Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

234 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
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jüngst die andere Möglichkeit als die wahrscheinlichere hingestellt, dass diese 
(Schizophyten, Protococcaceen etc.) nach allen ihren Charakteren zu urtheilen 
sehr jung an geologischem Alter seien und gewissermaassen erst jetzt ihren eigen- 
artigen Entwicklungsgang auf Erden antrüten. 
Es liegt nicht im Rahmen der hier vorliegenden Abhandlung, auf derartige 
schwierige alle Systemgruppen umfassende Fragen einzugehen, welche schon 
dadurch complicirter werden, dass die Meinungen über die wirklich als Urtypus 
zu betrachtende Ausgangsklasse getheilt sind und sich gegenwärtig vielfach nicht 
den Schizophyten, sondern den Flagellaten zuwenden. Es sollte aber durch diese 
vorangestellte Bemerkung von vornherein an Vorsicht erinnert und die Ansicht 
bekämpft werden, dass unser gegenwärtiges, durch die Theorie der Transmutation 
geläutertes Wissen ausreichend sei, um sicher zu behaupten, dass die für das 
ganze Pflanzensystem aufgestellte Stufenleiter auch wirklich die phylogenetische 
sei, d. h. eine solche, welche die reellen Abstammungslinien enthält. Wenn wir 
auch die Stufenleiter Muscineen — Pteridophyten — Gymnospermen — Angiospermen 
construiren und sie morphologisch als richtig bezeichnen, so ist damit an sich 
noch nicht gesagt, dass z. B. die Pteridophyten von den Muscineen abstammten; 
denn dafür kann ein positiver Beweis nicht erbracht werden, und es ist sogar 
vielleicht unwahrscheinlich. Ferner soll, während ich den directen phylogenetischen 
Zusammenhang von Gymnospermen mit Pteridophyten für wahrscheinlich halte, 
damit nicht behauptet werden, dass die Angiospermen aus dem Typus des 
Pflanzenreichs entstammen müssten, den wir jetzt Gymnospermen nennen; denn 
sie können ebenso gut direct aus anderen Pteridophyten in Gestalt eines neuen 
Zweiges entstanden sein. Und endlich soll damit nicht gesagt sein, dass die 
Angiospermen sich alle auf zwei Urformen, einen monokotylen und einen dikotylen 
Urtypus, zurückführen lassen sollen. Was diesen letzten Punkt anbetrifft, so habe 
ich schon oben (pag. 216) sogar für systematisch einheitlich aussehende Ordnungen 
die Möglichkeit anerkannt, dass sie polyphyletisch seien, und habe im weiteren 
Verfolg dieser Anschauung gar keinen Grund zu zweifeln, dass selbständig in 
verschiedenen Florenreichen, ja sogar neben einander in demselben Florenreich, 
eine grosse Zahl verschiedener monokotyler und dikotyler Stämme mit je be- 
sonderem Anfange seit der Kreideperiode entstnden seien, von denen vielleicht 
eine gewisse Anzahl schon wieder gänzlich geschwunden ist, ohne Nachkommen 
für die Jetztwelt zu hinterlassen. Daraus geht auch zugleich hervor, dass nicht 
alle paläontologischen Reste, auch wenn wir sie in vortrefflich erhaltenem und 
gut bestimmbaren Zustande auffinden, nothwendiger Weise Stammformen der 
jetzigen Lebewelt gewesen sein müssen, und dass sie nicht immer Uebergangs- 
typen darzustellen brauchen; dagegen kónnen wir hoffen, dass unter den fossilen 
Pflanzen einzelne Stammformen herausgefunden werden mógen, wie es ja in 
ülteren. Perioden mit Ordnungs- und Gattungstypen, in dem jüngeren Tertiür da- 
gegen mit Gattungen und Arten schon in reichem Maasse der Fall gewesen ist. 
Besonders aber geht daraus hervor, dass es unmóglich ist, die einzelnen Lebe- 
wesen der Jetztwelt durch genetische Bánder derart zu verknüpfen, dass daraus 
ein phylogenetisch sicheres natürliches System sich ergübe, sofern es 
die Ordnungen der Blüthenpflanzen verknüpfen will?) Dass es für Arten 
!) An der einheitlichen Entstehung‘ der Arten, Gattungen und vieler Ordnungen, welche 
letztere jede für sich einzeln darauf zu prüfen sind, halte ich als an dem Wahrscheinlicheren 
fest, wenngleich NÄGELI in »Abstammungslehre« pag. 468—469 auch eine andere Möglichkeit 
zu betonen scheint, 
      
      
   
   
    
   
   
    
  
   
   
   
   
    
  
   
   
   
   
   
    
   
   
   
   
    
   
   
   
    
  
    
   
  
   
   
   
   
  
  
     
    
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