682 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle.
kórner durch Lócher bewirkt wird, die durch Resorption bestimmter Gewebe-
partien enstehen (cf. Scumz I und LECLERC DU SABLON D. Offenbar wird durch
diesen hygroskopischen Mechanismus das Ausstreuen der gegen Benetzung sehr
empfindlichen Pollenkórner bei feuchtem Wetter verhindert.
Bei den reifen Früchten wird sodann ebenfalls zunüchst das Oeffnen der
Fruchtwandung und die Isolirung der reifen Samen von der Mutterpflanze in den
meisten Füllen durch hygroskopische Spannungen bewirkt; und zwar geschieht
dies meist in der Weise, dass mit dem Austrocknen die Lostrennung der Samen
eintritt; von STEINBRINCK (IIT) wurde jedoch gezeigt, dass bei verschiedenen
Veronica spec. und ganz allgemein bei Mesembryanthemum die Samen bei der
Befruchtung frei gelegt werden. Dasselbe findet nach Vorkzws (II, 85) auch
bei Fagonia und Zygophyllum statt.
Ausser den zur Isolirung der Samen dienenden hygroskopischen Spannungen
findet man nun übrigens ferner an den reifen Früchten häufig auch noch zu
anderen Zwecken hygroskopische Eigenschaften ausgebildet. So dient die
Hygroskopicität zunächst bei den meisten mit Haaren bedeckten Samen und
Früchten dazu, die Verbreitungsfähigkeit derselben durch den Wind zu befördern.
Wie nämlich zuerst durch HirpEBRAND (II) nachgewiesen wurde, sind diese Haare
dadurch ausgezeichnet, dass entweder ihr unterster Theil stark hygroskopisch ist
oder doch mit einem derartig functionirenden hygroskopischen Gewebe in Ver-
bindung steht, dass die Haare, die im feuchten Zustande eng aneinander liegen,
beim Austrocknen nach allen Richtungen weit auseinanderspreizen, wodurch sie
natürlich erst in den Stand gesetzt werden dem Winde eine genügende Angriffs-
flàche zu bieten. Zu den Gebilden der ersteren Art gehóren z. B. die bereits
erwähnten Samen-Haare von Zpilobium und Asclepias, zu denen der letzteren
die Früchte von Zeontodon faraxaum und Tragopogon pratense.
In anderen Fällen werden ferner beim Austrocknen der betreffenden Früchte
Spannungen erzeugt, die die Samen weit fortzuschleudern im Stande sind, und
zwar zeigen die zu diesem Zwecke ausgebildeten Mechanismen auch in ihrer
äusseren Erscheinung eine grosse Mannigfaltigkeit; ıch erinnere in dieser Be-
ziehung nur an die Kapseln von Viola tricolor, die Hülsen der Papilionaceen und
die Früchte der Geraniaceen, muss aber bezüglich weiterer Details anf die ein-
schlägige Litteratur verweisen (cf. HILDEBRAND I, STEINBRINCK I—V, ErcHHoLz I u. a.)
Das eigenthümlichste Verhalten zeigen aber endlich die Früchte von Zrodium
und verschiedenen Gramineen (Avena sterilis, Stipa pennata u. a.), die mit Hilfe
ihrer geknieten und im unteren Theile tordirten Grannen sich bei abwechselnder
Befeuchtung und Austrocknung spontan in den Erdboden hineinzubohren ver-
mógen (cf. FR. DARWIN I u. ZIMMERMANN I, 36).
Von den Z*eridophyten erwühne ich sodann die Elateren der Zmguisetum
spec., die wohl, wie von pÉ Bany zuerst ausgesprochen wurde, dazu dienen, immer
eine Anzahl von Sporen an einander zu ketten, damit die streng diócischen
Prothallien nicht in zu weiter Entfernung von einander zur Entwicklung gelangen.
Von den Moosen ist ferner bekannt, dass die Seta háüufig hygroskopische
Torsionen zeigt, wie z. B. bei Funaria Aygrometrica; ob aber diese Torsionen
eine biologische Bedeutung besitzen, lässt sich zur Zeit noch nicht angeben.
Dahingegen spielt das hygroskopische Peristom der Mooskapseln jedenfalls bei
dem Oeffnen derselben eine wichtige Rolle und schützt ausserdem, da es sich
bei feuchter Witterung schliesst, die Sporen vor unzeitiger Benetzung.
Endlich besitzen nun aber auch für die Lostrennung und Ausstreuung
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