Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
  
  
  
  
  
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492 Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
herrschen dann scharf ausgesprochene Ruheperioden, nach denen die verschiedenen 
Vegetationsformen in einer ihre Mannigfaltigkeitnoch weit erhóhenden Verschieden- 
artigkeit eine neue Vegetationsperiode beginnen, bald mit Eróffnung der Blüthen, 
bald mit Entfaltung neuer Assimilationsapparate, bald mit der Entwickelung neuer 
Thátigkeit in denselben alten und in ‘rascher Folge noch durch neue vermehrten 
Organen. 
Die Wissenschaft hat der menschlichen Praxis, welche ihre eigene Jahres- 
periode so oft durch bestimmte Züge der Pflanzenwelt charakterisirt und die 
Jahreszeiten darnach beurtheilt, eine verschärfte Beobachtung des Eintritts der 
Vegetation in einem bestimmten Lande in einen bestimmten Zustand entlehnt, 
indem sie die Durchschnittszeiten für eine bestimmte Phase, z. B. für die Be- 
laubung háufiger Laubbáume und deren Blüthe, aus vieljáhrigen Beobachtungen 
ermittelt und dann auch wohl durch Nachschlagen in den meteorologischen Jour- 
nalen irgend ein Temperaturmoment herausgreift, welches auf dieselbe Zeit zu 
fallen pflegt. Diese Registrirung bezeichnet man als »Pháünologie«. Hinsichtlich 
der Versuche, die phänologischen Beobachtungen mit klimatischen Momenten 
in Uebereinstimmung zu bringen, ist nicht zu vergessen, dass die Regelmässigkeit 
der Jahresperiode und also der jährlichen Wiederkehr derselben Vegetations- 
phasen nur im Allgemeinen richtig ist, und dass sich Schwankungen in ihr gerade 
so wie in den an jedem einzelnen Datum vieler Jahre beobachteten Temperatur- 
graden zeigen. Die Sonne ist der regulirende Factor; dieselben Gründe, welche 
eine Verspätung im Eintritt einer bestimmten Phase während eines Jahres be- 
wirken, beeinflussen auch den Stand der meteorologischen Instrumente, und da, 
wo die Temperaturerhöhung als Maass der eine Phase auslösenden Einflüsse 
gelten kann (wie bei uns in Mittel-Europa), werden dieselben Einflüsse auch 
Wirkung auf das Thermometer haben. Man darf daher — mit Zusätzen und Ein- 
schränkungen — Vergleiche ziehen, ohne an ein Gebundensein einer bestimmten 
Vegetationsphase irgend einer Species an eine fixe Temperatursumme des Jahres 
glauben zu dürfen; einer solchen Meinung stehen schon die vielfältigen Erfah- 
rungen über Acclimatisation im Wege. 
Hinsichtlich der Vertheilung der periodischen Abschnitte zeigen auf der Erde 
die Polargebiete und die üquatorialen Lünder die gróssesten Gegensätze: in den 
ersteren ist die Jahresperiode allein deutlich und stark, es giebt nur völlige Ruhe- 
zeit und eine in raschem Uebergange folgende Vegetationszeit, ohne dass in der 
letzteren die Wirkungen von Tages- und Nachtwechsel bedeutend sind; in den 
letzteren ist eine völlige Ruhezeit ausgeschlossen, das Klima beeinflusst im 
Jahre nur ein Ansteigen und Abfallen der Vegetationsenergie so, dass verschiedene 
Pflanzen sich darin je nach ihren besonderen Ansprüchen verschieden verhalten 
können, dabei ist aber der Wechsel von Tag und Nacht in seinen Wirkungen 
stets gleich bleibend und ungeschwicht. 
Zwischen diesen beiden Extremen liegen breite Ländermassen, in welchen 
sich der Uebergang beider Periodenwirkungen ausdrückt und in welchen durch 
zwischenkommende Wirkungen regelmässiger oder intermittirender Niederschläge 
und durch den dadurch beeinflussten Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre neue, 
wechselvolle Bilder erzeugt werden, die bald mit der der Polarnacht entsprechen- 
den strengen Winterkälte, bald mit der dem Aequator entsprechenden intensiven 
Sonnengluth mit oder ohne dieser entsprechende Niederschlagsmenge zusammen- 
hängen, und welche dabei in der Tagesperiode bald mehr dem Polar-, bald mehr 
dem Aequatorialleben ähnlich sind, : 
      
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
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