Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

206 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
wir die specielle Entwicklungsgeschichte aller in diesen verschiedenen Ländern 
vereinigten Pflanzenarten verfolgen wollen. Das letztere können wir nicht aus- 
führen, aber die Resultate dieser verschieden abgelaufenen Entwicklungen haben 
wir in den »systematischen Charakteren« vor uns, und diese sind unzertrennlich 
mit bestimmten geographischen Abschnitten der Erde verbunden. Das aber zu 
zeigen und in den Grundzügen zu erläutern sollte hier versucht werden. 
II. Abschnitt: 
Der Ursprung und die Veränderung der Arten und höheren Systemgruppen 
unter geographischen Bedingungen. 
In den der Auseinandersetzung descendenztheoretischer Ableitungen ge- 
widmeten Werken findet der Leser ausführlich alles das zusammengetragen, was 
an äusserlichen, die Lebensbedingungen enthaltenden und verändernden Faktoren 
einerseits und an inneren Eigenschaften der sich sexuell fortpflanzenden Orga- 
nismen andererseits zur Veränderung der Arten im Laufe der Zeiten beitragen 
kann und die Differenzirung des Pflanzensystems schliesslich, unserer gegenwärtigen 
Kenntniss der Sachlage nach, zu Stande gebracht hat. Bei der inneren Ver- 
bindung, die zwischen systematischer Gruppe und Entwicklung in einem be- 
stimmten Florenreich besteht, sind für uns diejenigen Züge kennen zu lernen 
nothwendig, welche diesen Zusammenhang ordnen und ihn methodisch zu be- 
handeln erlauben; diese Züge pflegen auch in den eigentlich »darwinistischen« 
Büchern nur in grösster Allgemeinheit dargestellt zu werden. — Es folgt daher 
hier eine Auseinandersetzung, welchenach eigentlich pflanzengeographischer Methode 
ihr Material fast nur aus der lebenden Pflanzenwelt schöpft und nur da, wo mög- 
lichst sichere paläontologische Thatsachen vorliegen, auf die letztvergangenen 
Erdperioden zurückgreift. Es handelt sich also hinsichtlich des realen Bodens der 
Thatsachen hier zumeist nur um Darlegung der geringfügigen Umänderungen der 
Organisation, welche man gegenwärtig durch ziemlich sichere Schlüsse hat ver- 
folgen können, und sie sollen nur ein Bild geben, welches vergrössert und von 
Varietäten auf Arten, von Arten auf Gattungen und Ordnungen übertragen den 
Lauf der Erdgeschichte von Periode zu Periode darstellen würde. 
81. Das Heraufreichen von Tertiür-Arten bis zur Gegenwart. — 
Die im ersten Abschnitt als Grundlage hingestellte ununterbrochene Weiterent- 
wicklung des Pflanzenreichs in stetig zunehmender morphologischer Differenzirung 
und geographischer Specialisirung lässt es als wahrscheinlich erscheinen, dass an 
einzelnen günstigen Stellen aus den letztvergangenen Perioden der Erdgeschichte 
sich einzelne Arten bis zur Jetztzeit erhalten haben werden, welche zugleich ent- 
weder in denselben oder in geographisch verwandten Ländern durch glückliche 
Umstände uns im fossilen Zustande aus jenen letztvergangenen Perioden erhalten 
sind. Im Allgemeinen schon spricht der Umstand für einen solchen engen An- 
schluss der Gegenwart an das jüngere Tertiär, dass so viele Tertiärpflanzen sehr 
ähnliche Verwandte in der Gegenwart besitzen; aber es sind auch wirklich 
einzelne Fälle bekannt, wo mit Rücksicht auf den schwankenden Artbegriff einer- 
seits und auf die ungenügende Erhaltung fossiler Pflanzenreste andererseits die 
Meinung vollberechtigt ist, dass einzelne Tertiärpflanzen sich ziemlich constant in 
ihren an Zweigen, Blättern und Früchten festgestellten Merkmalen bis zur Gegen- 
     
   
   
   
   
   
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
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