620 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
Flechten Verholzung nachgewiesen, eine Angabe, die jedoch RICHTER (II) nach der
Phloroglucin-Salzsäure-Reaction nicht bestätigen konnte (cf. dagegen Harz I).
s. Die Verschleimung der Membran und die übrigen Schleimbildungen
der Pflanzenzelle.
Als Verschleimung der Zellmembran bezeichnet man gewóhnlich denjenigen
Process, durch den dieselbe in einen stark quellungsfáhigen Zustand übergeführt
wird, der schliesslich sogar bis zur vollständigen Löslichkeit der Zellmembran ge-
steigert werden kann. Wie wir jedoch im zweiten Theile noch näher sehen
werden, zeigen auch die echten Cellulosemembranen bezüglich ihrer Quellungs-
fähigkeit grosse Schwankungen und es sind namentlich an den sogen. hygro-
skopischen Pflanzentheilen häufig Membranen anzutreffen, die einen hohen Grad
von Quellungsfáhigkeit besitzen, ohne sich im Uebrigen von echten Cellulose-
membranen zu unterscheiden. Ebenso sind nun ferner auch die als Pflanzen-
schleime oder Gummiarten bezeichneten Substanzen durch sehr verschieden starke
Quellungsfáhigkeit ausgezeichnet und es besteht ein ganz allmáhlicher Uebergang
von den stark quellungsfáhigen Membranen zu den schon in kaltem Wasser lós-
lichen Gummiarten, zu denen z. B. das Gummi arabicum gehôrt. Es ist somit
auch eine Classificirung der stark quellungsfáhigen Umwandlungsprodukte der
Cellulose und der verwandten Kórper nach dem physikalischen Verhalten der-
selben nicht ausführbar.
Ebenso ist es aber auch bei unseren mangelhaften Kenntnissen über die
chemische Constitution der Kohlehydrate zur Zeit nicht móglich, eine Eintheilung
derselben nach ihren chemischen Eigenschaften streng durchzuführen. Selbst die
vielfach übliche Unterscheidung von Pflanzenschleimen und Gummiarten
wird von den verschiedenen Autoren noch in verschiedener Weise begründet und
es scheint mir somit am zweckmüssigsten, alle die verschiedenen Cellulosemodi-
ficationen und verwandten Kórper, die mit der Cellulose ihrer procentischen Zu-
sammensetzung nach übereinstimmen, sich aber durch starke Quellungsfáhigkeit
oder Lóslichkeit in Wasser von dieser unterscheiden unter der gemeinsamen Be-
zeichnung der Pflanzenschleime oder Pflanzengallerte zusammenzufassen.
Allerdings kann schonjetzt als sichergestellt gelten, dass mit der Verschleimung
in vielen Fàllen tiefgreifende chemische Umlagerungen verbunden sind. Dies geht
schon daraus hervor, dass ein Theil der Pflanzenschleime bei der Oxydation mit
Salpetersáure neben Oxalsáure Schleimsáure entwickelt, die bei der gleichen Be-
handlung der Cellulose niemals entsteht. Auch zeigen dieselben gegen Jodlósungen
ein sehr verschiedenartiges Verhalten, es werden nämlich die einen schon durch
Jod allein gebläut, andere dagegen nur durch Jod und Schwefelsäure oder Chlor-
zinkjod, wieder andere werden endlich durch Jodpräparate unter keinem Um-
stande gefärbt. Auch gegen Kupferoxydammoniak verhalten sich die verschiedenen
Schleimarten verschieden.
Bemerkenswerth ist es jedoch, dass alle bisher näher untersuchten Schleim-
arten ihrer procentischen Zusammensetzung nach mit der Cellulose vollkommen
übereinstimmend gefunden wurden, und es ist somit auch die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen, dass die mit der Verschleimung verbundene Aenderung der phy-
sikalischen Eigenschaften in manchen Fällen nur durch eine Lockerung von
Molecularverbindungen oder durch einen Zerfall der Micellen hervorgebracht wird.
Erwähnen will ich schliesslich noch, dass viele Schleimarten mit dem von
SzvszvLowicz zuerst verwandten Corallin (Rosolsáure) eine sehr intensiv rothe
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