272 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen.
Gattungen zu dieser oder jener nicht mehr das Naturgefühl sondern nur die wirk-
liche Formenkenntniss sich ausfinden; entscheidend ist ja auch bei den Sippen
niederen Ranges die letztere. Daher, weil die Charaktere zu prüfen sind, und
weil diese Charaktere in einer mannigfaltigen Ausprägung auch auf ver-
schiedenem Wege, nämlich aus ähnlichen Stammformen an getrennten Orten (in
getrennten Florenreichen), zu Stande gekommen sein können, ist oben zuge-
geben, dass der hier ausgesprochenen Meinung zu Folge sehr wohl polyphy-
letische Ordnungen im System von trotzdem sehr gut abgegrenztem Charakter
vorhanden sein können. Wenn wirklich einmal von einer solchen die Ungleich-
artigkeit der Abstammung ihrer verschiedenen Theile bewiesen wäre, so würde
es nicht immer Grund sein, diese Ordnung nach Ursprungsstámmen in eine Reihe
von Parallelordnungen aufzulósen; erstens kónnte es dem systematisch gefassten
Begriff der Ordnung widersprechen, und zweitens würde man nicht wissen, wie
viele andere unerkannt gebliebene polyphyletische Ordnungen noch im System
verborgen geblieben sind. Es ist dies eine natürliche Consequenz der oben aus-
einander gesetzten Principien für den morphologischen Aufbau des Systems,
weil uns die Kenntniss der phylogenetischen Verkettung meistens abgeht.
Die Charaktere, welche allen Gliedern einer natürlich gestalteten Ordnung
ohne Ausnahme gemeinsam sind und zugleich allen Gliedern der verwandten
Ordnungen fehlen, sind meistens nicht mehr sehr zahlreich und kónnen sich
schliesslich auf einen einzigen beschrünken, welcher dann als sogenannter
»character diagnosticus« gilt. Dieser letztere soll kein phytographischer Kunst-
griff sondern eine der Natur abgelauschte Thatsache sein, sonst wäre die Ordnung
unnatürlich begründet. An diesen wenigen Merkmalen festhaltend sind die Tribus
und Gattungen der Ordines naturales so zu sagen die verschiedensten Variationen
derselben Hauptmelodie. Doch ist gerade für den Ordnungsbegriff die Methode
der natürlichen Systematik, zusammenfassend zu arbeiten und sich nicht auf ein
einziges Merkmal ausschliesslich zu versteifen, vom durchschlagendsten Erfolg. —
Die Palmen sind z. B. doch gewiss eine natürliche Ordnung; jeder erkennt sie,
fast immer werden ihre Grenzen gleichmässig sicher gezogen, selbst ein wenig
bewanderter Botaniker glaubt vielleicht eine ganze Reihe ihr ausschliesslich zu-
kommender Merkmale nennen zu können. Aber es sind an sich nicht sehr viele
allgemeine Eigenthümlichkeiten der Palmen: die merkwürdige Blattbildung, wo
meistens in den Hauptnerven ein Zerreissen stattfindet, ist ebenso bei Caz/udevica,
die unzweifelhaft zu einer anderen Ordnung gehört; die Anordnung der wichtigen
Inflorescenz ist ebenso bei Pandanus, bei Carludovica und Araceen; der Blüthen-
bau im Allgemeinen ist bei der Mehrzahl der actinomorphen Monokotylen
so, speciell bei Liliaceen, wo auch fleischig-saftige Blumen hiufig sind; die
Trennung der Geschlechter ist nicht einmal allen Palmen gemeinsam. Der
Fruchtknoten nach der Formel G(3) bietet mit der geringen Zahl je einer Samen-
knospe in jedem Fach das beste Merkmal; denn er schliesst die Mehrzahl der
Monokotylen aus und führt am ersten zur Vergleichung von Juncaceen oder,
wenn von den drei Samenknospen schon in der Bliithe zwei abortirt sind, zu der
von Cyperaceen und Gräsern. Von diesen unterscheidet aber der innere Bau
des Samens und die Keimung die Palmen ohne Schwierigkeit.
Um das Gesagte zu verallgemeinern, kónnen wir uns in Formeln ausdrücken:
eine Ordnung A zeige in der Hauptmasse ihrer Glieder eine Zahl wichtiger
Eigenthümlichkeiten, bezeichnet durch die Zahlenreihe r—20; dem einen oder
anderen Gliede fehlen einige dieser Eigenthümlichkeiten, dem einen Nr. 5, dem
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