz.!) Bacterium Anthracis (COHN). 
Unter den Krankheit erregenden Spaltpilzformen nimmt seit einigen Jahren 
wohl keiner ein grösseres Interesse in Anspruch, als der von POLLENDER ent- 
deckte, von BRANELL, DAVAINE, BOLLINGER untersuchte und insbesondere von KocH 
und BucHNER morphologisch und physiologisch erforschte Milzbrandpilz ein. 
Er ruft die hóchst ansteckende Milzbrandkrankheit (Anthrax) hervor, der 
vorzugsweise Wiederkáuer (namentlich Rinder, Schafe, Hirsche und Rennthiere) 
sowie Nager (Màuse, Kaninchen, Hasen etc, namentlich weisse Formen) leicht 
1) Literatur: POLLENDER, Miscroscopische und microchemische Unters. des Milzbrandblutes. 
CASPER's Vierteljahrschrift f. gerichtl. Medicin. XIII. pag. 103. —  DAVAINE, Comptes rendus 
LVIL. LIX. etc. — BRANELL in ViRCHOW's Archiv XL. XIV. XXXVL — BOLLINGER im Central- 
blatt f. d. medic. Wissenschaften von ROSENTHAL u. SENATOR. 1872. pag. 417. — KocH, 
Die Aetiologie der Milzbrand-Krankheit, begründet auf die Entwickelungsgeschichte des Bacillus 
Anthracis, in CoHN, Beiträge z. Biol. II. pag. 277. — Derselbe, Zur Aetiologie des Milzbrandes. 
Mittheilungen aus dem Gesundheitsamte. Berlin 1881. pag. 49. — PASTEUR et JOUBERT, Etude 
sur la maladie charbonneuse (Compt. rend. 1877. Bd. 84. pag. goo ff.) C. DAVAINE, Obser- 
vations sur la maladie charbonneuse (Compt. rend. 1877. Bd. 84. pag. 1322.) — TOUSSAINT, 
Sur les bacteridies charbonneuses.  Daselbst. pag. 415. — BUCHNER, Ueber die experimentelle 
Erzeugung des Milzbrandcontagiums in NAGELI, Untersuchungen über niedere Pilze. pag. 140. 
Vergl. auch die übrigen BUCHNER’schen Abhandlungen daselbst. — KocH, Ueber die Milzbrand- 
impfung. Kassel 1882. 
      
     
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
   
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