440 Die Pilze.
Die Elemente Magnesium und Calcium können nach NÄGELI einander
ersetzen; ebenso können sie durch Baryum oder Strontium ersetzt werden?)
nicht aber durch Kalium etc. Bei den Kulturen verwendet man Magnesium als
Sulfat (MgSO,) und Calcium als Chlorcalcium (Cl,Ca) oder Calciumnitrat
(Ca(NOjy),) oder dreibasisch phosphorsauren Kalk (Ca,P503)-
2. Die organischen Nährstoffe.
Die Pilze sind sowohl auf stickstoff-, als auf kohlenstoffhaltige orga-
nische Verbindungen angewiesen.
Was zunächst die Quellen des Kohlenstoffs anbetrifft, so kann derselbe
nach NAGELI einer grossen Anzahl von organischen Verbindungen entnommen
werden. Es ernähren bei Zutritt von Luft fast alle Kohlenstoffverbindungen, so-
fern sie in Wasser löslich und nicht allzu giftig sind. Von schwach giftigen °
Kohlenstoffverbindungen ernähren beispielsweise: Aethylalkohol, Essigsäure, von
stärker giftigen: Phenol (Carbolsäure), Salicylsäure, Benzoësäure. Doch giebt es
nach NäceLI einige Verbindungen, aus denen, trotz ihrer nahen chemischen Ver-
wandtschaft mit nährenden Substanzen, die Pilze den Kohlenstoff nicht zu assi-
miliren vermögen. Dahin sollen, ausser den unorganischen Verbindungen
Kohlensäure und Cyan, nach Nigel: Harun stoff, Ameisensáure, Oxal-
süáure, Oxamid gehóren; ferner selbstverstándlich die in Wasser unlóslichen
höheren Fettsäuren und die Huminsubstanzen, sofern sie ebenfalls wasserun-
löslich erscheinen,
Dagegen wurde von DiAKONOW?) neuerdings nachgewiesen, dass Penicillium
glaucum auch aus Ameisensáure und aus Harnstoff seinen Kohlenstoffbedarf
zu decken vermag.
Bezüglich der Ernáhrungstüchtigkeit macht sich, wie von vornherein
zu erwarten, unter verschiedenen Kohlenstoffverbindungen eine grosse Ver-
schiedenheit geltend. Nach seinen Erfahrungen in dieser Beziehung ordnete
NàckLI die Kohlenstoffquellen in folgende, natürlich nur bedingte Gültigkeit be-
anspruchende Reihe:?)
1. Die Zuckerarten.
2. Mannit, Glycerin; die Kohlenstoffgruppe im Leucin.
3. Weinsäure, Citronensäure, Bernsteinsáure; die Kohlenstoffgruppe im As
paragin.
4. Essigsáure, Aethylalkohol, Chinasáure.
s. Benzoésáure, Salicylsáure, die Kohlenstoffgruppe im Propylamin.
6. Die Kohlenstoffgruppe im Methylamin; Phenol.
Die Zuckerarten, insbesondere Traubenzucker, sind daher als die besten
Kohlenstoffquellen anzusehen.
1) Mycoderma vini hat indessen (nach WINOGRADSKI 1. c.) Magnesium durchaus nóthig,
wührend Calcium für dasselbe bedeutungslos sei. Es wurden nämlich von W. 4 vergleichende
Culturen angestellt, in denen die Nührflüssigkeiten gleiche Mengen organischer Stoffe, sowie von
Phosphorsüure nnd Chlorkalium enthielten, und nur in den Salzen alkalischer Erden von ein-
ander verschieden waren. Kolben I enthielt MgSO,, Kolben IL. CaSO,, Kolben III SrS0,
Kolben IV nur K,SO, zur Controle. Nur in Kolben I entwickelte sich eine schóne Haut,
während in den übrigen gar keine Entwickelung stattfand.
2) Organische Substanz als Nährsubstanz. Berichte d. deutsch. bot. Ges. Bd. 5 (1887),
pag. 380— 387.
3) Eine Gähithätigkeit der Zellen, sowie giftige Wirkungen hervorbringende Concentration
einzelner Verbindungen ist dabei ausgeschlossen gedacht.