578 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
lich Endosperm und Embryo, verschieden verhalten und entweder nur fettes Oel
oder vorwiegend Stärke führen. Doch herrscht in dem Samen ein und derselben
Art stets vollständige Constanz bezüglich der Vertheilung von Stärke und Oel,
und es verhalten sich in dieser Hinsicht auch systematisch verwandte Gattungen
meist gleichartig. In den Sporen der Kryptogamen ist fast ausnahmslos fettes
Oel als einziger stickstofffreier Reservestoff anzutreffen; ebenso wurde in den
Pollenkórnern nur bei einigen wenigen Pflanzen von NAEGELI (V, 388) Stärke
gefunden.
Ausser in den Reservestoffe speichernden Zellen findet sich sodann Stärke
sehr häufig in den lebhaft wachsenden Organen und in den Leitungsbahnen
der Kohlehydrate, wo sie als »transitorische Stärke« eine allzu starke An-
häufung der löslichen Kohlehydrate verhindert, wenn die Zuleitung der Letzteren
aus den assimilirenden Organen oder aus den Reservestoffbehältern schneller
erfolgt, als der Verbrauch oder die Ableitung derselben. Aus analogen Gründen
findet man endlich auch in sehr vielen Fällen eine Anhäufung von Stärke in dem
Assimilationsgewebe selbst, sobald durch Assimilation in diesem eine grössere
Menge von Kohlehydraten gebildet wird, als in gleicher Zeit fortgeleitet werden
kann.
2. Gestalt. Die Gestalt der Stärkekörner zeigt bei den verschiedenen
Pflanzen eine sehr grosse Mannigfaltigkeit, wie dies namentlich aus der grossen
Monographie der Stärkekôrner von C. v. NAEGELI (V) ersichtlich ist. In dem
nämlichen Organe ein und derselben Pflanzenart werden jedoch abgesehen von
den verschiedenen Entwicklungsstadien nur geringe und innerhalb ganz bestimmter
Grenzen liegende Schwankungen in der Form der Stärkekôrner angetroffen, und
es sind in vielen Fällen nicht nur Arten und Gattungen, sondern auch ganze
Familien durch charakteristische Gestalt der Stärkekôrner ausgezeichnet.
Namentlich unter den Stärkekörnern von geringer Grösse sind nun solche,
die die denkbar regelmässigste Gestalt, die Kugelform, besitzen, häufig anzu-
treffen; dagegen findet man nur selten grössere genau oder auch nur annähernd
kugelförmige Körner. Häufiger sind unter diesen linsenförmig zusammenge-
drückte und ovale Formen; so sind z. B. in den reifen Oosporen der Characeen
grosse, linsenförmige, in den Samen der meisten Papilionaceen ovale Stärke-
körner enthalten (cf. Fig. 18, I und II). Nicht selten sind auch noch bedeutend
mehr in die Länge gestreckte, stab- oder spindelförmige Stärkekörner zu finden,
so z. B. in der Wurzel von Alpinia chinensis (Galangawurzel) wie aus
Fig. 18, XI, ersichtlich ist. Die grósste Verbreitung besitzen jedoch unter den
Stárkekórnern von einiger Grosse die abgerundete Kegeltorm und die Keilform,
zu diesen gehóren z. B. die bekannten Stáürkekórner der Kartoffel und die in
Fig. 18, IV und V, abgebildeten Stürkekórner aus dem Rhizom von Canna War-
$Zet2c21.
Bei manchen Pflanzen finden sich auch an den Stürkekórnern dieser Art an
einer oder verschiedenen Stellen buckelartige Erhebungen, wie z. B. an den
Fig. 18, VI abgebildeten Stáürkekórnern aus den Schuppen von ZaAraea squa-
maria.
Die merkwürdigsten Gestalten zeigen jedoch die Stárkekórner, die im Milch-
saft der tropischen Euphorbiaceen enthalten sind; dieselben sind z. Th. einfach
stabfórmig in die Lánge gestreckt, z. Th. an den Enden derartig angeschwollen,
dass man sie mit Recht als knochenfórmig bezeichnet hat (cf. Fig. 18, X).
Es verdient noch an dieser Stelle hervorgehoben zu werden, dass die
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