Die Pilze.
D. Gemmen (Brutzellen, Chlamydosporen).
Unter Gemmen im eigentlichen oder engeren Sinne sind zu ver-
stehen Zellen mycelialer oder sonstiger Hyphen, welche Plasma, Fett, Glycogen
etc. speichern auf Kosten benachbarter Hyphentheile, die in Folge dessen ihren
Inhalt z. Thl. oder auch ganz einbüssen. Zu jenem Hauptcharakter treten dann
häufig noch Nebenmomente hinzu, wie mehr oder minder auffällige Vergrösserung
und besondere Gestaltung der Zellen, Verdickung der Membran und Färbung
derselben sowie des Inhalts.
Die Gemmen im engeren Sinne erfreuen sich besonders unter den Algenpilzen
weiter Verbreitung, werden jedoch auch bei manchen Mycomyceten angetroffen.
Doch herrscht bezüglich der Entstehungsweise in beiden Gruppen ein
bemerkenswerther, aus dem differenten Mycelcharakter erklärbarer Unterschied.
Wir haben gesehen, dass die Mycelien der Algenpilze der Scheidewände
entbehren. Die Gemmenbildung vollzieht sich hier nun in der Weise, dass sich
das Plasma an einer Stelle des Mycelschlauches in dichter Masse ansammelt und
dann nach der einen wie nach der andern Seite hin durch eine Querwand ab-
schliesst, Vorgänge, die sich an den verschiedensten Punkten des Mycels ab-
spielen können, bisweilen auch an fructificativen Fäden, zumal bei Mucor
racemosus vorkommen (Fig. 50, VIII).
Bei den echten Pilzen (Mycomyceten) dagegen sind, wie wir sahen, die
mycelialen und sonstigen Hyphen von vornherein gegliedert, daher kann natür-
lich die Gemmenproduction nur so erfolgen, dass das Plasma aus gewissen Zellen
durch die trennenden Querwünde hindurch in andere, unmittelbar benachbarte
oder entferntere hineinwandert (Fig. 1o, VII, VIII s. Erklärung.)
Die in Rede stehende Gemmenbildung im engeren Sinne kann im Allge-
meinen sowohl im Verlaufe der Fäden und Zweige stattfinden [intercalare
Gemmen (Fig. 10, VIIg)] oder an den Enden derselben [terminale Gemmen
(Fig. 10, VIII ac). Dabei entstehen sie an beiden Orten entweder isolirt
(Fig. 10, VIII abc) oder paarig (Fig. 10, VII g) oder in Ketten (Gemmenketten)
(Fig. 1o, VIII v)
Schliesslich werden die eigentlichen Gemmen aus dem Fadenverbande be-
freit und zwar dadurch, dass die Háute der inhaltslos gewordenen, abgestorbenen
Zellen sich allmählich auflösen.
Gemmenbildung in dem genannten Sinne haben u. A. constatirt BAIL!) für Mucorarten,
BnEFELD?) für Mucor racemosus, Mortierella Rostafinskii (Fig. 51, VIILg), Pilobolus anomalus, VAN
TIEGHEMS) für Mortierella simplex, tuberosa, pilulifera, strangulata, biramosa, fusispora, polycephala,
reticulata, candelabrum, Syncephalis reflexa und nodosa, Kickxella alabastrina, Rhizopus echinatus,
BAINIER S) für Syncephalis curvate, Mucor tenuis®). Betreffs der Mycomyceten sind zu erwähnen
WoRONIN’s 6) Beobachtungen an .4scobolus pulcherrimus, meine eigenen an Chaetomien?) und
E. FISCHER's®) an Sphaerobolus stellatus, Wo die Gemmen an Hyphen im Fruchtkórper entstehen.
1) Ueber Hefe. Flora 1857.
2) Ueber Gihrung IIL Landwirthschaftl. Jahrb. Bd. V, 1876.
3) Recherches sur les Mucorinées. Ann. se. nat. sér V, t. I7, VL t.-1. Troisiéme
memoire sur les Mucorinées. Das. Sér. VI, t. 4.
4) Observations sur les Mucorinées. Ann. sc. nat. sér. 6. t. 15. — Sur les Zygospores des
Mucorinées. Daselbst. — Nouv. Observations sur les zygospores des Mucorinées. Daselbst t. 19.
5) Ich selbst füge noch hinzu Mucor spinosus V. 'T. und MM. fragilis BAINIER.
$) pg Bany und WORONIN, Beitr. z. Morphol. II, pag. 9.
7) Zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. Nova acta. Vl. 42. 1881.
$) Zur Entwickelungsgesch. d. Gastromyceten. Bot. Zeit. 1884, pag. 460.
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