Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

     
   
  
  
   
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
424 Die Pilze. 
Hyphen vorhanden, welche unter dem oberflächlichen Gallertfilz der Huthaut 
eine besondere Schicht bilden. 
In Alkohol, Benzol, Chloroform, Aether ist er löslich, in Wasser nicht. Der Ver- 
dunstungsrückstand stellt eine rothbraune, klebrige, harzähnliche Masse dar, welche durch Säuren 
und Alkalien nicht verändert wird. Kocht man die concentrirte alkoholische Lösung mit ent- 
sprechender Menge 30% Kalilauge, so wird er von dem Alkali in gelöster Form aufgenommen 
und kann sowohl durch Chlornatrium, als durch viel kaltes Wasser in braunen Flocken ausge- 
fällt werden. Letztere lösen sich in Aether mit gelbbrauner Farbe. Beim Stehen der rothen 
Lösung oder ihres Verdunstungsrückstandes an der Luft tritt, infolge von Oxydation, gleichfalls 
Braunfärbung ein. Der braune Farbstoff, das oxydirte Harz, ist noch in Aether, aber nicht mehr 
in Alkohol löslich. Spectroskopisch ist der Farbstoff wenig charakteristisch. 
Er scheint zu entstehen aus einem in jenen Gomphidius-Arten vorkommenden gelben 
Pigment, und zwar durch Oxydation. Die Gründe hierfür sind bei BACHMANN (l. c.) ange- 
geben. 
5. Rother Farbstoff des Fliegenpilzes (Amanita muscaria), in den 
Zellwandungen des Hutes vorkommend, von SCHROTER') und WEIss?) erst theil- 
weise untersucht. 
Man gewinnt das Pigment durch Extraction der abgezogenen Huthaut mit Alkohol; doch 
ist es auch in Wasser theilweise löslich. Die rothe Lösung zeigt intensiv grüne Fluorescenz. 
Süuren und Alkalien bringen keine Farbenveränderungen hervor. »KEine gesättigte Lösung zeigt 
im Spectroskop keine Absorptionsstreifen, sondern nur eine zunehmende Trübung des Spectrums 
von 70 an, von 74 an Absorption. « 
6. Ruberin (PHIPSON.)?) 
In Wasser und Alkohol löslich mit rosenrother Farbe, blau fluorescirend. In verdiinnter 
Lösung zeigt er 2 Absorptionsbinder im grünen Theile des Spectrums. Ob der Farbstoft 
den Membranen oder dem Inhalt eingelagert ist, weiss man nicht, 
Nach W. SCHNEIDER*) kommt in Clavaria fennica (?) und Helvella esculenta ein rother Farb- 
stoff vor, der sich in Glycerin, sowie in Wasser und Alkohol löst; doch erscheint der wässrige 
und alkoholische Auszug mehr orangeroth und fluorescirt in Roth; das Spectrum zeigte eine 
düstere Verschleierung und eine Verdunkelung nach dem Roth und Auslöschung des Violett, 
Genauere Untersuchung fehlt. 
Eben so wenig bekannt ist der rothe Farbstoff im Inhalt der Milchsaftgefässe des Reizkers 
(Lactarius deliciosus).®) 
7. Thelephorsäure, Zopr®). Membranfarbstoff der Thelephoren (un- 
scheinbaren, erdbewohnenden, auf Heiden und in Kiefernwäldern häufigen Basidio- 
myceten mit schmutzig zimmtbraunem, rothbraunem oder violettbraunem Colorit), 
bei Zh. palmata ScoP., flabelliformis FR., caryopAyllea Scnàrr., ferrestris EHRE, 
coralloides FR., crustacea SCHUM., intybacea PERS., laciniata PERS., neuerdings auch 
bei Stachelschwämmen (Hydnum ferrugineum, H. repandum) gefunden. 
Man gewinnt ihn durch Extraction der getrockneten Pilze mit kaltem oder heissem Alko- 
hol. Der Auszug besitzt schón weinrothe (bei einigen Arten ins Gelbliche gehende) Färbung 
und giebt beim Verdampfen einen Rückstand, der nach Reinigung mit Aether, Chloroform, 
Methylalkohol, kaltem und heissem Wasser schón veilchenblaue bis indigoblaue Färbung zeigt 
1) Ueber einige durch Bacterien gebildete Pigmente. Beitr. z. Biol. II, pag. 116. 
2) Ueber die Fluorescenz der Pilzfarbstoffe. Sitzungsber. d. Wiener Ak. 91 (1885) pag. 447 
3) Ueber den Farbstoff (Ruberin) und das Alkaloid (Agarythrin) in Agaricus ruber. Chem. 
News 56, pag. 199—200 (cit. Ber. d. deutsch. chem. Ges. 1883, pag. 244). 
4) Sitzungsber. d. schles. Ges. f. vat. Cultur 1873 u. Bot. Zeit. 1873, pag. 403. 
5) Vergl. H. Weiss, Ueber gegliederte Milchsaftgefüsse im  Fruchtkórper von Lactarius 
deliciosus.  Sitzungsber. d. Wiener Akad. Bd. 91, pag, 194. 
6) Ueber Pilzfarbstoffe. Bot. Zeit. 1889, No. 4— 6.
	        
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