Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

      
   
   
  
   
   
   
     
   
  
   
   
     
  
   
    
  
  
    
    
    
     
   
     
  
   
    
    
   
    
204 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
gebieten, oder an abgerissenen Bergsystemen grösserer Inseln in der Nähe der 
Continente, seltener auf continentalen Bergsystemen, wo durch eine Vereinigung 
günstiger Umstände die Einwanderung neuer Lebewesen ausgeschlossen oder 
verringert war. Zu gleicher Zeit sind natürlich solche abgeschlossene Gebiete 
befähigt, aus den auf sie beschränkten und vor fremden nivellirenden Einflüssen 
bewahrten Organismen in deren eigener Fortentwicklung etwas höchst Eigenartiges 
zu machen. 
Dies scheint z. B. der Fall zu sein mit den Bäumen aus der Ordnung der Compositen. Obgleich 
diese Ordnung einem jüngeren Dikotylen-Stamme angehört und sich mit grosser Wucht fast auf 
dem ganzen Erdbereich ausgedehnt hat, so scheint sie mit ihren baumartigen Formen nur wenig 
Glück zu haben; es ist nun schwer zu entscheiden, ob in der jüngeren Tertiärzeit vielleicht mehr 
Compositen-Bäume existirt haben, von denen einige Ueberbleibsel auf tropischen Inselgebieten 
erhalten geblieben sind, oder ob die abgeschlossenen Lebensbedingungen derselben eine baum- 
artige Entwicklung der Compositen erst hervorriefen: jedenfalls haben diese Inseln uns bis auf 
den heutigen Tag solche Compositen-Bäume aufbewahrt, aber dieselben zeigen sich nicht sehr 
widerstandsfähig im Kampfe mit in jüngster Zeit durch den menschlichen Verkehr eingeführten 
Pflanzen, die aus Continental-Gebieten stammen; so sind sie z. B. auf St. Helena ausgestorben 
oder nur noch kümmerlich erhalten. — Ich finde von diesen merkwürdigen Compositen eine 
Zusammenstellung BRicKHAM's!), »welche indess keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt«. 
Von den baumartigen Compositen, welche 25 Fuss Höhe überragen, sind nur 4 bekannt, 
Vernonia celebica, V. Blumeana, Synchodendron ramiflorum (50—60 Fuss hoch) und Melanodendron 
integrifolium. Die ungefähr 20 Fuss Stammhöhe erreichenden sind folgende: Brachyglottis 
(Neu-Seeland), Microglossa altissima (Madagaskar), Commidendron (5 Arten, St. Helena), Petrobium 
(St. Helena), Zachanodes (3 Arten, St. Helena), Robinsonia, (4 Arten, Juan Fernandez), Aa 
(7 Arten Juan Fernandez), Raillardia (4 Arten Sandwich-Inseln), Hesperomannia (Sandwich-Inseln). 
— Hohe Stráucher von Compositen finden sich übrigens vielfach in den australen Florenreichen, 
und diese sind in unseren Kaltháusern der botanischen Gürten oft in Cultur. 
Wenn eine Art oder Gattung, zumal eine jüngere an geologischem Alter, 
unter günstigen Umstánden sich in einem zusammenhingenden Lindergebiete 
entwickeln kann, so wird sie eine stets wachsende Ausdehnung ihres Areals er- 
halten, bis zu einem ihr durch die Concurrenz mit ihren Nachbarn gebotenem 
Maximum. In diesem vermag sie sich vielleicht lingere Zeit stillstehend zu be- 
haupten, ohne dass der Zusammenhang des von ihr besetzten Lündergebietes 
wesentlich durchbrochen wäre (man denkt natürlich überhaupt nur an eine zer- 
streute Besetzung der nahe beieinander gelegenen móglichen Standorte), und man 
spricht alsdann von einer vollendeten »Continuitát ihres Areals«. Die ganze 
Besetzung des grossen Làndergebietes kann nicht unausgesetzt so bleiben; ent- 
weder muss die so ausgebreitete Art (oder Gattung) unter wechselnden Ver- 
háltnissen in mehrere Arten (Gattungen) zerfallen, oder fremde, d h. nicht zu 
ihrem eigenen Stamm gehórige Concurrenten erhalten ein Uebergewicht. Diese 
nun kónnen allerdings von den Grenzen des grossen continuirlichen Areals aus 
die zuerst betrachtete Art einschránken; oft aber — und das letztere scheint viel 
háufiger der Fall zu sein — werden sie das grosse Areal durchbrechen, grosse 
Lücken hineinreissen, bis vielleicht die ursprüngliche Art an einer grósseren oder 
kleineren Zahl weit von einander entfernter Standorte übrig geblieben ist, die 
noch den Gesammtumíang der früheren grossen Ausbreitung zeigen: alsdann 
spricht man von einer »Discontinuitát des Areals«.?) 
Beispiele der letzteren sind vielfach in den Standorten arktischer Pflanzen in den Liindern 
des nórdlichen Florenreichs zu finden. Man nimmt an, dass diese Glacialpflanzen durch die 
!) In den Memoirs of the Boston Soc. Nat. Hist, Bd. I, pag. 528. 
7) WALLACE, Island Life, pag. 63. 
     
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