Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

     
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
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Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
dynamisch wirksamen Zellen stattfände; so verlaufen z. B. in den Theilfrucht- 
schnäbeln von Geranium alle dickwandigen Zellen, die, wie sich leicht zeigen lässt, 
allein bei dem hygroskopischen Mechanismus in Betracht kommen, der Längs- 
richtung des Schnabels parallel und müssen sich somit in dieser Richtung beim 
Austrocknen ungleich stark contrahiren. Eine genauere Untersuchung dieser 
Zellen hat denn auch zu dem Ergebniss geführt, dass mit dieser ungleichen 
Quellungsfähigkeit in der Längsrichtung anatomische Differenzen Hand in Hand 
gehen, dass bei den auf der Aussenseite des Theilfruchtschnabels gelegenen 
Zellen, die beim Austrocknen auf die concave Seite zu liegen kommen, die 
Tüpfel transversal gestellt sind, während dieselben in der anderen Hälfte des 
Theilfruchtschnabels entweder longitudinal oder in rechtsschiefen Spiralen ver- 
laufen (cf. A. ZIMMERMANN I, 31). Es wurde nun aus diesen und einer Anzahl 
entsprechender Beobachtungen der Schluss gezogen, dass zwischen der Richtung 
der Tüpfel und der Quellungsfáhigkeit eine derartige Beziehung 
bestehen móchte, dass stets senkrecht zur ersteren die stürkste 
Quellung stattfindet. Für die Richtigkeit dieses Satzes wurden später von 
EircHHOLZ (T) zahlreiche neue Belege erbracht. Dieser fand, dass ganz allgemein, 
wenn die dynamisch wirksamen Zellen einander parallel laufen, die stürker 
contractionsfáhigen Zellen transversal gestellte Tüpfel besitzen, während die auf 
der convexen Seite liegenden Zellen sich in ihren Eigenschaften mehr den echten 
mechanischen Zellen. náhern. EicHHorz unterscheidet deshalb auch zwischen 
specifisch dynamischen und dynamo-statischen Zellen; letztere bilden den 
Uebergang zu den gewóhnlichen Stereomzellen. 
Die Beziehung zwischen der Tüpfelrichtung und der Quellungsfähigkeit ge- 
winnt noch an Interesse, wenn man berücksichtigt, dass beide von der optischen 
Reaction der betreffenden Membranen abhängig sind, und es wird auch bei weiteren 
Untersuchungen über hygroskopische Mechanismen stets das optische Verhalten 
der betreffenden Membranen mit zu berücksichtigen sein. So hat dieselbe z. B. 
bei dem hygroskopischen Theile der Samenhaare von Zpilobium und Asclepias, 
bei dem weder chemische Differenzen der verschiedenen Theile nachzuweisen 
sind, noch auch durch Tüpfelung oder Streifung auf eine ungleiche Molecular- 
structur geschlossen werden kann, in der That bereits zu dem Ergebniss geführt 
dass mit der ungleichen Quellungsfähigkeit auch entsprechende optische Diffe- 
renzen verbunden sind (cf. ZIMMERMANN III). 
Schliesslich will ich noch bemerken, dass bei einer allerdings nur geringen 
Anzahl von hygroskopischen Pflanzentheilen — so namentlich bei den geknieten 
Grannen von Avena sterilis und Stipa pennata eine echte Torsion zu beobachten 
ist. Eine genauere Untersuchung dieser Gebilde hat nun zu dem Ergebniss ge- 
führt, dass die 'Torsion derselben wenigstens zum Theil auf die Torsionskraft 
der mit spiralig verlaufenden Tüpfeln versehenen Zellen zurückzuführen ist. Diese 
Zellen, die bei den genannten beiden Arten den #usseren Theil der Granne ein- 
nehmen, zeigen nämlich auch im isolirten Zustande, ebenso wie die echten Bast- 
zellen, beim Austrocknen und bei der starken Quellung in Sáuren oder Alkalien 
ganz betrüchtliche Drehungen, die auf eine ungleiche Quellungsfihigkeit und Festig- 
keit in den verschiedenen Richtungen zurückgeführt wurden (cf. ZIMMERMANN I, 14). 
   
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