Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
wurde der Nachweis geliefert, dass auch in zahlreichen anderen Geweben die 
Zellwände durchgehende Poren besitzen und es ist sogar nach den zur Zeit vor- 
liegenden Untersuchungen nicht unwahrscheinlich, dass die meisten lebenden 
Zellen einer Pflanze durch solche Perforationen mit einander in Verbindung stehen. 
I. Bei den Siebróhren befinden sich nun die Poren namentlich auf den 
Querwánden und zwar sind diese, wenn sie genau transversal gestellt sind, stets 
in ihrer ganzen Ausdehnung siebartig durchbrochen, während bei den schief- 
gestellten Querwänden meist eine Anzahl von eng zusammenliegenden Poren auf 
scharf umgrenzten Membranpartien vereinigt ist, die man gewöhnlich als Sieb- 
platten bezeichnet. Diese stehen auf der betreffenden Querwand meist in einer 
Reihe übereinander und sind durch stärker verdickte Membranpartien von ein- 
ander getrennt. Ausserdem finden sich Siebporen aber auch häufig an denjenigen 
Längswänden, die zwei Siebröhren gegen einander abgrenzen. Sie sind bei diesen 
meist auch zu grösseren Complexen vereinigt, die man gewöhnlich als Sieb- 
felder bezeichnet. 
Die Siebporen gestatten nun übrigens nur so lange eine offene Communi- 
cation, als die betreffenden Siebróhren noch functionsfáhig sind, und es findet 
bei der spáteren Obliteration derselben, die stets auch mit Aenderungen der In- 
haltsbestandtheile verbunden ist (cf. FrscueR IV), ein Verschluss der Siebporen 
statt. Derselbe wird bewirkt durch eine ziemlich stark lichtbrechende Masse, 
die in manchen Reactionen mit den oben besprochenen schleimartigen Modifi- 
kationen der Cellulose übereinstimmt und gewóhnlich als Callus bezeichnet 
wird, deren Zusammensetzung jedoch noch nicht sicher festgestellt werden konnte. 
Der Callus ist dadurch ausgezeichnet, dass er sich mit verdünnter Chlorzinkjod- 
lósung, der etwas Jod und Jodkalium hinzugefügt ist, intensiv rothbraun fürbt. 
Ferner kann man sich zum Nachweis desselben auch sehr gut des Corallins be- 
dienen, das den Callus ebenso wie manche Pflanzenschleime schón hyacinthroth 
tingirt (Janczewsky I). Endlich sollen nach Russow (V, 63) bei der Tinction 
mit Anilinblau und nachherigem Auswaschen mit Glycerin nut der Callus und die 
Zellkerne blau gefärbt erscheinen. 
Nach den Untersuchungen von Russow (V und VI) sind nun sowohl bei den 
Angiospermen und Gymnospermen, als auch bei den Pteridophyten derartige 
Callusmassen ganz allgemein an den Siebplatten und Siebfeldern anzutreffen; 
und zwar treten dieselben schon vor der vollkommenen Ausbildung der Sieb- 
poren auf und überziehen mit ganz dünner Schicht auch die activen noch 
functionirenden Siebporen; erst mit dem Alter der Siebröhren nimmt der Callus 
immer mehr zu, und es bilden sich zu beiden Seiten der Siebplatten dicke Callus- 
polster, die von den immer enger werdenden Poren durchsetzt werden, schliess- 
lich aber überhaupt keine Perforation mehr erkennen lassen. Solche Calluspolster 
sind namentlich in den perennirenden Gewächsen zur Zeit der Winterruhe aus- 
nahmslos anzutreffen, während im Frühjahr in diesen wieder eine partielle Auf- 
lösung des Callus stattfindet. Eine gänzliche Auflösung des Callus tritt an den 
obliterirten Siebröhren ein, aber stets erst dann, wenn auch die Inhaltsbestand- 
theile der Siebröhren verschwunden sind. 
Ueber den Ursprung des Callus lassen sich noch keine sicheren Angaben 
machen, doch sprechen manche Beobachtungen dafür, dass derselbe durch Meta- 
morphose des Siebróhreninhaltes, speciell des in diesem enthaltenen Schleimes, 
entsteht (cf. FISCHER IV, 15). Die physiologische Bedeutung des Callus 
konnte bisher noch nicht festgestellt werden. 
     
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