Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
gánzliche Zerstórung der Chloroplasten stattgefunden hátte und dass im Frühjahr 
eine Neubildung derselben durch Differenzirung aus dem Cytoplasma heraus ein- 
trete, findet nach den neueren Untersuchungen von ScniwPzR (III, 166) ein Ver- 
schwinden der Chloroplasten niemals statt; vielmehr konnte derselbe auch in 
den ziegelroth gefärbten Blättern von Buxus, sowie in den untersuchten Coniferen- 
blättern scharf begrenzte Chromatophoren nachweisen. Dieselben hatten aller- 
dings ihren Chlorophyllfarbstoff zum Theil verloren und es waren ausserdem in 
denselben häufig noch schön carminrothe Tröpfchen sichtbar, die im Frühjahr 
wieder verschwanden. 
Kapitel ro. 
Einige weitere Organe des Plasmakörpers. 
In diesem Kapitel sollen der Reihe nach einige Organe des Plasmakörpers 
beschrieben werden, die zwar unter sich sehr verschiedenartig sind, deren Ver- 
einigung in ein Kapitel mir aber bei den sehr lückenhaften Kenntnissen, die wir 
über die meisten derselben besitzen, am zweckmässigsten erschien. 
1 Die Cilien. 
Als Cilien, Geisseln oder Wimpern bezeichnet man die fadenfôrmigen 
Gebilde, die sich in der Pflanzenwelt nur an den Schwärmsporen und Sperma- 
tozoen vorfinden und durch ihre Schwingungen die freie Ortsbewegung derselben 
bewirken. 
Häufig sind die Cilien so zart, dass sie, namentlich wenn sie in lebhafter 
Bewegung begriffen sind, selbst mit Hilfe der besten Objektive nicht mehr deutlich 
wahrgenommen werden können. Ihre Beobachtung gelingt in diesen Fällen am 
besten, wenn man sie mit Jodlösung oder Osmiumsäure zur Ruhe bringt und fixirt. 
Von KocH (I) wurde auch zur Beobachtung der Cilien die Mikrophotographie 
mit Vortheil verwandt. 
Bezüglich der Zahl sowie auch der Anheftungsweise der Cilien kommen 
bei den verschiedenen Pflanzen grosse Verschiedenheiten vor. So ist z. B. bei 
den Zoosporen von JaucAeria die gesammte Kórperoberfláche mit Cilien bedeckt; 
die von Oedogonium besitzen an dem farblosen vorderen Ende einen Kranz von 
Wimpern, während die von Cladophora und Saprolegnia ebendaselbst nur zwei, 
die von Æuglena nur eine Wimper tragen. Die Schwärmsporen von Achlya, so- 
wie auch die der Jzceideem sind endlich dadurch ausgezeichnet, dass bei ihnen 
die beiden Wimpern etwas rückwürts von der Spitze angeheftet sind, und dass 
von denselben stets die eine nach vorn, die andere nach hinten gerichtet ist. 
Bei ein und derselben Art ist die Zahl und Anheftungsweise der Cilien meist 
constant, doch kommen in dieser Beziehung auch zuweilen Abweichungen vor 
(cf. FALKENBERG I, 194). Häufig zeigen auch systematisch nahestehende Gattungen 
ein gleiches Verhalten: so sind z. B. die Schwärmer der verwandten Gattungen 
Olpidiopsis, Woronina und Rozella nach FiscHER (I, 11) abweichend von allen 
andern Pilzen dadurch ausgezeichnet, dass bei ihren Schwürmsporen eine kürzere 
nach vorn schwingende Cilie an der Spitze, eine längere nach hinten gerichtete 
dagegen seitlich am hinteren Ende entspringt. Auf der anderen Seite schwankt 
jedoch nach Zopr (I,8) bei den Schwärmern der niederen Mycetozoen die Zahl 
der Cilien zwischen ı und 3, und es sind dieselben auch in der verschiedensten 
Weise inserirt. 
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