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644 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
doch durch von HónNEL (V) der Nachweis geliefert, dass diese scheinbare Ringstreifung durch
Knickungen oder Verschiebungen hervorgerufen wird, die durch die Druckkr
üfte der umliegenden
Zellen bewirkt werden.
Gewóhnlich tritt allerdings in Folge dieser Druckkrüfte nur eine Wellung
der Oberflüche an den angrenzenden Bastzellen auf,
wie dies schon früher von WIESNER (IV)
beobachtet wurde;
bei den hier in Frage kommenden Zellen sollen diese Verschiebungen aber
nach den Untersuchungen von HÖHNEL’s meist auch feine Querspalten in den
Membranen der-
selben hervorrufen,
durch die das abweichende Verhalten der betreffenden Zellen gegenüber ver-
schiedenen Reagentien und Farbstoffen erklärlich wird.
Besonders beachtenswerth ist es nun aber, dass sehr häufig sogar in ein und der-
selben Membran verschiedene Streifensysteme vorkommen; so findet man meist
gleichzeitig longitudinale und transversale Streifung; ferner sind bei den spiralig ge-
streiften Membranen häufig zwei in entgegengesetzter Richtung und unter ver-
schiedenem Neigungswinkel gegen die Längsachse verlaufende Streifensysteme
vorhanden. Während nun aber NAEGELI annahm, dass auch in ein und derselben
Schicht eine Kreuzung verschiedener Streifensysteme stattfinden sollte, kommt
nach den neueren Untersuchungen von Dirrrr (II) SrRASBURGER (I) u. a. eine
solche Kreuzung innerhalb ein und derselben Schicht niemals vor, die in ver-
schiedenen Richtungen verlaufenden Streifensysteme sollen vielmehr stets auch
verschiedenen Membranschichten angehóren. In der That konnte ich mich eben-
falls mit Hilfe des ausgezeichneten Zxiss'schen apochromatischen Systemes (Ap. 1,3,
Brennw. 2,0) mit Sicherheit davon überzeugen, dass in den Bastzellen von Vinca
major von den beiden Streifensystemen das eine, das eine linksschiefe Spirale
bildet, den äusseren Schichten angehört, während das andre (rechtsschiefe) auf
die inneren Schichten beschränkt ist.
Bezüglich der der Streifung zu Grunde liegenden Structur wurde nun von
NaEGELI die Ansicht vertheidigt, dass die Streifung ebenso wie die Schichtung
auf einer Differenzirung in Streifen ungleicher Quellungsfáhigkeit beruhen móchte.
Demgegenüber hat jedoch neuerdings DiPPEL (II) namentlich am Coniferenholz
eine Reihe von Beobachtungen angestellt, aus denen hervorgeht, dass bei diesen
die Streifung durch eine feine spiralige Verdickung hervorgebracht wird, indem
die helleren Streifen den verdickten Stellen, die dunkleren den Zwischenrüiumen
der Zellhülle entsprechen. Dipprr schliesst dies namentlich daraus, dass durch
Wasser entziehende Mittel wie auch durch Austrocknenlassen die Streifung nicht
zum Verschwinden gebracht werden kann, vielmehr häufig an Deutlichkeit noch
zunimmt, dass sie umgekehrt an feuchten Objecten auch dann verschwindet,
wenn dieselben in Cassiaöl oder eine andre Flüssigkeit, die nahezu denselben
Brechungsindex, wie die Cellulosemembran besitzt, eingebettet werden, während
sich die auf ungleicher Quellungsfähigkeit beruhende Schichtung in beiden Fällen
gerade entgegengesetzt verhält. Endlich sollen auch nach Dipper die dunklen
Streifen bei der starken Quellung in Säuren oder Alkalien keine Zunahme in
der Breite erleiden. '
Ob nun aber die Streifung in vielen oder gar in allen
Umständen berul
werden.
Fällen auf gleichen
it, muss erst noch durch weitere Untersuchungen entschieden
3. Was nun schliesslich die neuerdings von WIESNER (III) ausgesprochenen
Ansichten über die feinere Structur der Zellmembran anlangt, so scheint mir
namentlich beachtenswerth, dass nach Wiesner alle Zellmembranen mit Ausnahme
der der Pilze, bei verschiedenartiger Behandlungsweise in kleine rundliche Kórper
zerfallen sollen, die mit Micrococcen die grósste Aehnlichkeit haben sollen und
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