Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

  
  
   
    
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
    
Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
III. Abschnitt. 
Das Ordnungssystem der Phanerogamen. 
§ 1. Die Entwicklungsreiche. 
Die drei Entwicklungsreiche der Bliithenpflanzen, mit deren Unterscheidung 
in der Entwicklungsgeschichte der Erde wir uns schon unausgesetzt zu beschäftigen 
hatten, sind die angiospermen Monokotylen und Dikotylen, und als drittes 
die Gymnospermen mit nur zwei stark geschiedenen Klassen Coniferae und 
Cycadineae. Vor einem Jahrhundert war diese Theilung des natiirlichen Systems 
noch nicht bekannt; Coniferen und Cycadeen, welche sich thatsáchlich unter den 
Blüthenpflanzen am náchsten an einige typisch apetale, ja sogar achlamydeische 
Dikotylen anschliessen, rangirten damals unter den Dikotylen schlechthin, welche 
Jussieu an die Spitze des Phanerogamen-Systems gestellt hatte; hinter diesen hatte 
er die Monokotylen folgen lassen, auf letztere die Farne und die übrigen Reihen 
der Sporenpflanzen; auch P. DE CANDOLLE brachte bei seiner Umordnung des 
Systems hierin keine Aenderung hervor. Als nun durch die Erforschung des 
Befruchtungsaktes, durch genauere Kenntniss der Vorgünge bei der Pollenschlauch- 
und Embryosackbildung der Blüthenpflanzen mit grosser Sicherheit erkannt wurde, 
dass Coniferen zusammen mit Gnetaceen und Cycadeen in der morphologischen 
Entwicklung ihrer Blüthenorgane am tiefsten stünden und zu den Pteridophyten 
hin eine — morphologisch gedacht — deutliche »Verwandtschaft« zeigten, nahm 
man diese Ordnungen nach dem üblichen Zógern, welches jede nothwendige 
Umstellung aus gewohnter Reihenfolge begleitet, heraus und stellte sie zwischen 
Monokotylen und Pteridophyten an den Schluss der Phanerogamen, oder nach 
Anderer Meinung mit grósserem Rechte an den Anfang der »Archegoniaten«. 
Schluss und Anfang sind hier, wo nur von den Bliithenpflanzen die Rede sein soll, so ge- 
meint, dass die hochstentwickelten, also im allgemeinen die geologisch jüngsten Glieder den An- 
fang der Reihe, die einfachst gebauten und also am weitesten mit ihrer Verwandtschaft in die 
altvergangenen Perioden der Erdgeschichte hinabreichenden Glieder deren Schluss bilden sollen. 
Für die Betrachtung des Systems, so wie es fertig daliegt, ist diese Anordnung bequemer; 
phylogenetisch müsste sie natürlich die umgekehrte sein. 
Nach dieser Reinigung der Abtheilung der Dikotylen, wodurch letztere mit 
den Monokotylen zusammen als Angiospermen den Gymnospermen gegen- 
über gestellt wurden, blieb aber sonst die Reihenfolge ungeündert; die Dikotylen 
standen nach wie vor an der Spitze, die Monokotylen folgten, die Gymnospermen 
bildeten den Schluss. Man hatte sich daran gewóhnt, diese Reihenfolge für »na- 
türlich« zu halten, da man in früheren Zeiten das Herabsteigen vom Vollkommeren 
zum Unvollkommneren schon in den Ausdruck: Dicotyledoneae, Monocotyledonede, 
Acotyledoneae (= Preridophytac etc.), gelegt zu haben glaubte, und in allerlei völlig 
unbegriindeten Dingen in den Monokotylen eine niedere Organisationsstufe zu 
finden vermeinte. Später kam dann der Einfluss der Paläontologie, in diesem 
Falle gleichfalls falsch verstanden, hinzu; es wurde bekannt, dass die Monoko- 
tylen so ziemlich eine Erdperiode älter seien als die Dikotylen; man brachte 
diese Thatsache mit der in den Systembüchern gewohnten Anordnung zusammen 
und machte den Rückschluss: »zuletzt von allen Hauptgruppen des Pflanzenreichs 
treten die Dikotylen als hóchstorganisirte auf.« 
Schon oben (pag. 184) habe ich die phylogenetische Unabhängigkeit der 
Dikotylen von den Monokotylen hervorgehoben und halte es aus mehrerlei 
Gründen für richtiger, die letzteren in dem Phanerogamen-System an die Spitze 
ZU | 
dur 
mot 
isol 
Org 
eig: 
jeni 
gep 
lich 
My: 
nati 
der 
ZU | 
Moi 
Moi 
aus: 
ent: 
sper
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.