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II. Abschnitt. Kapitel 2. Die physikalischen Eigenschaften der Zellmembran. 677
lässt sich nun zunächst für jeden beliebigen Schnitt die Orientierung der wirk-
samen Elasticitätsellipse feststellen und aus der Bestimmung von mindestens 2 auf
einander senkrecht stehenden Ellipsen ergiebt sich dann die Orientirung des
optischen Elasticitätsellipsoids, das im Allgemeinen jedenfalls dreiachsig ist, so
dass an demselben eine kleinste, mittlere und grósste Achse unterschieden werden
kann.
Ich will jedoch an dieser Stelle bemerken, dass man mehrfach auch von der Vergleichung
mit Krystallen ausgegangen ist und auch die Lage der Achsenebene und die Grósse des Axen-
winkels zu bestimmen gesucht hat, obwohl diese Grössen wohl nur geringe theoretische Be-
deutung haben. Unzureichend ist aber, wie dies schon von NaEcELI (VIII, 301) dargethan
wurde, die von MoHr eingeführte Bezeichnungsweise von negativer und positiver Reaction; denn
abgesehen davon, dass sie auf einer unrichtigen Vergleichung mit den Krystallen beruht, ist sie
auch deshalb zu verwerfen, weil sie die grosse Mannigfaltigkeit, in der das optische Elasticitáts-
ellipsoid in den verschiedenen Membranen orientirt sein kann, nicht auszudrücken gestattet.
Die Orientirung desoptischen Elasticitáts-Ellipsoids innerhalb der vegetabilischen
Membranen ist nun stets eine solche, dass die Achsen derselben mit morphologisch
definirbaren Richtungen zusammenfallen; und zwar ist eine Achse stets genau
radial gerichtet, so dass die beiden anderen in die Tangentialebene fallen, in der
sie bald genau transversal und longitudinal, bald in schiefer Richtung verlaufen.
Was nun die relative Grósse der optischen Elasticitütsachsen an-
langt, so ist zunüchst beachtenswerth, dass bei der weitaus gróssten Anzahl der
Fülle die Radialachse die kleinste ist, so dass also ein Querschnitt durch
eine Zelle über einem Gypspláttchen im Allgemeinen eine entgegengesetzte Farben-
vertheilung in den verschiedenen Quadranten zeigen muss, wie die Stärkekôrner.
Eine Ausnahme machen in dieser Hinsicht jedoch zunächst die meisten ver-
korkten Membranen, bei denen, ebenso wie bei den Stärkekörnern, die grösste
Achse des optischen Elasticitäts-Ellipsoids in die Radialrichtung fällt; und zwar
gilt dies sowohl von den verkorkten Wänden der Epidermiszellen, als auch von
den Korkzellen; auch an den Membranen der Schutzscheide der Luftwurzeln von
Brosimum spurium konnte ich ein gleiches Verhalten beobachten. Jedoch ver-
halten sich auch wieder nicht alle verkorkten Membranen gleichartig, so beobachtete
STRASBURGER (I, 212) dass bei der Cuticula von Viscum album in den älteren
Schichten wieder eine Umkehrung der auf dem Querschnitt wirksamen Elasticitáts-
ellipse stattfindet. Aehnliches konnte ich an den Korkzellen einer Dracaena spec.
und von CyZsus Laburnum beobachten. Nach DiPPEL (VI, 306) soll sogar durch
einfache Behandlung der verkorkten Zellen mit Kalilauge eine Umkehrung der
optischen Achsen bewirkt werden können.
Auf der anderen Seite ist nun übrigens auch bei einer Anzahl nicht verkorkter
Membranen die Radialachse die grösste: so namentlich bei einer Anzahl von Algen,
wie z. B. Caulerpa und Bryopsis.
Auch für Vaucheria wird dasselbe Verhalten von N. J. C. MULLER (I, 5) angegeben; eine
daraufhin untersuchte nicht näher bestimmte Species dieser Gattung zeigte mir jedoch die normale
Orientirung der optischen Achsen.
Bezüglich der beiden in die Tangentialebene fallenden Achsen ist
ist nun zunächst hervorzuheben, dass in allen denjenigen Zellen, die bei irgend
welcher Behandlung Streifung erkennen lassen, stets eine Achse diesen
Streifensystemen parallel geht. Dasselbe gilt auch von den leistenförmigen
Verdickungen der Zellmembran, und zwar verläuft bei diesen stets die längere
der beiden tangentialen Achse den Verdickungsleisten parallel. Ferner fällt bei
denjenigen Membranen, welche Tüpfel besitzen, die in irgend einer Richtung