Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
Die systematische und geographische Anordnung der Phanerogamen. 
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betreffen, denen ein bestimmender Werth für ein bestimmtes Florengebiet zuzu- 
schreiben ist, so kann dieses selbst dadurch in sichererer Weise als sonst umgrenzt 
werden. Viele karthographirte Florengebiets-Grenzen sind thatsächlich so entstanden, 
für alle Florenreiche liefern Vegetationslinien von secundärer Bedeutung Abthei- 
lungen von halb klimatalogischem, halb systematischem Werthe, welche die grossen 
Ländermassen zweckmässig gliedern lassen und unter dem Namen »Vegetations- 
regionen« eine willkommene Verbindung der klimatischen Gliederung mit den 
einzelnen Florengebieten erlauben, indem sie wiederum zu einer Einheit gestalten, 
was sich ja überall thatsächlich als Einheit darstellt: eine bestimmte Flora aus- 
gerüstet mit bestimmter Periodicität und mit nach Vegetationsformen verschieden- 
artiger, aber doch einheitlich zusammenpassender Biologie. 
Die physikalische Geographie geht zu ihren Zwecken, die eine Erklärung und 
ein Verständniss des örtlich verschiedenen Landschaftsbildes von der Botanik 
verlangen, von den auffälligsten Erscheinungen aus, welche die Pflanzenwelt dar- 
bieten kann, und diese bestehen in »Vegetationsformationen«, gebildet durch 
den geselligen Aneinanderschluss gleicher, gleichartiger oder auch verschieden- 
artiger Gewächse. Ein Fichten- oder Buchenwald, eine von Calluna vulgaris ge- 
bildete Haide, sind Beispiele für eine aus gleichen Gewächsen in der Hauptsache 
bestehende Formation, ein aus hunderten von Arten gebildeter geschlossener 
Tropenwald für eine aus gleichartigen Gewächsen bestehende Formation, eine 
tropische Savane aus hohen Gräsern mit einzeln eingestreuten, starkbelichteten 
Bäumen dazwischen für eine solche aus verschiedenartigen Gewächsen. Die be- 
kännten Vegetationsformationen, als welche man gewöhnlich Wälder, Gebüsche, 
Wiesen, Steppen, Moore, Haiden, Fels- und Wasserbewohner mit vielen Modi- 
ficationen zu nennen pflegt, bekommen ihren Charakter durch diejenigen Vege- 
tationsklassen, welche zu ihrer Bildung zusammentreten und eine geschlossene 
oder lückenhafte Vegetationsdecke in der Landschaft bilden; die Vegetations- 
klassen aber bestehen selbst aus einer Reihe biologischer Vegetationsformen, re- 
präsentirt in jedem Florenreich durch ganz bestimmte Sippen des Systems. Die 
letzteren bilden also wiederum die nothwendige Grundlage für jede Landschafts- 
Charakterisirung, ebenso wie die Vegetationsskizze derselben auf die Biologie 
der am hauptsächlichsten in den herrschenden Vegetationsformationen vertretenen 
Vegetationsform, oft nach Einzelarten getrennt, einzugehen hat. 
Auf einer zweckmässigen Verbindung beider Gesichtspunkte unter Hervorhebung 
der auffälligen Momente in den thatsächlichen Erscheinungen, unter Begründung durch 
die jedem Florenreich zukommenden Charaktere einerseits und durch die in der 
Wechselwirkung von Klima, Standort und Pflanzenleben liegenden Erscheinungen 
andererseits, beruht die von der physikalischen Geographie geforderte Charakte- 
risirung der »Vegetation der Erde«, wie sie bisher erst einmal, von GRIsEBACH 
i. J. 1872, als erster grossartig entworfener Versuch geschrieben worden ist. Sie 
tritt aus dem Rahmen der eigentlichen botanischen Wissenschaft heraus und hin- 
über in die allgemeine physikalische Geographie, indem sie sich mit der geo- 
logischen Entwickelung der Erde, mit dem orographischen Aufbau der Continente 
und Inseln, und mit der Klimatologie zu einem Gesammtbilde zusammenzufügen 
sucht und daher die Aufgabe erfüllen muss, alle als richtig anerkannten leitenden 
Gesichtspunkte der Pflanzengeographie in sich zu verkórpern und einem jeden 
die ihm zukommende Erklárungssphüre zuzuweisen. 
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