Die Pilze.
11) Cholin wurde von HARNACK im Fliegenschwamm, von R. BoEHM!) in
Boletus luridus (Hexenpilz) und Amanita pantherina (Pantherschwamm) gefunden,
hier zu ca. o12 der Trockensubstanz; von BôHM und Kürz?) auch in der ess-
baren Morchel (Helvella esculenta).
12) Ustilagin haben RADEMAKER u. FISCHER?) ein Alkaloid genannt, das sie
aus dem Maisbrand (Ustilago Maydis) isolirten. Es besitzt intensiv bitteren
Geschmack, ist in Aether und Wasser leicht lóslich und bildet in Wasser lósliche
Salze, deren Lósungen durch Kaliumquecksilberjodid gefällt werden. In conc.
Schwefelsäure löst es sich mit dunkler Farbe, welche allmählich in intensives
Grün übergeht, durch Eisenchlorid wird es dunkelroth. Auch Trimethylamin
wurde in dem Pilz gefunden.
X. Gallenstoffe.
Cholesterin, (C,,H,,O). Dieser bekanntlich in der Galle der höheren
Thiere (Gallenfett) sowie in Samen der hóheren Pflanzen (z. B. Bohnen, Erbsen)
etc. vorkommende Kórper wurde auch bei Pilzen bereits nachgewiesen und dürfte
sich hier einer grösseren Verbreitung erfreuen. STAHL und Hôxn*) sowie
GANSERS) constatirten sein Auftreten in den Sclerotien des Mutterkorns
(Claviceps purpurea), woselbst er aber nur zu 0,036% vorhanden. Im Frucht
korper des Larchenschwammes (Polyporus officinalis) wies ihn SCHMIEDERS)
nach. Auch in den Zellen der Bierhefe ist er gefunden worden und zwar von
0. Low."
Einen dem Ch. nahestehenden Stoff fand Boum®) im Hexenpilz (Boletus lu-
ridus).
Das Ch. bildet farblose, glinzende, rhombische Blittchen oder Nadeln, ist geschmack- und
geruchlos, unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol, Aether und fetten Oelen, und schmilzt bei
145° Mischt man eine Chloroformlósung mit conc. Schwefelsäure, so färbt sich dieselbe blut-
roth. — Zum Nachweis von Cholesterin in Fetten der Hutpilze etc. schmilzt man das Fett im
zugeschmolzenen Rohr mit Benzoësäure oder Benzoësäureanhydrid zusammen, wodurch Cholesterin-
benzoat entsteht, das in siedendem Alkohol fast unlöslich ist, aus Aether in characteristischen
rechtwinkligen Tafeln krystallisirt (SCHULZE in BErLsTEIN's Handb. Bd. IT).
XI. Eiweissstoffe (Proteinstoffe, Albuminate), Amide und Verwandte.
1. Eiweissstoffe.
Auf den Gehalt an Eiweissstoffen sind bisher fast ausschliesslich nur die
Früchte der hóheren Pilze und zwar der Hutpilze, Bauchpilze, Morcheln und
'Trüffeln untersucht worden, einmal, weil sich von den in Betracht kommenden
Species leicht genügende Mengen von Material beschaffen lassen und anderer
seits, weil solche Untersuchungen in die Nahrungsmittellehre hineinschlagen, also
1) Arch. f. exp. Pathol, Bd. 19, pag. 60.
2) Arch. f. exp. Path. 19.
3) Ueber Ustilagin und die andern Bestandtheile von Ustilago Maydis, Zeitschr.
Apoth.-Vereins, Bd. 41. 419—421 (Chem. Centralbl. 1887, pag. 1257).
4) Arch. f. Pharm., Bd. 187, pag. 36.
5) Arch. d. Pharm. 1871.
6) Chem. Bestandtheile des Polyp. officinalis. Arch. d. Pharm. Bd. 224. (1886) pag. 648.
7) NAaELI Ueber die chem. Zusammensetzung der Hefe. Sitzungsber. d. Münchener Aka-
demie, 4. Mai 1878. Vorher schon hatte HoPPE-SEYLER »Ueber die Constitution des Eiters.«
Med.-chem. Unters. Heft 4. pag. 500, Cholesterin aus Hefe isolirt.
8) Arch, f. exp. Pathol, Bd. 19, pag. 64.
d. ôstr.