Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Hälfte)

    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
   
  
   
    
  
  
  
  
  
    
    
   
  
   
  
  
   
   
      
  
  
  
   
    
64 Die Pilzthiere oder Schleimpilze. 
  
allen Theilen des Plasmakórpers gleichzeitig. Bei Z7ickia fallax z. B. tiitt sie 
schon zu der Zeit ein, wo die Fruchtanlage sich erst in Form eines rothen 
konischen Korpers über das Substrat erhebt; bei Stemonitis und Didymien fällt 
ihr Beginn nach erfolgter definitiver Formirung der Sporocysten. 
Die Sporenentwicklung, schon früher von pe Bary) an Stemonitis studirt, 
ist neuerdings noch eingehenderen Untersuchungen durch STRASSBURGER?) unter- 
zogen worden, welche sich auf Z7/cAia fa//ax beziehen. Jener Forscher hatte be- 
reits constatirt, dass die Zahl der Kerne der jungen Frucht vor der Sporenbildung 
bedeutende Vermehrung erführt, von letzterem wurde der genauere Vorgang dahin 
festgestellt, dass eine Zweitheilung nach im Wesentlichen dem námlichen Modus 
erfolgt, wie wir ihn bei den Kernen hóherer Organismen kennen. Um die Kerne 
sammelt sich schliesslich das Plasma zur Sporenbildung. Die Sporengrenzen sind 
zunüchst durch Kórnchen, dann durch helle Linien bezeichnet. Die Mitte jeder 
Anlage nimmt der kleine Zellkern ein. Ihrer dichten Lagerung entsprechend 
sind die Sporen anfangs polygonal, erst spáüter runden sie sich ab und erhalten, 
wahrscheinlich durch Auflagerung von Plasmatheilchen, ihre Sculptur. 
b) Entwicklung der Aethalien. 
Wenn auch im Allgemeinen der vorhin für die einfachen Sporocysten 
skizzirte Entwicklungsgang für die zusammengesetzten Früchte gleichfalls 
maassgebend ist, so kommen doch bei letzteren einige Besonderheiten zur 
Geltung, die wir am Besten für sich betrachten. 
Die Genesis der Fruchtkörper ist in eingehender Weise von DE BARY studirt 
worden, und zwar an der Lohe bewohnenden ZZgo varians (Aethalium septicum); 
hier lässt sie sich zugleich am bequemsten verfolgen. »Wo die Bildung eines solchen 
Körpers beginnt, erscheint zuerst an der Oberfläche der Lohe eine Masse von 
glänzend gelber Farbe und rahmartiger Consistenz, welche auf der Oberfläche 
mit zahlreichen, oft korallenartig verästelten stumpfen Wärzchen und Läppchen 
dicht bedeckt ist. Die Dicke der letzteren kommt meist einer starken Borste 
gleich, oft beträgt sie bis ı Millim. Durchsucht man die Lohe, welche die eben 
hervorbrechende gelbe Masse rings umgiebt, so findet man sie in dem ganzen 
Umkreis und zwar oft auf fussbreite und mehrere Zoll tiefe Strecken von gelben 
Plasmodien durchzogen. Letztere sind in dem Umkreis des hervorbrechenden 
Körpers besonders zahlreich, dicht gedrängt, die ihm nächstgelegenen fliessen in 
ihn über und sind mit seinen Elementen verschmolzen. Durchschnitte durch den 
in Alkohol gehárteten Kórper selbst (Fig. 29, A) lassen leicht erkennen, dass der- 
selbe durchaus von einem reich- und engmaschigen Geflecht gelber Plasmodium- 
äste gebildet wird, welche nach allen Seiten hin miteinander anastomosiren, auf 
der Oberfläche in frei endigende, die Läppchen und Warzen darstellende Zweige 
getheilt sind und sich am Rande des Körpers unmittelbar in die nächstgelegenen 
in der Lohe kriechenden Plasmodien fortsetzen. Der gelbe Körper nimmt nun 
eine Zeitlang an Grösse zu und in dem Maasse, als dies geschieht, werden die 
Plasmodien in. seinem Umkreis seltener; hat er seine Massenzunahme vollendet, 
so sind letztere gänzlich oder bis auf unbedeutende Spuren verschwunden. 
Aus diesen Beobachtungen folgt, dass die oft sehr schnell entstehenden 
Fruchtkörper dadurch zu Stande kommen, dass die in der Lohe zerstreuten Plas- 
1) DE BARY, Mycetozoen. pag. 58. 
?) Zur Entwicklungsgeschichte der Sporangien von Z7”ichia fallax. Bot. Zeit. 1884. 
     
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