Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
  
  
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Abschnitt IT. Fructificationsorgane. 349 
früchte in mit Náhrlósungen gedüngten Brotscheiben entstehen. Wenn man also 
auf einem und demselben Substrat nur immer ein und dieselbe Fruchtform er- 
hält, so darf man hieraus noch nicht ohne Weiteres schliessen, dass der be- 
treffende Pilz überhaupt keine andere Fructification zu bilden vermöchte. 
Ferner ist hier zu beachten, dass bei schlechter Ernährung die Fructi- 
ficationsformen zumeist anderen Charakter annehmen, als bei guter. Ein schönes 
Beispiel bieten u. a. Aspergillus (Sterigmatocystis) sulfureus, der bei kräftiger Er- 
nährung die stattlichen Conidienträger von Fig. 29, I erzeugt, während bei 
schlechter Ernährung die winzigen Conidienträger entstehen, welche in Fig. 29, 
VIII, IX, X (s. Erklärung) abgebildet sind. 
F. Mechanische Einrichtungen zur Befreiung der Sporen. 
Wie wir sahen, entstehen die Sporen entweder an der Oberfläche gewisser 
Organe, oder sie werden innerhalb besonderer Behälter erzeugt. 
Es ist nun für eine schnelle Verbreitung und Vermehrung der Pilze von 
Wichtigkeit, dass diese Fortpflanzungszellen, nachdem sie das Reifestadium erreicht 
haben, von ihren Mutterorganen baldmöglichst und mit Sicherheit abgelöst, resp. 
aus ihnen herausbefördert werden, um alsbald durch Luftströmungen, Wasser oder 
Thiere hierhin und dorthin zur Ausstreuung zu gelangen. 
Eine Fülle der verschiedensten mechanischen Einrichtungen,dienochlange 
nicht alle erforscht worden, und von denen manche recht eigenartiger und com- 
plicirter Natur sind, ermóglicht diese Sporenbefreiung. Siesind im Folgenden gruppirt 
worden in dem Sinne, wie es die Ueberschriften der einzelnen Abschnitte besagen. 
1. Einrichtungen zur Ablósung der Conidien von einander und von 
ihren Trágern. 
Nach dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse lassen sich vier verschiedene 
Mittel unterscheiden, durch welche die in Kettenform gebildeten Conidien aus 
ihrem Verbande sowie vom Träger gelöst werden. 
Eine dieser Einrichtungen besteht, wie zuerst DE BARY zeigte, darin, dass sich 
zwischen je 2 aufeinanderfolgenden Conidien eine »Z wischenzelle« (Fig. 21, III u. 
IV zw) bildet. Es geschieht dies einfach, indem von der jungen Conidie durch 
eine im unteren Theile auftretende Querwand ein schmales Stück abgeschnitten 
wird (Fig. 21, III bei zz und IV bei zw). Während diese Zwischenzellen bei ge- 
wissen Pilzen sich auffällig verlängern (z. B. bei den Aecidien von Calyptospora 
Göppertiana KÜHN nach HARTIG, Fig. 21, IV) bleiben sie bei anderen (z. B. Aecidien 
von Zuccinia graminis nach KNv, Fig. 21, IIT) etwa auf der ursprünglichen Form 
stehen. Allmühlich erfolgt nun ein Absterben dieser Zellen, indem sie zunáchst 
ihren Inhalt verlieren (an die Conidien abgeben) worauf die Membran durch 
einen Vergallertungsprocess aufgelóst wird, und damit gelangen dann die 
Conidien in Freiheit. 
Eine andere und dabei hóchst eigenartige mechanische Einrichtung zur 
Isolirung kettenartig verbundener Conidien hat neuerdings WonowiN!) für gewisse 
Becherpilze (Sclerotinia-Arten) entdeckt. Die Conidien sind hier durch eine 
Membran von einander geschieden, welche sich in 2 deutliche Lamellen differenzirt 
(Fig. 52, III IV); ausserdem geht über alle Conidien die feine primäre Membran 
hinweg (Fig. 52, IV pr). Jede der erwähnten beiden Lamellen scheidet nun in 
der Mitte (die wahrscheinlich mit einem Porus ausgerüstet ist) einen kegelfórmigen 
!) Die Sclerotinienkrankheit der Vaccinium-Beeren. Mém. de l'acad. de St. Petersbourg. 
Sér. 7. t. 36. No. 6. 
  
  
  
  
  
  
      
  
  
  
 
	        
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