Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
380 Die Pilze. 
róthliche Masse dar) KmassER!) ist zu demselben Resultat gekommen, meint 
aber, das Nuclein sei im Plasma vertheilt, ein Zellkern fehle ganz. 
II. Zellbildung. 
A. Freie Zellbildung. 
Unter freier Zellbildung verstehe ich mit BERTHOLD u. À. ZIMMERMANN den 
Vorgang, dass innerhalb einer Mutterzelle, aus deren Plasma ein oder mehrere 
Tochterzellen entstehen, während die Membran der Mutterzelle hierbei unbe. 
theiligt bleibt, so dass die Tochterzellen mit der Mutterzellen von Anfang an 
nicht im Gewebeverbande stehen. 
Dieser Process vollzieht sich in erster Linie in allen Sporangien, mógen 
diese nun Zoosporangien, Oosporangien oder Schláuche (Asci) heissen. Doch 
verläuft er nicht überall in ganz derselben Weise; vielmehr lassen sich drei 
verschiedene Modi des Verlaufes unterscheiden, die man als Vollzell- 
bildung, als freie Zellbildung ohne Periplasma- und als freie Zell. 
bildung mit Periplasmabildung bezeichnet. 
1. Vollzellbildung oder Zellverjüngung. Sie besteht darin, dass sich der 
ganze Plasmakórper einer Zelle contrabirt und dabei von der Membran allseitig 
abhebt. Dabei kann er sich schliesslich mit eigener Membran umgeben. Die 
Vollzellbildung kommt z. B. vor bei den Achlyen und LZepßtomitus byriferus. 
Wenn námlich die Schwirmsporen aus den Sporangien ausgetreten sind, so um- 
geben sie sich mit Membran. Innerhalb derselben contrahirt sich nun der 
Plasmakórper und wandert dann als Schwürmspore aus der Mutterzellhaut aus, 
um sich erst spüter mit Membran zu umgeben (Fig. 45, V— VIII). 
Aehnliches findet sich bei Dictyuchus: Die Schwirmsporen verbleiben hier 
aber in den Sporangien in dichter Lagerung und umgeben sich jede mit einer 
Haut, wodurch das ganze Sporangium wie ein Netz erscheint (Zellnetzsporangium). 
Hierauf bildet sich in jeder der beháuteten Zellen durch Contraction eine neue 
Zelle, die als hautloser Schwürmer ausschlüpft. 
2. Freie Zellbildung mit Periplasmabildung.?) Das Charakteristische 
bei diesem Process liegt darin, dass zur Bildung der Tochterzellen nur der 
gróssere Theil des Plasmas verbraucht wird, der kleinere aber als »Periplasma« zu- 
nächst zurückbleibt um erst spüter für mechanische Zwecke, wie Verdickung 
der Membran, Verkettung der Sporen zu einem geschlossenen Complex oder 
als wasseranziehendes Mittel verwandt zu werden. 
Diese Art der freien Zellbildung kommt zunächst vor bei den Pythium-, 
Lagenidium-, Myzocytium-, Peronospora- und Cystopus-artigen Algenpilzen und 
zwar in deren Oosporangien, die nur je eine Oospore erzeugen. Besonders. 
deutlich sind nach meinen Beobachtungen die Vorgànge in den relativ grossen 
Oogonien von Cyszopus candidus, wie die Zeichnungen VII, VIII, IX in F ig. 44 zeigen. 
Zunächst treten in dem peripherischen Theile des Plasmas sehr zahlzeiche 
Vacuolen auf, welche die Hauptmasse des Plasmas nach der Mitte zusammen- 
dringen und das peripherische nur in Form von dünnen Platten und Strángen er- 
scheinen lassen (Fig. 44, VIL). 
Darauf werden die peripherischen Vacuolen grósser und die radiüren Plasma- 
platten in dieser Region an Zahl entsprechend vermindert, während sich etwa 
') Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiol. Inst. d, Wiener Universität XVIII u. Oestr, bot. 
Zeitschr. 85 (1885), pag. 373—377. 
?) Vergl. p BARY, Saprolegnien, SENKENBERG, Ges. Abhandl Bd. 12. 
   
  
  
  
   
   
   
     
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
	        
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