Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
Kapitel 13.
Die übrigen festen Einschlüsse der Zelle.
In diesem Kapitel sollen die sámmtlhichen, noch nicht besprochenen festen
Inhaltsbestandtheile der Pflanzenzellen eine eingehende Behandlung finden. Da
diese Substanzen zum Theil aber auch der Zellmembran eingelagert oder aufge-
lagert sind, werde ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auch zugleich die der
Zellmembran eingelagerten und aufgelagerten fremdartigen anorganischen Sub.
stanzen mit besprechen, obwohl diese wohl logischer erst nach Besprechung der
Zellmembran behandelt werden würden.
I. Fettkrystaile.
Obwohl Fette bekanntlich im Pflanzenkórper eine grosse Verbreitung besitzen
und namentlich in der Mehrzahl der Samen den einzigen stickstofffreien Reserve-
stoff darstellen, sind Fettkrystalle bisher nur in ganz wenigen Fàállen innerhalb
lebender Pflanzenzellen beobachtet worden. Die meisten Pflanzenfette sind eben
bei gewóhnlicher Temperatur flüssig und gehóren somit in die Klasse der fetten Oele.
Fettkrystalle wurden jedoch von PrErrEn (II, 485) in den Zellen des Samens
Elaeis guineensis, Bertholletia excelsa und Myristica moschata beobachtet. Sie bilden
in diesen langgestreckte Nadeln, die meist büschelfórmig oder strahlig angeordnet
sind und háufig geringe Krümmungen zeigen. Es lassen sich diese Gebilde
daran leicht als Fettkrystallee erkennen, dass sie beim Erwärmen zusammen-
schmelzen und in Benzol leicht lóslich sind.
2. Feste Farbstoffausscheidungen.
Ausser den bereits besprochenen in den Chromoplasten enthaltenen Farbstoft-
krystallen sind feste Ausscheidungen von Farbstoff nur innerhalb des Zellsaftes
beobachtet und besitzen stets eine blaue oder violette Farbe. Sie treten ent-
weder als Aggregate amorpher kleiner Kórner auf oder in Form kleiner
Krystüllchen, die dendritenartig oder radialstrahlig aneinander gelegt sind.
Derartige Farbstoffausscheidungen sind von Weiss (IT) in den Zellen des
Fruchtfleisches von Solanum nigrum und Passiflora spec. und der Blüthenblätter
von Delphinium elatum beobachtet. Nach SCHIMPER (I, 8) finden sie sich auch
in den an der Basis der Petala von Glaucium fulvum gelegenen Zellen.
Man nimmt gewöhnlich an, dass diese Gebilde einfach aus dem auskrystal-
lisirten Ueberschuss des im Zellsaft enthaltenen Farbstoftes bestehen. Es scheint
mir jedoch bemerkenswerth, dass dieselben mit den Ausscheidungen, die PFEFFER
(V) innerhalb verschiedener lebender Pflanzen durch Eintragen derselben in sehr
verdünnte Methylenblaulósung künstlich hervorrief, grosse Aehnlichkeit haben und
dass sie — wenigstens nach den Abbildungen von Wiss zu schliessen — ebenso
wie jene auch innerhalb ganz farblosen Zellsaftes vorkommen können.
3. Schwefel.
Ausscheidungen von Schwefel im Innern von lebenden Pflanzenzellen wurden
bisher nur in einigen Spaltpilzen aufgefunden, die, wie die Beggiatoen, in Sub-
straten, die reich sind an faulenden organischen Substanzen, vegetiren.
Der Schwefel erscheint in diesen in Form stark lichtbrechender Kórnchen,
die meist nur in geringer Grósse und Anzahl vorhanden sind, bei àlteren Indivi-
duen aber háufig den Innenraum der Zellen fast ganz ausfüllen.
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