Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

292 Die Pilze. 
geht in der Regel vom Mark aus (Fig. 14, IIIc), wobei die Rinde durchbrochen 
wird. Doch ist nach BrereLD!) bei Coprinus auch die Rinde zur Fruchtbildung 
befähigt. Der erste, der die Auskeimung von Sclerotien zu Fruchtkörpern beob- 
achtete und damit nachwies, dass das alte Genus Sclerotium ein blosses Form- 
genus sei, war TULASNE (1853).?) 
Eigenthümlicherweise mangelt die Sclerotienbildung der grossen Gruppe der 
Algenpilze, soweit bekannt, vollstándig. Aber auch in gewissen Familien der 
Eumyceten wird sie vermisst. Hierher gehóren z. B. die Rostpilze, Brand- 
pilze und Entomophthoreen. Dagegen tritt sie háufig auf bei Schlauch. 
pilzen und Basidiomyceten. 
Man hat den Begriff des Sclerotiums gelegentlich auch weiter als in vorstehendem Sinne 
aufgefasst, nàmlich auch noch nicht ausgereifte sclerotienáhnliche feste Fruchtkórper, wie die 
des Brotschimmels und der Aspergillus-Arten, darunter begriffen. 
6. Mycelstränge und Mycelhäute. 
So wie diejenigen höheren Pflanzen, welche kräftige Stämme entwickeln, auch 
starker Wurzeln bedürfen, so produciren diejenigen Pilze, welche relativ grosse 
Fructificationsorgane erzeugen, z. B. Hutpilze, Becherpilze — falls solche Organe 
nicht schon anderweitig gestützt werden -- relativ kráftige myceliale Gebilde, die 
dergleichen Fructificationen zu tragen und zu halten im Stande sind, námlich 
strangfórmige und hautartige Hyphencomplexe, zwischen denen es vielfach 
Uebergànge giebt. 
Es darf indessen nicht übersehen werden, dass gewisse Pilze mit sehr ein- 
fachen, unscheinbaren Fructificationsorganen gleichwohl derartige Fadenver- 
bindungen bilden kónnen. 
Was zunüchst die mehr strangartigen Formen betrifft, so stellen sie im 
einfachsten Falle Zusammenlagerungen von durchaus gleichartigen wenigen 
Hyphen dar, welche im Ganzeri parallel und dicht zusammengeschmiegt verlaufen; 
wie dies z. B. der Fall ist bei Fumago3) (Fig. 15, I). Dieselben entspringen ent- 
weder unmittelbar neben einander (Fig. 15, I) und bleiben dann meist in ihrem 
ganzen Verlaufe zusammen, oder sie entstehen an getrennten Mycel- Punkten, 
um sich erst nachher zu vereinigen (Fig. 15, II. Dabei sind die Stränge entweder 
bandartig (d. h. die Fäden in der Fläche nebeneinander gelagert (Fig. 15, II), 
oder seilartig (also im Durchschnitt rundlich). Die Verbindung der Hyphen 
kann durch sehr verschiedene Mittel bewerkstelligt werden: entweder durch Ver- 
klebung der gallertartig aufgequollenen Hyphenwandungen (Fig. 15, I) oder durch 
Ausscheidung von harzartigen klebrigen Substanzen (CAaetemium) oder durch Quer- 
verbindungen, Anastomosen (Fig. 15, II277), die oft reichlich auftreten. Dabei 
findet häufig eine Combination solcher Verbindungsmittel statt. 
Aehnliche einfache, dem blossen Auge meist nur als feine Fáden erscheinende 
Strangbildungen erzeugen z. B. Haarschopfpilze (Chactomien), die mistbewohnenden 
Coprini, manche Becherpilze etc. 
Andererseits giebt es ausgesprochen differenzirte Stránge von Bind- 
faden- bis Federkielstárke. Das bekannteste Beispiel liefert der Hallimasch 
(Agaricus melleus). Seine Stránge sind so charakteristisch gestaltet, dass man sie 
1) Schimmelpilze, IV. 
2) Ann. sc. nat. Sér. 3, tom. 20 und Sér. 4, tom. 13. — Selecta fungorum carpol. L, 
cap. VIII. 
3) Die Conidienfrüchte von Aw ege. Nova acta. Bd. 40, No. 7. 
    
  
  
  
| 
I 
I 
| 
I 
I 
   
       
x Bl. 
For MP ue Le 
m 
un 
un 
br 
er 
er 
de 
fü
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.