Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
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Leitbündelverlauf der Angiospermen. II 
lauf. vor und unter den fossilen Pflanzen haben die Blitter der Cordaiteen 
ebenfalls parallele Leitbündel. Wie bei den Coniferen die Baststránge der Blátter 
das Aussehen von Leitbündeln haben, so auch bei den Monocotylen, was natiir- 
lich auch nur durch die mikroskopische Untersuchung zu ermitteln ist. Ein 
sogen. Mittelnerv fehlt bei den Monocotylen nicht, seine Sichtbarkeit, seine Er- 
haltung sind nicht selten erhöht durch Bastbelege und stárkere Entwicklung des 
Parenchyms. Ausserdem kommt der bogenláufige Verlauf der Leitbündel 
z. B. bei den Smilaceen, Dioscoreen vor, bei abnehmender Entwicklung der 
Flüáchenentwicklung des Blattes in den parallelen Verlauf übergehend. Der fieder- 
fórmige Verlauf der Leitbündel fehlt bei den Monocotylen nicht, der Mittelnerv 
giebt in seinem Verlaufe Seitenzweige ab, in Folge desscn seine Stürke gegen 
die Spitze des Blattes abnimmt, ein Schicksal, welches auch die in die Blatt- 
fläche eintretenden Leitbündel bei dem bogenförmigen und parallelen Verlaufe 
erfahren. Ebenso fehlt der fächerförmige Verlauf nicht. 
Bei den Dicotylen ist die Mannigfaltigkeit der Formen des Leitbündelver- 
laufes am grössten und eignen sie sich deshalb ganz besonders, einen Ueberblick 
der Gruppirung der verschiedenen Formen zu geben. Was dann etwa in den 
einzelnen Gruppen der Familien vorkommt, ist ohne Schwierigkeit zu ermitteln. 
Für die Bezeichnung der Leitbündel bei den Angaben über ihren Verlauf 
sind besondere Ausdrücke gebräuchlich, welche zuerst erwähnt sein mögen. Das 
die Mitte des Blattes durchziehende Leitbündel ist der Mittelnerv, er ist 
der stärkste von allen und besteht an seinem untersten Theile aus den sämmt- 
lichen Elementen des Blattstielleitbündels, giebt aber im weiteren Verlaufe als seit- 
liche Verzweigungen nach beiden Seiten Zweige an die Blattfläche ab, wodurch sein 
Durchmesser abnimmt. Findet die Sonderung in mehreren Zweigen an der Basis 
oder auch höher statt, so werden diese Zweige als Primärnerven bezeichnet. Die 
Verzweigungen der Mittel- und Primärnerven führen die Bezeichnung Secundär- 
nerven, oder Verzweigungen erster Ordnung, bei kurzem Verlaufe unvollständige 
genannt; die Verzweigungen der Secundärnerven sind die Tertiärnerven oder 
Verzweigungen zweiter Ordnung, es folgen dann die weiteren Verzweigungen bis 
n-ter Ordnung (auch Nervillen genannt). Vermitteln die Tertiärnerven die Ver- 
bindung zwischen zwei aufeinanderfolgenden Secundärnerven, so werden sie als 
Anastomosen bezeichnet, die von ihnen begrenzten Blattflächen als Felder, 
welche wieder in kleinere Flächen und endlich in Maschen durch die weiteren 
Verzweigungen zerfallen. Somit bleibt also für die letzten Aeste nur ein sehr 
kleines Feld der Thátigkeit übrig. Die Verzweigungen aller Art kónnen unter 
sehr verschiedenen Winkeln austreten, vom rechten bis zu einem stumpfen. 
Enden die Leitbündel frei in den Spitzen der grósseren oder kleineren Abschnitte 
der Blätter, so bezeichnet man sie als craspedodrom (auch randläufig), 
verbinden sich dagegen zwei aufeinanderfolgende Leitbündel, indem der untere 
mit dem oberen durch die letzten Tertiärnerven oder Anastomosen in Ver- 
bindung tritt oder gabeln die Leitbündel, setzt sich der obere Gabelzweig des 
unteren Leitbündels mit dem Gabelzweig des oberen in Verbindung, so werden 
sie camptodrom (auch bogenläufig) genannt. Der Durchmesser der Leit- 
bündel wird in der Regel um so geringer, als die Zahl der Verzweigungen 
wächst, doch giebt es zuweilen Ausnahmen, z. B. sind Secundär- und Tertiärleit- 
bündel von gleicher oder nahezu gleicher Stärke. Geben camptodrom verbundene 
Leitbündel aus ihren Schlingen nach aussen Aeste ab, verzweigen diese ein- 
mal oder wiederholt, verbinden sie sich zu Schlingen, so werden sie als brachi- 
    
   
   
   
   
    
  
    
   
   
  
  
   
  
    
    
   
  
   
    
   
   
  
   
  
   
    
   
   
   
   
  
  
  
   
  
  
   
   
   
   
  
   
  
  
  
   
   
   
   
   
	        
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