Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
700 Die Morphologie und Physiologie der Pflanzenzelle. 
Molekularkräfte zurückzuführen; denn die Ebene, in der zunächst die Bildung 
der Membran stattfindet, ist doch bei den höheren Gewächsen allgemein schon 
durch die Richtung der karyokinetischen Theilungsfigur des Kernes vorge- 
zeichnet; ferner dürfte aber auch die Membran, zum mindesten sehr bald nach 
ihrer Entstehung, eine viel zu feste Consistenz besitzen, als dass die die Gestaltung 
der Flüssigkeitshiutchen bedingenden Oberflichenspannungen auf dieselbe eine 
erhebliche Wirkung auszuüben vermóchten. Es dürften überhaupt die bei dem 
spüteren Wachsthum der Zellen eintretenden Membranverschiebungen sicher 
ausschliesslich auf den Druck der Turgorkraft und vielleicht noch auf ein actives 
Wachsthumsbestreben der Cellulosemembran zurückzuführen sein. Es scheint mir 
übrigens in dieser Hinsicht namentlich beachtenswerth, dass ja auch die Turgor- 
krüfte, ebenso wie die Oberfláchenspannungen an den Flüssigkeitslamellen, im 
Allgemeinen bestrebt sein werden, die Membranen auf ein móglichst geringes 
Flüchenmaass zu reduciren, und es scheint mir schon jetzt sehr wahrscheinlich, 
dass gerade diesem Umstande die von BERTHOLD und ERRERA nachgewiesene 
Aehnlichkeit zwischen den pflanzlichen Zellgeweben und den aus Flüssigkeits- 
lamellen bestehenden Schaumgeweben zuzuschreiben ist. Ueber die volle Be- 
rechtigung dieser Anschauung werden allerdings nur von exact mechanischen 
Gesichtspunkten geleitete Untersuchungen entscheiden kónnen. 
Es lag ursprünglich im Plane meiner Arbeit, in einem weiteren Kapitel 
eine ausführliche Beschreibung der gesammten innerhalb der Zelle beobachteten 
Bewegungserscheinungen zu geben. Da jedoch die diesbezügliche Literatur 
mit Ausnahme der allerneusten in  PrkrrER's Pflanzenphysiologie (Bd. II, 
Kapitel VIII), bereits eine ausführliche Behandlung und kritische Sichtung erfahren 
hat, scheint mir dies zur Zeit überflüssig, und ich will mich auch an dieser Stelle 
damit begnügen, auf das obengenannte Werk und auf die inzwischen erschienene 
in dieser Hinsicht hóchst beachtenswerthe Arbeit von BERTHOLD (IV) zu ver- 
weisen, deren eingehendes Studium für jeden, der sich jetzt mit dem genannten 
Gegenstande beschäftigen will, doch unentbehrlich ist, wenn auch der darin ent- 
haltene Versuch, die Bewegungserscheinungen innerhalb der Zelle in exact mecha- 
nischer Weise zu erklären, noch nicht genügend durchgebildet erscheint, um an 
dieser Stelle bereits in einem kurzen Referate wiedergegeben werden zu können. 
     
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
     
   
  
  
  
  
  
  
    
	        
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