Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

54 Die Pilzthiere oder Schleimpilze, 
Cladophora lebende Gymmococcus perniciosus ZOPF zeigt in jungen Sporen das 
Reserveplasma in Form von Körnchen, welche in dichter Lagerung den übrigen 
Inhalt in Form eines peripherischen Mantels umkleiden. Zur Zeit, wo die Reife 
eingetreten, fand ich diese Körner zu einem einzigen grossen Tropfen zusammen- 
geflossen.  Aehnlich verhielten sich Diplophysalis stagnalis und Nitellarum, sowie 
FPseudospora parasitica. Bei Pseudospora aculeata Zorr lagert sich das Reserve- 
material polar in Form zweier Menisken. Gymmococcus spermophilus Zopr, in 
Sporen von Cylindrospermum, bildet einen sehr grossen excentrischen oder zwei 
minder grosse in den Brennpunkten des Ellipsoïds liegende Tropfen. Sie wandern 
später den Polen zu, Meniskenform annehmend, und jetzt kann man den früher 
verdeckten, schôn amoeboiden Kern in seinen Bewegungen beobachten. 
Die Sporen von Vampyrellidium vagans Zorr enthalten als Reservematerial 
feine Körnchen, die auch bei längerem Eintrocknen niemals zu grösseren Massen 
zusammenfliessen. 
2. Keimung?. 
Am längsten bekannt und genau fiir eine ganze Anzahl von Formen nament- 
lich durch pE Bary untersucht sind die Keimungserscheinungen bei den höheren 
Mycetozoen. Sie treten hier in einer gewissen Einfachheit auf, sind leicht zu 
erzielen und in ihrem Verlauf ohne Schwierigkeiten zu beobachten. Man braucht 
nur Sporen irgend welcher Art auf ein fiir sie passendes, vorher angefeuchtetes 
Substrat auszusäen, so wird man meistens schon ach 6—24 Stunden zum Re- 
sultate kommen. Die Spore schwillt zunächst durch Imbibition von Wasser 
etwas auf, gleichzeitig treten ı—2 kleine contractile Vacuolen auf. Endlich 
platzt infolge des Druckes der Plasmamasse die Sporenhaut, und der Inhalt 
schlüpft in Form von einem (seltener 2) Schwärmern durch den Riss aus. Ent- 
hält das Schwärmerplasma unverdaute Nahrungsreste, so werden diese vor dem 
Ausschlüpfen abgeschieden. Die meisten Monadinen weisen complicirtere 
Keimungsverhältnisse auf, doch sind nur wenige Formen bisher genauer untersucht. 
Was die Frage nach dem Verhalten solcher Sporen betrifít, welche reich 
an Reservematerial sind, so lässt sich diese für Diplophysalis Nitellarum, wo 
ich sie untersuchte, folgendermassen beantworten. Das Reservematerial ist hier 
vorhanden in Form eines grossen centralen oder excentrischen, oft das Lumen 
der Zelle fast ausfüllenden Körpers, der den Kern vollständig verdeckt (Fig. 24, II). 
Die Keimung wird dadurch eingeleitet, dass dieser Körper sich auflöst in kleinere 
(Fig. 24, IID, zuletzt in sehr kleine Theilchen, welche das Plasma nun gleich- 
mässig durchsetzen (Fig. 24, IV). Um diese Zeit vergrössert sich das Volumen 
der Zelle nicht unbeträchtlich und die Membran wird dünner. Später nimmt die 
Aufschwellung häufig so bedeutend zu, dass die secundäre Sporocystenhaut ganz 
von der Spore ausgegefüllt erscheint und nun beide Häute wie eine erscheinen 
(Fig. 24, V, VI). Darauf tritt in dem körnigen Plasma eine Abscheidung von 
wässriger Flüssigkeit auf, welche sich in Bildung von Vacuolen documentirt. 
Durch Zusammenfliessen der letzteren entsteht eine grosse centrale Vacuole 
(Fig. 24, V v) und damit wird das Plasma zu einem dicken, hohlkugelförmigen 
Wandbeleg. Durch Zerklüftung desselben werden je nach der Grösse der Sporen 
20— 40 Portionen gebildet, deren jede einem Schwürmer entspricht (Fig. 24, VI, VII). 
Diese durchbohren an den verschiedensten Stellen die Sporenhaut und die um- 
7) Literatur: DE BARY, Mycetozoen, pag. 79. — CIENKOWSKI, Das Plasmodium (PRINGSH. 
Jahrb. IIT. — Bnass, Biologische Studien, Heft 1, pag. 70—74. — BORzI, Protochytyium Spiro- 
gyrae, Nuov. Giorn. bot. ital Vol. XVI, Heft 1. 
  
        
  
   
   
   
   
    
   
  
  
  
     
    
   
     
  
    
   
   
    
    
   
     
  
  
   
    
  
   
    
   
  
  
  
   
   
   
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