Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

    
   
  
   
   
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
    
   
    
    
Fructificationsorgane. 323 
an der Basis blasig erweitert, nach oben hin pfriemlich zugespitzt, bei Cortinarius 
cinnamomeus nach meinen Beobachtungen weite und lange Cylinder bildend, 
(Fig. 37. T) bet Agaricus lividus flaschenfôrmig mit zwei oder mehreren Häkchen 
an der Spitze (Fig. 37, II), bei Corticium amorphum nach HarTIG') in Form 
am Ende rosenkranzartig eingeschnürter, verzweigter Fäden. Ge- 
schmaler, 
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) 
wisse Coprinus-Arten besitzen nach DE Barv?), BrereLD?) und WETTSTEIN 
sogar zweierlei Paraphysen; kleine, kurze, sehr zahlreiche (Fig. 37, II 2) und 
grosse blasenförmige (Fig. 37, III 2), die Cystiden LEVEILLE's. BREFELD deutet die 
Function der letzteren dahin, dass sie einen gegenseitigen Druck der Hutlamellen 
gegen einander und damit eine Stórung in der Ausbildung der Basidien ver- 
hindern, demnach alsSchutzvorrichtung für die Hymenien wirken. Es wáre nicht 
unmóglich, dass alle weiter über das Hymenium hervorragenden Paraphysen, 
besonders solche, welche starke T'urgescenz oder kräftig. verdickte Membranen 
aufweisen, oder solche, welche wie bei den Hutpilzen sich soweit verlängern, 
dass sie von einer Lamelle in die andere hineinwachsen, respective mit den 
Elementen der Nachbarlamelle verwachsen, was V. WETTSTEIN (unten citirt) 
bei Coprinen beobachtete, diese Aufgabe zu erfüllen vermógen. Doch werden 
erst noch ausgedehnte vergleichende Untersuchungen hierüber abzuwarten sein. 
Thatsichlich sind sie in vielen Fällen vorhanden, wo von einer solchen Funktion 
nicht die Rede sein kann (Corficium, Polyporus); andererseits fehlen sie da, wo 
man einen Schutz des Hymeniums durch sie erwarten sollte (vielen Agaräc mit 
dicht gedrángten Lamellen). 
Als Secretionsorgane dienen die grossen keuligen Paraphysen von 
Corlinarius einmamomeus. Die ausgeschiedene Substanz, die harzartiger Natur 
ist, bildete an der Oberfläche der Wandungen breite meist gürtelartige Incrustatio- 
nen (Fig. 37, I). Schon H. HOFFMANN (unten citirt) hat Beobachtungen ähnlicher 
Art gemacht. 
Die Paraphysen?) erscheinen entweder über die ganze Hymenialfldche 
zerstreut und hier in meist sehr regelmüssiger Anordnung (Agaricus lividus, Corti- 
narius cinmamomtus nach meinen Beobachtungen) bei vielen Arten aber in un- 
regelmässigen Abständen; oder sie treten localisirt auf, bei zahlreichen Agaricus- 
artigen auf die Schneide der Lamellen beschränkt, bei Zhragmidium auf den Rand 
der Conidienlager. 
In der Systematik dienen charakteristische Paraphysen-Formen der Conidien- 
lager mit zur Species-Unterscheidung, besonders auch bei den Basidiomyceten. 
Zum Schluss möge noch hervorgehoben sein, dass eine scharfe Grenze zwischen 
Conidienbündeln und Conidienlagern nicht zu ziehen ist, da sich vielfach 
Uebergänge zwischen beiden finden. 
3) Morphologie und Physiologie der Pilze. Fig. 139. 
3) Schimmelpilze III. 
^) Unten citirt. 
5) Ueber Paraphysen bei Uredineen vergl. TuLAsNE, Mem. sur les Uredinées et les Usti- 
laginées. Ann. sc. nat. 3 Ser. t. 7, U. 4 Ser. t. 2. Ueber Paraphysen bei Basidiomyceten 
siehe: DE BARYy. Morphol. p. 326—329. Ferner die Bilderwerke von CorDA (Icones fungorum), 
STURM (Flora Deutschlands, Pilze), H. HOFFMANN, Pollinarien und Spermatien bei Agaricus. 
Bot. Zeit. 1856. R. HARTIG's citirte Arbeit, sowie dessen Lehrbuch der Baumkrankheiten. 
BREFELD's citirte Schrift. v. WETTSTEIN, Zur Morphol. und Biol. der Cystiden. Sitzungsber. d. 
Wiener Akad. 1887. Angaben über Vorkommen der Paraphysen bei den verschiedenen Arten 
findet man auch in den systematischen Handbiichern von SCHROTER, WINTER, SACCARDO etc. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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