316 Die Pilze.
Manche Mycologen dehnten den Begriff der Basidie noch weiter aus, indem sie jeden ein-
zelligen unverzweigten Träger darunter verstanden. In vorliegender Schrift soll von dieser Auf-
fassung abgesehen werden, da man sonst dahin kommt — wie es thatsächlich schon geschehen
ist — dass der in Rede stehende Begriff auf jeden beliebigen Conidienträger in Anwendung
gebracht wird.
Die Conidien nehmen ihren Ursprung an den Basidien theils direct (.SzacAy-
botrys atra Fig. 27, III, IV,) Ascotricha chartarum Fig. 28, IL B.), theils indirect,
indem zwischen sie und die Basidie noch besondere, meist pfriemliche Gebilde
eingeschoben werden, welche als Ausstülpungen der Basidien entstehen. Man
hat diese Bildungen Sterigmen genannt (Fig. 23, X s, XI s). Man behielt auch
den Begriff bei für solche Ausstülpungen der Basidien, die sich spáter durch eine
Querwand gegen letztere abgrenzen (z. B. bei Sterigmatocystis sulfurea Fig. 29,
II S, III.S. Andererseits ist der Begriff des Sterigma's auch in noch anderem
Sinne angewandt worden, nämlich für sehr kleine und feine (pfriemliche oder
fläschchenförmige) Conidienträger, z. B. die von Chactomium, Sordaria, Sclero-
tinia scelerotiorum, Verticillium (Fig. 26, II) etc., obwohl er hier ganz überflüssig
erscheint.
Von der herrschenden Regel, nach welcher Conidien an besonderen, vom
Mycel sich erhebenden »Trügern« abgeschnürt werden, giebt es übrigens Aus-
nahmen insofern, als Conidien direct am Mycel entstehen kónnen (Dematium
pullulans, Fig. 30, I bei d III. IV).
Das Studium der Conidienstands-Formen hat einen bedeutenden systema-
tischen Werth, speciell in Rücksicht auf die sogenannten Fadenpilze (Hypho-
myceten), was schon von CORDA!), BONORDEN”) und anderen Mycologen erkannt
wurde. Trotzdem fehlt es noch gänzlich an einer Durcharbeitung dieses Ge-
biets, die um so nöthiger erscheint, als die Beobachtungen der älteren Autoren
vielfach ungenau sind, weil sie, dem Standpunkt ihrer Zeit entsprechend, im
Wesentlichen nur die fertigen Formen studirten, das entwickelungsge-
schichtliche Moment aber, das gerade hier von Bedeutung ist, unberücksichtigt
liessen.
Wer sich mit dem Studium der Conidienstände beschäftigen will, hat von grösseren Werken
namentlich die Bilderwerke CoRDa's und TULASNE's?) in Betracht zu ziehen, sonst auch noch
FRESENIUS's Untersuchungen 9), welche schon die Entwickelungsgeschichte betonen, ferner DE
BARY’s Beitráge zur Morphologie, BREFELD's Schimmelpilze u. Anderes. In DE Banv's Mor-
phologie ist dieser Abschnitt leider nur in sehr dürftiger Weise behandelt. Conpa's Bilder sind
vielfach schematisirt und daher mit grosser Vorsicht aufzunehmen; doch ist auch vieles Gute
darunter.
2. Das Conidienbündel.
Unter Conidienbündeln verstehtman bündelartigeV ereinigungen fádiger
Conidientráger?)
Bezüglich ihrer Entstehung lassen sich 3 Modi unterscheiden.
Modus r. Die Conidientráger entstehen an verschiedenen Stellen (verschiedenen
Fäden undZellen) eines eng umschriebenen Mycelbezirks und legen sich garbenartig
zusammen. Auf diese Weise kommen z. B. die Bündelbildungen zustande, die der
Y) Zcomes fungorum.
?) Handbuch der Mycologie 1851.
3) Selecta fungorum Carpologia.
^ Beitráge zur Mycologie, Frankfurt 1850— 1863.
>) Der Ausdruck Conidienbündel ist, meines Wissens, zuerst von mir (Conidienfrüchte von
Fumago, Nova acta Bd. 40) gebraucht.