Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

386 Die Pilze. 
darum nichts mit sexuellen Verbindungen zu thun haben, weil eine Verschmelzung 
der Kerne nicht stattfindet, wie FiscH!) für einige Fálle besonders nachwies. 
Ueber den bei der Bildung von Zygosporen auftretenden Fusionsvorgang ist 
in dem Abschnitt »Zygosporenbildung:« bereits berichtet. Am allerhäufigsten 
kommen Fusionen an den Mycelien der Mycomyceten zu Stande. Der Vorgang ist 
im Wesentlichen derselbe, wie wenn Sporen fusioniren. In Fig. 15, II 27: habe ich 
einen Mycelstrang von Zio dargestellt, der zahlreiche Fusionsstellen zeigt; inFolge 
der dichten Nebeneinanderlagerung der Fáden blieben die Querverbindungen hier 
sehr kurz. Man pflegt solche Querverbindungen, gleichviel, ob eine wirkliche Fusion 
oder bloss Verwachsung eintritt, als »Anastomosen« zu bezeichnen; ja man 
wendet diesen Ausdruck auch für strangfórmige Querverbindungen an, wie sie 
z. B. an den Mycelsträngen vom Hallimasch (Agaricus melleus) auftreten (Fig. 16, ID). 
Zu den Fusionen gehören sodann auch die sogen. »Schnallenbildungen« 
oder »Henkelbildungen«, welche H. HorFMANN zuerst an den Mycelien der 
Basidiomyceten beobachtete. Nach BmErELD (Schimmelpilze, III) entstehen sie 
als winzige Kurzzweige in unmittelbarer Náhe einer Querwand, krümmen sich 
alsbald hákchenartig um und fusioniren dann mit der an jene Querwand stossenden 
Nachbarzelle. Nachträglich kann sich ein solches Aestchen gegen seine Mutterzelle 
durch ein Septum abgrenzen. Etwas Aehnliches kommt auch an den Promycelien 
von Ustilagineen (z. D. Usz/ago Carbo) vor. Bisweilen fusionirt ein solches Aestchen 
auch mit einer entfernter liegenden Zelle desselben Fadens oder mit einem ibm 
begegnenden Aestchen gleichen Ursprungs. Die Schnalle liegt entweder dem 
Faden dicht an, oder es bleibt ein kleiner Zwischenraum »Oehr« zwischen beiden. 
Endlich wurden Fusionen und Anastomosen auch an den fädigen Anfängen 
von Conidienfrüchten (z. B. Fumago?) sowie von Schlauchfrüchten (z. B. 
Eurotium,?) Pyronema*) beobachtet. In solchen Erscheinungen hat pEBanv ebenfalls 
Sexualitätsvorgänge erblickt, ohne dass jedoch derBeweis geliefert worden wáre, 
dass ein von Verschmelszung der Kerne — dem massgebenden Kriterium der 
Sexualitit — begleiteter Act vorläge. 
Abschnitt IV. 
Physiologie. 
A. Chemismus der Pilze. 
I. Die chemichen Bestandtheile. 
Wenn wir einen Pilz verbrennen, so erhalten wir, wie bei Verbrennung jedes 
anderen Organismus, einen festen feuersichern Rückstand, wáührend gasfórmige 
Kórper (Kohlenstoff, Sauerstoft, Wasserstoff und Stickstoff) entweichen. 
Jenen Rückstand nennt man Asche. Bei der Analyse derselben zeigt 
sich, dass sie aus Verbindungen besteht, wie sie in den Mineralien angetroffen 
werden. Man pflegt daher die Aschen-Bestandtheile als mineralische zu 
bezeichnen. Sie sind übrigens nicht sámmtlich in der Form im Pilzkórper vorhanden, 
in welcher sie die Analyse nachweist. 
1) Ueber das Verhalten der Zellkerne in fusionirenden Pilzzellen. ^ Tagebl. d. 58. Vers. d. 
Naturf. und Aerzte, Strassburg 1885. 
2) Zorr, die Conidienfrüchte von Fumago. Nov. Act. Bd. 40. 
3) DE BARY, Morphol. pag. 214 u. 219. 
4) KIHLMANN, Zur Entwickelungsgeschichte der Ascomyceten. Act. Soc. Sc. Fennicae t. 13. 
  
  
     
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
     
  
   
    
     
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