186 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen.
sie nothwendige Klima des früheren Ortes auch später noch herrschte. Dieses
Fortwandern ist bekanntlich auch den Pflanzen durch die Beweglichkeit ihrer
Samen leicht, wenn auch nur in sehr kleinen Schritten möglich, und diese lang-
same Beweglichkeit genügt bei langsamer klimatischer Veränderung. Die Ver-
änderungen der äusseren Bedingungen könnenalsosowohl eine Ver-
änderung der Arten, als auch eine Translocation derselben gleich-
bleibenden Arten erzielen, im ersteren Falle das System und im
letzteren die Florenreiche beeinflussen.
Selten allerdings werden bei der Veränderung der Wohnplätze einer Art die
übrigen äusseren Bedingungen, besonders die Wechselbeziehungen zu der sonsti-
gen Lebewelt, am fremden Orte ungeándert sein, und es ist daher das wahr.
scheinlichste, dass eine solche auswandernde Art mit dem Wechsel ihres Wohn-
orts zugleich einen morphologischen Wechsel eingeht, mit anderen Worten: dass
aus ihr eine neue Art wird. Die Veränderung der äusseren Bedingungen
ändert daher, wenn sie auf eine verschiedene geographische Ver-
theilung der in einer gegebenen Epoche vorhandenen Pflanzen hin-
zielt, in der Regel zugleich auch die Artcharaktere selbst, ändert
also die Florenreiche und das System in denselben doppelseitig ver-
änderten Formen.
Der Wechsel wird als ein »morphologischer« bezeichnet, weil es nothwendig ist, die Arten
aus ihren äusseren Merkmalen zu erkennen und als solche zu beschreiben. In Wirklichkeit neige
ich der Meinung zu, dass die Umänderungen, die mit einer sich umbildenden Art vor sich gehen,
physiologisch, besser gesagt »biologisch« sind, sich also z. B. in Aufsuchung anderer Standorte
und damit verbundener anderer Lebensweise, in Gewöhnung an andere Minimal- und Maximal-
temperaturen für ihre specifischen Verrichtungen, in Erlangung einer veränderten Blüthez
Fruchtreifedauer u. a. zuerst äussern.
eit und
Erst nach solchen vorausgegangenen, viel schwieriger
wahrnehmbaren und festzustellenden inneren Veränderungen dürfte die wirkliche morphologische
Umgestaltung vor sich gehen.
Ich glaube diese Meinung vereinigen zu kénnen mit der von NAGELI
bedeutenden Werke!) veröffentlichten Satze, dass entstehende Vari
und nachher erst am Organismus auftreten.
in seinem jüngsten
ationen zuerst im »Idioplasma«
Als Idioplasma bezeichnet NAGELI — ohne einen bestimmt anatomischen Begriff damit zu
verbinden — das die bestimmte und eigenthümliche Entwicklungsbewegung hervorbringende
Anlageplasma, welches zu einer bestimmten Pflanze und zu einem bestimmten Organ einer be-
stimmten Pflanze nothwendig werden muss; jede wahrnehmbare (später morphologisch sichtbar
auftretende) Eigenschaft ist als Anlage im Idioplasma vorhanden, und »es giebt daher ebenso
viele Arten von Idioplasma als es Combinationen von Eigenschaften giebt. Jedes Individuum
ist aus einem etwas anders gearteten Idioplasma hervorgegangen, und in dem nämlichen In«
dividuum verdankt jedes Organ und jeder Organtheil seine Entstehung einer eigenthümlichen
Modification oder eher einem eigenthümlichen Zustand des Idioplasmas.« Diese Anführungen
waren nothwendig für diejenigen, die sich mit NXGELI's Gedankengang noch nicht vertraut ge-
macht haben. Uns berührt hier nun die Frage hinsichtlich der äusseren Einflüsse, ob dieselben
in erster Linie die Eigenschaften des entwickelten Organismus oder das Idioplasma verändern.
NÄGELI meint (a. a. O. pag. 171), dass man zwar zu der Meinung hinneigen könne, dass zuerst
das Merkmal im entfalteten Zustande sich ausbilde und hernach erst das Idioplasma demgemäss
umändere, weil die äussere Ursache auf den entwickelten Organismus wirkt. Die Erfahrung
aber zeige, dass die Umbildung am Individuum nicht mit der äusseren Einwirkung Schritt hielte,
weil manche Veränderungen erst dann einträten, wenn eine ganze Reihe von Generationen unter
jener äusseren Einwirkung gestanden hätte. Denn wenn auch ein dauernder Reiz ein Individuum
während seines ganzen Lebens getroffen hat, ist die von ihm erzielte Veränderung doch nur
äusserst gering im Vergleich mit der Veränderung, die schliesslich nach einer sehr grossen Zahl
!) Mechanisch-physiologische Theorie der Abstammungslehre. München und Leipzig, 1884.
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