Full text: Handbuch der Botanik (Dritter Band, zweite Hälfte)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
576 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
Zu den Krystalloiden der zweiten Art rechnet ScuruPER die aus dem Samen 
von Musa Hillii; bei diesen ist namentlich die Combination des Rhomboëders 
mit der Basis sehr häufig. Dieselben sind ebenralls optisch positiv. 
Optisch negativ sind dagegen die Proteinkrystalloide aus dem Samen von 
Sparganium ramosum, die sonst den Krystalloiden der ersten Art vollkommen 
gleichen. 
Die übrigen Proteinkrystalloide sind in krystallographischer Hinsicht noch 
nicht mit der genügenden Sorgfalt erforscht; wahrscheinlich ist es jedoch nach 
den vorliegenden Untersuchungen, dass dieselben zum grössten Theile dem regu- 
làren, zum Theil aber auch dem rhombischen Krystallsystem angehóren. 
Von besonderem Interesse sind die Quellungserscheinungen der 
Krystalloide. Da ich jedoch im zweiten Abschnitte die Mechanik der Quellung 
oder Imbibition ausführlich besprechen werde, will ich hier nur hervorheben, 
dass die Quellung in einer begrenzten Wasseraufnahme besteht, dass aber gleich- 
zeitig mit dem aufgenommenen Wasser auch in diesem gelóste Substanzen in 
die quellungsfáhigen Kórper einzudringen vermögen. So ist es denn auch z. B. 
erklärlich, dass die Krystalloide von Farbstoffen, wie Eosin, ganz durchdrungen 
werden können, was natürlich bei echten Krystallen nicht môglich ist. 
Es ist ferner eine bei quellungsfihigen Kärpern häufig zu beobachtende 
Erscheinung, dass die Menge des eingelagerten Wassers in verschiedenen 
Richtungen ungleich ist. Bei den Krystalloiden müssen dann natürlich mit der 
Quellung auch die Winkel sich ändern. So hat denn auch bereits NAEGELI (IV) 
Winkeländerungen von mehreren Graden während der Quellung eintreten sehen. 
Von Interesse ist es jedoch, dass nach SCHIMPER’s Untersuchungen (VI, 149) 
durch die Quellung die Symmetrieverháltnisse der betreffenden Krystalloide nicht 
gestórt werden. Die bei der Quellung eintretende Ausdehnung der Krystalloide 
stimmt somit in ihrer áusseren Erscheinung mit der Würmeausdehnung der echten 
Krystalle überein. 
Es leuchtet ein, dass nach Obigem bei den regulüren Krystalloiden Winkel- 
änderungen überhaupt nicht eintreten können, und in der That hat denn auch 
ScHIMPER bei den regulären Krystalloiden von Ricinus beobachtet, dass diese sich 
auch bei der starken Quellung in sehr verdünnter Salzsüure in allen Richtungen 
gleich stark ausdehnen. 
Bei den hexagonalen Krystallen muss ferner in der Richtung senkrecht zur 
Hauptachse die Quellung iiherall gleich stark sein, was auch nach den von SCHIMPER 
an den Krystalloiden von Musa Hillii ausgeführten Messungen vollkommen zu- 
trifft. Offenbar kann aber die Quellungsfähigkeit in der Richtung der Hauptachse 
eine andere sein, als in den dazu senkrechten Richtungen, so hat denn auch in 
der That SCHIMPER beobachtet, dass sich an den Krystalloiden der Paranuss bei 
der Quellung in sehr verdünnter Salzsäure die grôssere Diagonale der Rhomboëder- 
flächen um 70% ausdehnte, während bei der kleineren Diagonale keine Aenderung 
zu constatiren war; die bei einer solchen Quellung eintretenden Winkeländerungen 
betragen nach den Berechnungen von SCHIMPER über 20°, das Achsenverhältniss 
änderte sich von 1:2,4 zu 1:4,1. Noch auffallendere mit der Quellung verbun- 
dene Gestaltverinderungen beobachtete Durour (I, 17) an den Krystalloiden der 
Samen verschiedener Cupressineen (namentlich Chamaecyparis sphaeroidea). Die- 
selben dehnten sich in verdiinnter Kalilauge um mehr als das neunfache ihrer 
ursprünglichen Länge aus, während die Breite derselben sich nicht merklich 
änderte. Leider ist es diesem Autor in Folge der Kleinheit und unregelmässigen 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
	        
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