Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 4. Band)

   
  
446 Die Pilze. 
nach meinen Untersuchungen aus einem wasserlóslichen gelben Farbstoft 
hervorzugehen, nach E. BACHMANN dürfte Aehnliches auch bei Gomphidius-Arten 
stattfinden. 
Welche Stoffe zur Bildung von Flechtensäuren, Farbstoffen etc. dienen, 
bedarf ebenfalls noch der Ermittelung. 
B. Reservestoffe. 
Als verbreitetster Inhalts-Reservestoff dürfte wohl Fett (fettes Oel) anzu- 
sprechen sein, da es sich in fast allen sogenannten Dauerorganen (Dauer- 
sporen, Gemmen, Dauermycelien) aufgespeichert findet und bei der Keimung 
derselben verbraucht wird. In manchen Sclerotien mit stark verdickten Zell- 
membranen stellt die Cellulose-Masse der letzteren gleichfalls einen Reserve- 
stoff dar, denn auch diese Zellhäute werden bei der Keimung zur Bildung der 
aus den Sclerotien hervorkeimenden F ruchtträger, Fruchtkôrper oder Mycelfäden 
verbraucht. Als Inhaltsreservestoff scheint nach ERRERA bei manchen Sclerotien 
Glycogen zu fungiren!). 
Endlich führen die Conidien der Mehlth aupilze, wie ich neuerdings nach. 
wies, eigenthümliche winzige Kórperchen, welche aus einem der Cellulose-Reihe 
angehórigen Kohlehydrate bestehen, und ebenfalls die Bedeutung eines Reserve- 
stoffes beanspruchen (siehe Fibrosinkórper, pag. 375). 
C. Zur Ausscheidung kommende Stoffwechselprodukte. 
I. Fermente (Encyme). 
Die Fähigkeit, »Fermente« abzuscheiden, theilen die Pilze sowohl mit den 
Schizomyceten und Mycetozoen, als auch mit höheren Pflanzen und Thieren. 
Den Proteinstoffen nahestehend sind diese Kórper dadurch ausgezeichnet, 
dass eine geringe Quantität derselben im Stande ist, relativ grosse Mengen 
gewisser organischer Stoffe überzuführen in andere Verbindungen?) z. B. hart- 
gekocbtes Hühnereiweiss in Peptone, Rohrzucker in Invertzucker, Stärke in Trauben- 
Zucker etc. 
Bei der Ernáhrung spielen die Fermente insofern eine bedeutsame Rolle, 
als sie von Hause aus nicht diosmirfáhige Nährstoffe diosmirfáhig und damit erst 
nihrtiichtig machen. 3) 
Die gewöhnlichen Bierhefen z. B. können von einer noch so passend zu- 
sammengesetzten Rohrzuckerlósung nicht ohne Weiteres ernährt werden, weil 
letztere nicht durch die Pilzmembranen hindurchgeht. Nun scheiden aber diese 
Hefepilze ein Ferment aus, das den Rohrzucker umwandelt in Invertzucker, der als 
solcher leicht durch die Zellmembranen diosmirt, um im Innern der Zelle zer- 
legt zu werden. 
  
  
1) Les reserves hydrocarbonées des Champignons. Compt. rend. 1885. 
?) So geniigt nach PAYEN u. PERSOZ (ScHÜTZENBERGER, Gührungserscheinungen pag. 250) 
1 Gewichtstheil des diastatischen Ferments zur Lóslichmachung von 2000 Gewichtstheilen 
Stärke. 
3) Diese Wirkung auf die Nährstoffe beruht, wie man annimmt, auf hydrolytischen Spaltungen, 
indem jedes Molecül der fermentesciblen Stoffe unter Aufnahme von ein oder mehreren Molecülen 
Wasser in zwei oder mehr Molecüle gespalten wird, 
    
    
   
    
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
    
    
   
  
  
  
  
	        
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