588 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
ringsten Substanzmengen enthalten müssen; denn sie sind nach dieser Annahme
als die ältesten am längsten der lösenden Wirkung der Fermente ausgesetzt ge-
wesen. Es scheint mir aber sehr fraglich, ob wir zu der Annahme eines solchen
periodischen Wechsels von Neubildung und Auflösung von Stärke berechtigt
sind; denn wenn auch die grosse Verbreitung der stärkelösenden Fermente nach
den Untersuchungen von BARANETZKY (I) nicht bezweifelt werden kann, so bleibt
es doch auf alle Fälle fraglich, ob wir auch in denjenigen Zellen, in denen es
sich lediglich um eine schnelle Ablagerung von Reservestärke handelt, stets eine
partielle Auflösung der Stärke annehmen können. Die MEvEr’schen Beobachtungen
an /ris-Rhizomen, bei denen es sich stets um lange Zeiträume handelt und bei
denen noch durch die wachsenden Wurzeln Complikationen herbeigefiihrt werden,
können in dieser Richtung natürlich nur relativ geringe Beweiskraft bean-
spruchen.
Einen weiteren Beweis gegen die Appositionstheorie sieht nun NAEGELI darin,
dass in einigen Fällen wachsende Körner lange Zeit vollkommen homogen bleiben,
später aber Schichten erkennen lassen, die kleiner sind, als die jungen, noch
homogenen Korner. NarGELI (V, 221) hat diese Beobachtung namentlich an den
in den Schuppen von /enfaria und den Oogonien der Characeen enthaltenen
Stürkekórnern gemacht. Derartige Veränderungen im Innern der Stärkeôërner
stehen nun offenbar mit der Intussusceptionstheorie in vollem Einklang, dürften
sich aber nach der Appositionstheorie nur sehr schwer erklären lassen. Die
einzig mögliche Annahme scheint mir die zu sein, dass die jungen Körner nur
scheinbar homogen waren und dass die schon vorher an ihnen vorhandene
Schichtung erst später durch Fermentwirkung deutlich sichtbar gemacht wird.
Auf alle Fille wire aber diese Annahme durch Beobachtungen näher zu be-
griinden.
Sodann fehlt es für die Anhänger der Appositionstheorie noch gänzlich an
einer exacten Erklärung für die in manchen Stärkekörnern während des Wachs-
thums auftretenden Risse, die mit der NAEGELI'schen Theorie vollkommen im Ein-
klang stehen.
Ganz unvereinbar mit der Appositionstheorie sind endlich die von NAEGELI
(V, 219) gemachten Beobachtungen, dass die jungen Körner häufig eine andere
Gestalt haben, als die eingeschlossenen Schichten der älteren, und dass in diesen
häufig Schichtencomplexe beobachtet werden, die frei als selbständige Körner
gar nicht vorkommen. Ich will jedoch bemerken, dass einige der von NAEGELI
erwähnten Fälle neuerdings von ScuiwPER (V, 207) mit abweichendem Resultate
nachuntersucht wurden und dass mir somit in dieser Hinsicht eine erneute aus-
gedehntere entwicklungsgeschichtliche Untersuchung geboten erscheint.
Ebenso dürfte auch eine eingehendere Untersuchung über die Entstehung
und das Wachsthum der zusammengesetzten und halbzusammenge-
setzten Stárkekórner sehr willkommen sein, wenn es auch nach den Unter-
suchungen von SCHIMPER (IV u. V) bereits als sehr wahrscheinlich angesehen
werden kann, dass in dieser Beziehung die NAEGELI'schen Anschauungen aufzu-
geben sind. NAEGELI nahm nämlich an, dass dieselben durch innere Differen-
zierung aus einem einzigen ursprünglich homogenen Korne entstehen sollten und
dass nur ausnahmsweise durch Verschmelzung einzelner Stärkekörner zusammen-
gesetzte Stärkekörner entständen, die er dann als unechte zusammengesetze
Stärkekörner bezeichnete.
Dahingegen hat nun SCHIMPER für eine ganze Anzahl von Pflanzen die Ent-
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