Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
416 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
Abtheilungen beschrànkt. Dann aber hóren die Arealbeschrünkungen auf; die 
Klassen oder gar die Divisionen, welche nicht zufällig aus einer oder aus weni- 
gen Ordnungen bestehen, haben keine bestimmten Areale mehr, sondern können 
in allen Theilen der Erde vorkommen. Bekanntlich sind die Oceane den 
meisten verschlossen und von der reich gegliederten Algenflora eingenommen; 
nur die »Seegräser« kommen auch in den Oceanen vor, die beiden zur XII. mo- 
nokotylen Klasse Helobiae gehörigen Ordnungen Najadeen und Hydrocharideen, 
Die Hydrocharideen kommen in einer eigenen Tribus, den Thalassien, mit 3 Gattungen 
hauptsächlich im indischen Ocean vor, und die Najadeen finden sich in 5 oder 6 Gattungen 
viel weiter in tropischen oder in gemässigten Meeren verbreitet, ohne dass jedoch diese marinen 
Gattungen zu einer systematisch abgeschlossenen und von den verwandten Süsswasserpflanzen 
verschiedenen Tribus zu vereinigen wären. — Ueber die specielle Verbreitung der Seegrüser s. 
ASCHERSON in Geogiaph. Mittheilungen Jahrg. 1871 pa. 241, in NEUMAYER's Anleitung zu wiss, 
Beob. auf Reisen pag. 359 und Actes du Congrés intern. de botan. à Amsterdam 1877. 
Es ist schwierig, von der Arealgrósse bestimmter Sippen des Systems, der 
Arten, Gattungen, Ordnungen, klare allgemeine Auseinandersetzungen zu geben, 
weil die Verschiedenheit eine sehr grosse und der verschiedenen Natur der Hei- 
maten jener Sippen entsprechende ist; überall giebt es mehr localisirte und weit 
verbreitete Formen gemischt, nur selten setzt sich die Flora eines kleinen gut 
umgrenzten Stückes der Erde entweder nur aus Sippen mit engem, oder nur aus 
solchen mit sehr weitem Areal zusammen. Doch erfordert das Interesse der 
Sache wenigstens den Versuch eines Eingehens. 
ALPHONS DE CANDOLLE, der in seiner ausgezeichneten GéoegrapAze botanique 
raisonnée!) so ausgedehnte Untersuchungen über die Areaie von Arten, Gattungen 
und Ordnungen angestellt hat, wie sie seitdem trotz aller anderen Fortschritte der 
Pflanzengeographie noch niemals wiederholt sind, hat einige auch heute noch 
gültige und hóchst bemerkenswerthe Gesetzmässigkeiten aufgestellt. Hinsichtlich 
der Arten selbst, welche allerdings immer zugleich eine bestimmte Gattungs- 
und Ordnungszugehórigkeit besitzen und sich daher nur bei weit verbreiteten 
Ordnungen in ihrem Areal direct vergleichen lassen, hat er gefunden, dass von 
derselben Ordnung die in den nordischen, zumal nordpolaren Lándern vorkom- 
menden Arten im Mittel ein sehr viel ausgedehnteres Areal besitzen als die 
übrigen Arten jener Ordnung (z. B. bei Campanulaceen, Salviaceen, Rosaceen, 
Brassicaceen.) Schon in der nördlich gemässigten Zone (vom Polarkreis bis gegen 
30° n. B.) nimmt die Arealgrósse der Arten ab, ist aber immer noch grösser 
als innerhalb der Tropen (z. B. bei Asteraceen, Salviaceen, Acanthaceen, Rosa- 
ceen, Brassicaceen, Polygoneen;) aber von den Campanulaceen finden sich mehr 
Arten mit ausgedehntem Areal innerhalb der Tropen als in der nórdlich ge- 
mässigten Zone, vielleicht in Folge der geringen Anzahl tropischer Arten. Am 
kleinsten wird jedoch das Areal in den australen Lándern, unter welcher Be- 
zeichnung wir allgemein die südlichen Auslaáufer der grossen Continentalmassen 
Afrika, Asien (d. h. Australien, Neu-Seeland) und Amerika zusammenfassen wollen, 
südlich von dem eigentlich tropischen Klima oder südlich von einer ungefáhr 
mit dem Wendekreise des Steinbockes zusammenfallenden und sich an den Ost- 
kiisten der genannten Linder weiter als an den Westkiisten gen Siiden senken- 
den Grenzlinie. In diesen australen Lándern kommen verháltnissmássig sehr 
viele Arten mit sehr kleinem Areal vor, umgekehrt also ist an diesen Südspitzen 
1) Paris und Genf 1855. Kapitel VIL besonders pag. 560, 563—594; Kap. XIV und 
XVI— XVIIL pag. 1135— 1160. 
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